Mein erster Besuch im Hospiz – ein Ort, wo Wünsche wahr werden können

Schon seit einigen Wochen hatten wir uns im Religionsunterricht und auch im Fach Pflege/Gesundheit mit dem Thema Hospizarbeit beschäftigt. Doch am Ende der Unterrichtseinheit kam dann der Moment, vor dem es einigen von uns mulmig war. Zusammen mit unserem Lehrer Herrn Mäteling stand der Besuch im Hospiz Wetten an.

Ein Hospiz scheint auf den ersten Blick ein Ort der Trauer, des Abschiednehmens und des Sterbens. Aber – wie wir hier erfahren durften – ist es ebenso ein Haus der Freude und des Trostes, indem Wünsche wahr werden. Nicht der Wunsch nach einem längeren Leben, sondern der Wunsch nach einem intensiven und würdevollen letzten Lebensabschnitt steht hier im Vordergrund. Sei es ein kühles Bier, ein leckeres Mittagessen oder ein letztes Mal das Meer sehen oder den Klang eines Motorrades hören, all diese Wünsche werden erfüllt, um den Menschen einen würdevollen Abschied zu ermöglichen. Hier wird nicht das körperliche Heilen angestrebt, es wird vielmehr die Seele geheilt.

Für mich, der ich im Vorfeld meines ersten Besuches mit vielen Bedenken und – wie sich herausstellen sollte – mit einigen falschen Vorstellungen von einer im Hospiz vermutlich vorherrschenden traurigen Grundstimmung das Hospiz in Wetten betreten habe, war es unglaublich berührend und tröstend zu sehen, dass es einen Ort gibt, an dem man nicht einfach nur ein Sterbender ist, sondern vielmehr ein Mensch, der von den fachlich hoch qualifizierten und mitfühlenden Mitarbeiter/innen bis zuletzt mit allen seinen Wünschen, Ängsten und Stärken angenommen und respektiert wird. All das kann einem vielleicht nicht die Angst vor dem Tod nehmen, aber gewiss Hoffnung spenden und Mut machen sein Leben in der letzten Lebensphase anzunehmen und die verbleibenden Tage mit Leben zu füllen. Mit meinem neuen Wissen über diesen lebenswerten Ort Hospiz sehe ich nun manches anders, wenn ich an diese Phase des Lebens denke.

Ich bin dankbar dafür, dass Frau Brünken, die Leiterin des Hospizes, mir und meinen Mitstudierenden die Möglichkeit gegeben hat, einen Einblick in die Atmosphäre des Hospizes zu bekommen und uns mit ihrem Engagement für die Hospizarbeit angesteckt hat.

Text: Stephan Eumes (HEP/O)
Foto: Andreas Mäteling


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