
Zweitägige Fortbildung zur Prävention sexualisierter Gewalt: Achtsamkeit, Wissen und Haltung im Fokus
Am 2. und 3. April fand für die angehenden Heilerziehungspflegerinnen der HEP/B eine intensive Schulung zum Thema Prävention sexualisierter Gewalt statt. Unter der Leitung der Referentinnen Frau Buschkamp, Frau Flöhr und Frau Bodden wurden zentrale Inhalte rund um Sensibilisierung, Grenzachtung und Handlungssicherheit im Umgang mit diesem sensiblen Thema vermittelt – praxisnah, emotional und tiefgehend.
Gleich zu Beginn wurde deutlich, dass Prävention nicht nur auf Wissen basiert, sondern vor allem auf Haltung, Reflexion und der Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. In einer offenen und geschützten Atmosphäre wurde gemeinsam erarbeitet, wie Fachkräfte im sozialen Bereich Grenzverletzungen erkennen, angemessen reagieren und Betroffene unterstützen können. Dabei ging es sowohl um rechtliche Grundlagen als auch um ganz praktische Fragestellungen aus dem Berufsalltag. Ein zentrales Thema war das Verhältnis von Nähe und Distanz – ein Spannungsfeld, das gerade in der Arbeit mit Menschen mit Assistenzbedarf, unserem künftigen Arbeitsfeld also, besondere Sensibilität verlangt.
Spielerische Übungen und anschauliche Filme regten dazu an, die eigenen Grenzen sowie die der betreuten Personen bewusst wahrzunehmen. Es wurde deutlich: Was für die eine Person angenehm ist, kann für die andere bereits eine Grenzüberschreitung bedeuten. Besonders aufschlussreich war eine Übung, in der Körperzonen farblich markiert wurden – mit dem Ergebnis, dass Erwachsene deutlich mehr persönliche Tabubereiche empfinden als Kinder oder Jugendliche. Auch die verschiedenen Formen sexualisierter Gewalt wurden thematisiert und voneinander abgegrenzt – von unbeabsichtigten Grenzverletzungen über bewusste Übergriffe bis hin zu sexuellem Missbrauch.
Eine Auseinandersetzung mit Statistiken und Studien machte dabei deutlich, wie hoch das Risiko gerade für Menschen mit Assistenzbedarf ist, betroffen zu sein – gegebenenfalls begünstigt durch strukturelle Schwächen, Unsicherheit im Team oder fehlende Transparenz innerhalb der Einrichtung.
In Gruppenarbeiten und interaktiven Formaten analysierten die Teilnehmerinnen mögliche Risikofaktoren und entwickelten präventive Maßnahmen für ihren künftigen Berufsalltag.
Besonders eindrücklich war ein sogenanntes World-Café, in dem an drei Thementischen über Anzeichen, Orte und begünstigende Strukturen sexualisierter Gewalt diskutiert wurde. Hier zeigten sich nicht nur viele kreative Ansätze, sondern auch ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein unter den angehenden Fachkräften.
Abgerundet wurde die Fortbildung durch Rollenspiele und die Entwicklung konkreter Handlungspläne, die verdeutlichten, wie im Verdachtsfall umsichtig und professionell gehandelt werden kann. Dabei wurde auch der Zugang zu Beratungsstellen, die Rolle der Präventionsfachkraft sowie die Bedeutung gesetzlicher Grundlagen – wie der §8a SGB VIII – thematisiert.
Sie schärfte den Blick für Risiken, stärkte das Bewusstsein für Verantwortung und vermittelte den Teilnehmenden eine klare Botschaft: Prävention beginnt im Alltag – mit Achtsamkeit, Offenheit und der Bereitschaft, hinzuschauen.
Text: Samantha Marinkovic (HEP/B)
Fotos: Andreas Mäteling