Denis Goldberg „Life! To live is wonderful“

Denis Goldberg, einer der engsten Vertrauten von Nelson Mandela zu Zeiten der Apartheid, war Gast der AH/12E.

Im Englischunterricht der AH/12 E hatten wir uns in den letzten Wochen mit der Geschichte und den gegenwärtigen Problemen Südafrikas beschäftigt. Zum Abschluss dieser Unterrichtsreihe besuchte uns am 10. April Denis Goldberg. Er ist 75 Jahre alt und Südafrikaner jüdischer Herkunft. Aufgewachsen ist er in Südafrika, und er erzählte über die Zeit der Apartheid und welche Rolle er im Kampf dagegen spielte.

Denis Goldberg wurde 1933 in Kapstadt geboren. Er ist von Beruf Diplom-Ingenieur. Durch seine Erziehung im Elternhaus wurde er sich schon früh der Ungerechtigkeit des Apartheid-Regimes bewusst und engagierte sich für schwarze Arbeiter. Als in den 50er Jahren in Südafrika ein Bündnis von Organisationen der verschiedenen Hautfarben gegen die Apartheid entstand, wurde Goldberg einer ihrer Aktivisten. Als die Regierung 1960 wegen des wachsenden Widerstandes, der alle südafrikanischen Ethnien umfasste, den Notstand über das Land verhängte, wurde Goldberg verhaftet und vier Monate lang ohne Gerichtsurteil eingesperrt.

Mit der Gründung der von Nelson Mandela geleiteten bewaffneten Widerstandsbewegung Umkhonto we Sizwe (Speer der Nation) im Jahre 1961 wurde Goldberg deren Techniker. Er gehörte dem Oberkommando an, als er im Juli 1963 in Rivonia, einem Vorort von Johannesburg, der Sicherheitspolizei in die Hände fiel. Im Prozess gegen dieses Oberkommando, der als der berühmte Rivonia-Prozess in die Geschichte Südafrikas einging, wurde er 1964 als Angeklagter Nummer Drei nach Nelson Mandela und Walter Sisulu zu viermal lebenslanger Haft verurteilt. Für die Gefangenen war die Todesstrafe beantragt worden. Als aufgrund der weltweiten Proteste dann doch »nur« viermal lebenslänglich ausgesprochen wurde, rief Denis Goldberg seiner Mutter in Gerichtssaal zu: »Leben! Zu leben ist wundervoll!« – Im Jahre 1985 wurde er nach 22 Jahren aus dem Gefängnis entlassen. In dieser Zeit hat er vieles erlebt und durchgemacht.

Wir hatten nun die Gelegenheit seinen Erfahrungen und Erlebnissen zu lauschen und am Ende die Möglichkeit ihm Fragen zu stellen. Die zwei Schulstunden vergingen wie im Fluge, da die Geschichten sehr mitfühlend und spannend waren. Er erzählte uns über seine Zeit nach der Freilassung aus dem Gefängnis, wie er sich gefühlt hat und wie er mit der neuen Situation zu Recht kam. Er erzählte uns, dass er etwas überfordert war, schließlich hatte er eine lange Zeit seines Lebens im Gefängnis verbracht.

Als er mit dem Flugzeug zurück zu seiner Familie nach London flog, fühlte er sich ein wenig unwohl, da seine Freunde immer noch im Gefängnis bleiben mussten und er schon in Freiheit leben konnte. Sie wurden erst 1990 entlassen. Nelson Mandela wurde dann 1994 der erste schwarze Präsident von Südafrika und das Apartheidsregime nahm somit endlich ein Ende.

Außerdem erzählte Denis Goldberg, dass er noch den Kontakt mit einigen aus seiner damaligen Partei pflegt, die es auch geschafft haben die Zeit der Apartheid zu überleben. Er sagt, er sei froh darüber, wie es nun gekommen ist. Man merke zwar immer noch Überreste der Rassentrennung zwischen der schwarzen und weißen Bevölkerung in Südafrika. Was jedoch zähle, sei das friedliche Zusammenleben der Menschen. Heute mache er sich viel mehr Sorgen um die mangelnde Verpflegung und Krankheiten wie Aids, an denen die Menschen dort sterben.

Des Weiteren stellten wir ihm die Frage, wie für ihn die Zeit im Gefängnis war und wie er so eine lange Zeit diesem Druck standhalten konnte. Trotz all der Strapazen dort stand für ihn das Leben im Vordergrund. Somit stand es für ihn fest, weiter zu kämpfen und sich nicht hängen zu lassen und aufzugeben. Zu diesem Aspekt erzählte er uns, dass sie als politische Gefangene immer versucht haben, auch die Gefängniswärter als Menschen zu sehen. Und das Unglaubliche bei der Sache sei gewesen, dass sie es geschafft haben, von den meisten auch ebenso behandelt zu werden. Als wir ihn danach fragten, ob durch seinen Einsatz Menschen gestorben sind, konnte er dies verneinen. Er sei im Rückblick froh darüber, dass es dazu nicht gekommen sei.

Als Direktor von Community H.E.A.R.T., einer Hilfsorganisation für Kinder in Südafrika, setzt er sich heute intensiv dafür ein, die Entwicklung der südafrikanischen Gesellschaft im Hinblick auf die Aufhebung der Folgen der jahrzehntelangen Benachteiligung der schwarzen Bevölkerung zu verändern.

Im Verlauf des Gesprächs hat er öfter versucht, auch seine Deutschkenntnisse mit einzubringen, da er sicherstellen wollte, dass ihn alle verstehen. Auch wenn dies nicht immer so einfach war, konnten wir ihm folgen und haben sogar mit ihm gelacht. Denn trotz seiner Erlebnisse hat Denis Goldberg seinen Humor nicht verloren und ist ein aufmerksamer Beobachter des Zeitgeschehens, interessanter Gesprächspartner und großartiger Redner.

Daniela Cox, Anna Wolff (AH/12 E)
Foto: Mr T


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