Ein Freiwilligenjahr im Amani-Kinderdorf in Tansania

„Karo“ und „Ush“, zwei Schreinerinnen aus Rheinland-Pfalz, berichteten von ihrem Freiwilligenjahr im Amani-Kinderdorf in Tansania, das auch von Schülerinnen und Schülern unseres Berufskollegs unterstützt wird.

Am 4. Dezember 2009 sollten wir uns in der 5. und 6. Stunde im Konferenzraum treffen, denn wir hatten Besuch, wichtigen Besuch, nämlich „Karo“ und „Ush“, die ihre Erlebnisse und Erfahrungen in Afrika gerne mit uns teilen wollten. Eigentlich heißen sie Karolina Erbelding und Ursula Thewes. Beide sind ausgebildete Schreinerinnen aus Rheinland-Pfalz, haben ein Jahr in Tansania verbracht und sind nun seit einem Monat „wieder im Lande“. In der Schreinerei des Amani-Kinderdorfs in Kilolo haben sie einen Frei­willigenjahr absolviert, in dem sie viele Dinge erlebten und lernten, von denen sie uns in einer spannenden Doppelstunde erzählt haben.

„Erfahrungen machen und Leuten helfen kann man auch hier“, würde vielleicht so mancher Außenstehende behaupten, aber solche Erfahrungen sammeln und neue Abenteuer erleben wie Karo und Uschi kann man wahrscheinlich nur im Ausland, in diesem Fall in Ostafrika.

Die beiden erzählten von vielen Dingen, die sie erlebt haben, von den Menschen und deren Mentalität, von den Essgewohnheiten bis hin zu den „Lifties“ genannten Mitfahrgelegen­heiten. „Dort sind die Menschen viel offener“, sagte Uschi ganz begeistert. Körperkontakt mache den Menschen dort keine Angst, wie man zum Beispiel bei den „Lifties“ merke. „Man hat vielleicht auch mal eine fremde Hand auf dem Knie oder einen Ellbogen unter den Ach­seln. Am Anfang ist das vielleicht gewöhnungsbedürftig, nach einer Zeit gewöhnt man sich allerdings schnell daran, und es ist auch nicht unangenehm.“

Die afrikanische Esskultur war für die beiden deutschen Schreinerinnen auch ungewohnt. „Ugali“ (Maisbrei) wird jeden Mittag und Abend serviert und „schmeckt nach nix“. Fleisch ist dort eine Rarität, weil es sehr teuer und meistens den wohlhabenderen Menschen vorbe­halten ist. Hühnchen jedoch wird öfter serviert, da auch fast in jedem Haushalt welche gehalten werden.

Im Amani-Kinderdorf gibt es eine Schreinerei, bei der Karo und Uschi beide als Schreine­rinnen angestellt waren. Dort gehen verschiedene Aufträge der Region ein und werden aus­geführt. Das Kinderdorf hat durch ein Wasserkraftwerk Elektrizität, anders als das ca. 2 ½ km entfernt gelegene Dorf Kilolo. Die Schreinerei hat strombetriebene Maschinen, mit deren Hilfe Bretter schnell gehobelt und abgerichtet werden können, was mit der Hand Stunden dauern würde. Auch werden dort Fenster, Türen und Möbel für das Kinderdorf und andere Auftraggeber gefertigt, wobei darauf geachtet wird, den einheimischen Betrieben keine Auf­träge wegzunehmen.

Auf Sicherheit und Schutz legen die tansanischen Arbeiter jedoch nicht besonders viel Wert. „Die arbeiten dort alle mit Flip-Flops, und denen passiert nix, aber als ich einmal keine Sicherheits-Schuhe anhatte, habe ich mir gleich den Zeh aufgerissen“, erzählte Karo. „Die haben’s einfach im Gefühl, wann man die Füße wegziehen muss und wann nicht.“

Die Wochenenden verbrachten Karo und Uschi meistens in der nahe gelegenen Stadt Iringa. Eine Handyverbindung gibt es auch im Kinderdorf, das Internet muss man jedoch in einem Internetcafé in der Stadt nutzen. Und dort gibt es auch Möglichkeiten, abends auszugehen. Die Busse in die Stadt fahren meistens mit sehr großer Verzögerung. Man sollte, vor allem als Deutscher, lernen, nicht mehr so viel Wert auf Pünktlichkeit zu legen und die Ungeduld etwas abzuschalten. „Die Busse fahren, wenn sie voll sind.“

Kriminalität ist in größeren Städten sehr wohl vorhanden, und vor allem hellhäutige Europäer werden überfallen und ausgeraubt. „Die Hautfarbe ist doch ein Statussymbol“, erklärte Uschi. Bei den Überfällen geht es dort jedoch meistens um Geld oder das Handy. „Wenn man ihnen einfach gibt, was sie wollen, hauen sie recht schnell wieder ab“, sagte Karo. „Ich selbst bin zum Glück nicht überfallen worden. Mein Handy oder mein Geld war zwar schon mal weg, aber dann kauft man sich ein neues Handy, und alles ist wieder gut.“ Für Taschendiebstahl gibt es im Gedränge oder bei den „Lifties“ viele Möglichkeiten. Damit sollte man immer rech­nen, vor allem als Weißer.

Das Gespräch war im Allgemeinen sehr positiv und hat vielen Schülern und Schülerinnen sehr gefallen. Als Fazit kann man, denke ich, sagen, dass durch die Erzählungen und die positiven Erfahrungen, die uns berichtet wurden, bei einigen die Reiselust geweckt wurde. Sicher spielt nun so manch einer von uns mit dem Gedanken, auch ein Freiwilligenjahr zu absolvieren und ein Jahr im Ausland zu verbringen. Vielleicht sogar im Amani-Kinderdorf in Kilolo.

Lena-Marie Esselborn (AH/11S2)


Kommentare

  1. Christa Hillenbrand sagt:

    Hallo Ursula,kannst Du mir vielleicht die Kontaktdaten von Franz übermitteln?
    Wohnt er noch in Jakobsweiler?

    Viele Grüsse

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