
Professionelles Deeskalationsmanagement – eine herausfordernde Aufgabe für Heilerziehungspfleger/innen in der Arbeit mit Menschen mit herausfordernden Verhaltensweisen
Vom 04.-06. November 2024 hatten wir, die HEP/B, innerhalb unserer Blockwoche ein Seminar zum Umgang mit Menschen mit herausfordernden Verhaltensweisen. Unsere beiden Referentinnen, Gabi Reiterer und Nadine Ueltgesforth, haben vor zwei Jahren die Ausbildung zur Deeskalationstrainerin gemacht und konnten uns vor diesem Hintergrund mit top aktuellem Wissen zu diesem Thema „belehren“, was für unseres weiteres Berufsleben sicher sehr hilfreich sein wird. Beide sind bei der Haus Freudenberg GmbH angestellt, einem Kooperationspartner unserer Schule. Die Werkstatt der Haus Freudenberg GmbH für Menschen mit Assistenzbedarf, in der unser Seminar stattfand, liegt auf der Stauffenbergstraße 26 in Geldern und somit gleich um die Ecke unserer Schule. Der wunderschöne, lichtdurchflutete Seminarraum bot die besten äußeren Bedingungen für lehrreiche und noch dazu angenehme Tage.
Am Anfang des Seminars wurde mit einer Einstiegsrunde gestartet. In dieser durften wir an den FlipCharts drei Fragen beantworten, nämlich zu folgenden Aspekten. 1. Was wir uns von der Ausbildung wünschen, 2. Was uns an dem Thema am meisten interessiert und 3.: Was möchten wir hier erleben? Im Anschluss wurde das Spiel „Zwei Lügen, eine Wahrheit gespielt“, was gleich zu Beginn für eine lockere Atmosphäre in de Lerngruppe sorgte.
Danach ging es mit dem theoretischen Teil weiter. Es wurde uns ein kleiner Einblick gegeben in das, was ProDeMa überhaupt ist, nämlich Professionelles Deeskalationsmanagement. Dieses Konzept kann auf Kinder/Jugendliche, Inhalftierte der JVA, Senioren oder Menschen mit Beeinträchtigung angewendet werden. ProDeMa ist ein geschütztes Konzept mit drei Grundannahmen. Sie gehen davon aus, dass Mitarbeitende ein Recht haben auf einen sicheren Arbeitsplatz – und demnach auf Schulungen zum optimalen Umgang mit Gefahrensituationen, die durch zu Betreuende entstehen können. Zudem hat auch der zu Betreuende ein Recht auf geschultes Personal, das mit den verschiedenen Verhaltensweisen umgehen kann. Das Ziel von ProDeMa ist die Vermeidung von psychischer und physischer Verletzung jeder Art, sowohl der Mitarbeitenden als auch der betreuten Menschen.
Am ersten Tag lernten wir die sieben sieben Deeskalationsstufen kennen. Diese befassen sich zusammengefasst damit, wie es überhaupt zu einem herausfordernden Verhalten gekommen ist. Leitfragen lauten hier: Welche Sichtweisen und Interpretation aggressiver Verhaltensweisen habe ich? Welches Verständnis der Ursachen und Beweggründe von aggressiven Verhaltenweisen habe ich? Welche kommunikativen Deeskalationstechniken im direkten Umgang mit hochangespannten Menschen habe ich? Welche schonenden Vermeidungs-/Abwehr- und Fluchttechniken (kurz auch ALFI-Techniken genannt) bei übergriffen Klienten habe ich?
Am zweiten Tag haben wir die ALFI-Techniken praktisch erlernen dürfen. So konnten wir das Theoretische viel leichter nachvollziehen. Im praktischen Teil konnten wir unser Erlerntes durch Ausprobieren der ALFI-Techniken und Situationstraininings anwenden. Die Situationstrainings haben uns dazu gebracht, uns auch in die Situation des Herausfordernden hineinzufühlen.
Auch konnten wir am zweiten Tag Beispiele aus unseren eigenen Einrichtungen einbringen, in denen wir zurzeit das Berufspraktische Jahr absolvieren, was uns für unseren Alltag dort sehr hilfreich erschien.
Wir alle haben von diesem lehrreichen und praxisnahen Seminar sehr profitiert und fühlten uns am Ende bestens gerüstet für die Arbeit mit Menschen mit herausfordernden Verhaltensweisen.
Vielen Dank an die beiden Top-Referentinnen, die uns das so ermöglicht haben!
Text: Lucie Tewes (HEP/B)
Fotos: Lucie Tewes (HEP/B), Gabi Reiterer (Haus Freudenberg GmbH)