Das Hospiz in Wetten – ein gastliches Haus für alle

Am 20.03.12 machte sich unsere Klasse per Bus auf den Weg nach Wetten, um das Hospiz des Hospizvereins Kevelaer e.V. zu besuchen. Als wir dort ankamen, begrüßte uns eine sehr nette und offene Dame, welche die Leiterin des Hospizes ist. Ihr Name ist Birgitt Brünken. Sie führte uns in einen Raum, wo eine große Tafel mit Getränken für uns eingedeckt war, so dass wir uns gleich sehr willkommen fühlten. Bei diesem ersten Gang durch den ansprechenden, mit Bildern und Blumen gestalteten Eingangsbereich des Hospizes fiel uns schon auf, dass eine sehr ruhige und wohnliche Atmosphäre im gesamten Haus herrschte.

Nachdem wir alle Platz genommen hatten, begannen wir unsere ersten Fragen an Frau Brünken zu stellen. Da wir schon einiges an Vorwissen zur Hospizarbeit aus vorheriger schulischer Erarbeitung besaßen, interessierte uns zuerst einmal wie genau dieses konkrete Hospiz aufgebaut ist und welche Personen in diesem Haus überhaupt arbeiten. Die Antworten auf unsere Fragen waren sehr vielfältig.

Zuerst die Fakten:
Im Hospiz in Wetten können 10 Gäste betreut werden. Die Gäste wohnen im Durchschnitt 17,5 Tage in der Einrichtung. Die längste Zeit, die ein Gast in der Einrichtung verbracht hat, waren 17 Monate. Im Gegensatz dazu war der kürzeste Aufenthalt ein Aufenthalt von 45 Minuten. 95% der Gäste sind schwer krank und 5% der Gäste sind chronisch krank, wie beispielsweise ein Gast, der an HIV leidet.
Im Hospiz gibt es fünfzehn festangestellte Mitarbeiter. Dazu kommen noch ein Hausmeister und eine „gute Fee“ des Hauses. Des Weiteren helfen 36 ehrenamtliche Mitarbeiter bei der täglichen Arbeit im Hospiz. Diese widmen sich alle den verschiedensten Aufgabenbereichen. Die einen kümmern sich um die Dekoration im Haus, die anderen eher um die Freizeitgestaltung der Gäste, aber auch die Betreuung der Gäste ist ein Arbeitsbereich der ehrenamtlichen Mitarbeiter. Außerdem kommen regelmäßig Seelsorger, Hausärzte, Psychologen und Therapeuten ins Hospiz.

Im Anschluss daran interessierte uns die Pflege der so genannten Gäste (der Begriff geht auf die Bezeichnung Hospiz = Herberge zurück). Bei der Beantwortung unserer Fragen stellten wir fest, dass die Pflege der Gäste sehr individuell gestaltet wird. Zum Beispiel bei der Körperpflege wird sehr darauf geachtet, dass für die Gäste nur das verwendet wird, was sie gewohnt sind und was ihren Bedürfnissen entspricht, z.B wird nur das Shampoo verwendet, welches der Gast immer verwendet hat und es wird nicht irgendein Pflegemittel eingesetzt. Der Gast steht mit seinen Wünschen und Bedürfnissen im Mittelpunkt.

Weitere interessante Aspekte waren die sehr speziellen Wünsche der Gäste. Frau Brünken erzählte von sehr unterschiedlichen Wünschen, wie z.B., dass ein Gast unbedingt nochmal zum Meer wollte, was auch innerhalb kürzester Zeit realisiert wurde. Ein anderer Gast verspürte um halb sieben morgens die Lust, eine Portion Currywurst mit Pommes und Mayo zu verspeisen. Dieser Wunsch wurde ebenfalls unmittelbar danach in die Tat umgesetzt. Daran erkennt man, dass jeder auch noch so individuelle Wunsch von den Mitarbeitern wahrgenommen wird und dass das Bestreben da ist, diesen auch zu erfüllen.

Zu den wichtigen Punkten gehört auch im Hospiz in Wetten die Arbeit mit den Angehörigen der Gäste, denn diese brauchen oft auch eine sehr intensive Betreuung um sich besser mit dem Thema Tod auseinandersetzen zu können. Wir haben erfahren, dass hierbei Offenheit und Ehrlichkeit das erste Gebot sind.

Zum Ende unseres Besuches bekamen wir noch eine Führung durch das gesamte Hospiz. Uns wurden die unterschiedlichsten Räume gezeigt. Unter anderem der Raum der Stille, welcher von einer Schülergruppe unserer Schule eingerichtet wurde. Ein Eyecatcher war auch das große Gemeinschaftszimmer im Erdgeschoss, welches mit großen Fenstern und direktem Durchgang in den sehr einladenden Garten ausgestattet war.
An den Wänden im Flur waren immer wieder Bildcollagen mit fröhlichen Gästen zu erkennen, welche das abwechslungsreiche und – gerade – auch angesichts des Todes lebenswerte Leben im Hospiz wiederspiegelten. Im Anschluss an die Führung gestalteten wir noch eine Seite im Gästebuch.

Ein herzliches Dankeschön an Frau Brünken, die uns diesen intensiven Einblick in das Hospiz und die Hospizarbeit ermöglicht hat. In den vielen Gesprächen zwischen uns im Anschluss an den Besuch, konnte man erkennen, dass uns die Eindrücke sehr bewegt haben und auch bei dem einen oder anderen die Sicht auf die vermeintlich „schreckliche“ letzte Lebensphase verändert haben.

Text: Jan Billekens FH/12 S3
Fotos: Andreas Mäteling


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