Ein bewegender Besuch im Hospiz- eine vollkommen neue Erfahrung

Vor einigen Wochen beschäftigten wir uns im Religionsunterricht in Form eines Referates mit dem Thema „Was ist die ambulante Hospizbewegung, was ist ein Hospiz und was ist eine Palliativstation?“. Da uns nach einer theoretischen Auseinandersetzung mit der Geschichte der Hospizarbeit und deren Aufgaben und Zielen ein praktischer Einblick ermöglicht werden sollte, organisierten wir mit unserer Arbeitsgruppe, zu der neben mir Lena, Miriam und Zeynep gehörten, für den 09.01.2014 einen Besuch im stationären Hospiz in Wetten.

Im Jahr 1997 wurde der Hospiz-Verein Kevelaer e.V. gegründet. Seit dem Jahr 2007 besteht nun das heutige Hospiz-Gebäude in Wetten. Die gelernte Krankenschwester Birgitt Brünken ist die Leiterin des Hospizes. Sie begrüßte uns freundlich und stand uns für ein ausführliches Gespräch zur Verfügung. Nach dem Gespräch folgte dann ein Rundgang durch die hellen und freundlichen Räumlichkeiten des Hospizes, die wir – mit unseren Erfahrungen aus Krankenhauspraktika – gar nicht so schön und wohnlich erwartet hatten.

In diesem Hospiz gibt es zehn Einzelzimmer für die Gäste. Das Gebäude ist mit einem Vortragsraum, einem so genannten „Raum der Stille“ (der vom LFS- Berufskolleg gestaltet wurde), einem Raucherzimmer, einem Angehörigen-Zimmer und einem Tagesraum ausgestattet.

Im Hospiz arbeiten 16 hauptamtliche Mitarbeiter, ein Hausmeister, eine Putzfrau und 36 ehrenamtliche Mitarbeiter. Frau Brünken sah man an ihrer Ausstrahlung genau das an, was sie uns sagte, nämlich dass sie die Arbeit als „glücklich-machende Arbeit“ erlebt.
Ebenfalls wird das Hospiz von Hausärzten, Schmerztherapeuten, Psychologen und Palliativmedizinern unterstützt. Eine weitere Unterstützung geht vom Förderverein mit aktuell 386 Mitgliedern aus. Das Durchschnittsalter der Gäste im Hospiz beträgt ca. 60 Jahre, wobei der jüngste Gast 19 Jahre und der älteste Gast 98 Jahre alt war. Ca. 5% der Gäste sterben an chronischen Krankheiten und ca. 95% an bösartigen Krebserkrankungen, erklärte uns Frau Brünken.

Viele von uns hatten vor dem Besuch Angst, das Hospiz zu betreten, da sie ein Hospiz mit negativen Gedanken verbunden haben. Diese Ängste waren allerdings bei allen schnell verschwunden. Auch letzte Skepsis wurde durch den informativen aber auch sehr emotionalen Vortrag von Frau Brünken beseitigt.
Wir lernten, dass die Gäste hier möglichst genauso leben sollen, wie sie zuvor zu Hause gelebt haben. Außerdem wird im Hospiz Leiden lindernde Arbeit und Palliativpflege durchgeführt, um die Lebensqualität der Gäste zu steigern. Zu Beginn des Einzuges eines Gastes wird deshalb ein Biographiebogen angelegt, d.h. es wird zum Beispiel notiert, wie der Gast schläft (auf welcher Seite oder auf dem Rücken oder Bauch), welche Ess- und Trinkgewohnheiten er hat, welche Lebensgewohnheiten er hat und wie spät er morgens geweckt werden möchte. Dieser Bogen soll bewirken, dass die Gewohnheiten des Gastes weiterhin beibehalten werden können.

Ebenfalls wird zu Beginn des Aufenthaltes nach Wünschen gefragt, die die Mitarbeiter des Hospizes mit viel Unterstützung zu erfüllen versuchen. Pommes zum Frühstück, die Hochzeit der Tochter miterleben, ein letztes Mal ans Meer oder noch einmal Heiligabend miterleben. All das sind Wünsche, die den Gästen gerne erfüllt werden, soweit das möglich ist – auch wenn Heiligabend dafür manchmal sogar schon am 27. November gefeiert wird:-)

Möchte der Gast Angehörige, wie z.B. den Ehepartner, bei sich haben, hat dieser die Möglichkeit, mit dem Gast ins Hospiz einzuziehen. Zieht keiner der Angehörigen mit ein, haben diese die Möglichkeit, die Gäste im Hospiz zu jeder Uhrzeit zu besuchen. Frau Brünken erklärte, dass auch die Katze oder z.B. der Papagei mit ins Hospiz einziehen kann, wenn der Gast sein Haustier bei sich haben möchte. Der Aufenthalt ist für den Gast glücklicherweise kostenlos, da 90% der Kosten von der Krankenkasse getragen werden und die restlichen 10% von Spenden gedeckt werden.

Abschließend sind wir – die FH12 S4 – sehr dankbar dafür, dass uns dieser unvergessliche Einblick in ein Hospiz ermöglicht wurde, der uns gezeigt hat, wie würdevoll die letzte Lebensphase dank der Hospizarbeit erlebt und gestaltet werden kann. Diese Eindrücke haben bei den meisten von uns zu einer völlig neuen Sicht auf diese Phase des Lebens geführt. Wir wissen jetzt, dass auch dann noch ganz viel möglich ist, wenn einer, der sich mit der Hospizarbeit bisher noch nicht beschäftigt hat, eigentlich schon gar nichts mehr für möglich hält.

Vor allem sind wir Frau Brünken für den zu Herzen gehenden und emotionalen Vortrag sehr dankbar, der uns die Arbeit und das Leben im Hospiz verständnisvoll nahe gebracht hat.


Text: Sascha Froese (FH12/S4)
Fotos: Andreas Mäteling


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