Supervision (nicht nur) in der Heilerziehungspflege: Ein wertvolles Instrument für Qualitätssicherung und Salutogenese
Supervision, was auf den ersten Blick als Fachbegriff erscheinen mag, wurde in der Projektwoche der HEP/B, auf anschauliche Weise erklärt und mit praktischen Einheiten gefüllt. Ziel der Veranstaltung war es, die Bedeutung und Vielseitigkeit von Supervision als Instrument zur Qualitätssicherung und Förderung der Gesundheit im beruflichen Kontext hervorzuheben und uns Berufspraktikant/innen zu vermitteln.
Die Referentin Andrea van Huet, Diplompädagogin und Supervisorin des Bistums Münsters, begann mit der Definition des Begriffes: Supervision leitet sich vom Lateinischen „super“ – „über“ und „vision“ – „sehen/beobachten“ ab und bedeutet wörtlich „Über-Blick“. Im Kern geht es darum, berufliches Handeln mit einer gewissen Distanz zu reflektieren. Dabei wird analysiert, welche Rolle die einzelnen Teilnehmenden, auch Supervisand/innen genannt, in ihrem Arbeitsumfeld haben und wie sie die Dynamik ihrer Teams beeinflussen. Eine Supervision hilft nicht nur, Konflikte zu lösen, sondern trägt als Teil der Psychohygiene auch wesentlich zur mentalen Gesundheit bei.
Ein zentraler Aspekt des Vortrags war die Vorstellung der verschiedenen Supervisionsformen, die individuell auf die Bedürfnisse der Teilnehmenden zugeschnitten werden können:
Die Einzelsupervision richtet sich oft an Führungskräfte. Sie bietet einen geschützten Raum, um persönliche oder berufliche Herausforderungen, wie etwa die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, zu besprechen. Die Fallsupervision fokussiert sich auf konkrete Fälle, die in einer Gruppe analysiert werden. Die Gruppensupervision bringt Menschen aus demselben oder unterschiedlichen Berufsfeldern zusammen, um ihre Arbeit zu reflektieren und voneinander zu lernen.
Dazu gibt es – wie wir erfuhren – Teamsupervisionen. Diese helfen, die Zusammenarbeit in Teams zu fördern. Insbesondere in divers zusammengesetzten Teams, in denen unterschiedliche Persönlichkeiten aufeinandertreffen, trägt sie zur Klärung gemeinsamer Werte und Ziele der Arbeit bei.
Auch lernten wir angehenden Heilerziehungspfleger/innen einige Methoden für einen Perspektivenwechsel kennen, wie die sogenannte „Stellvertretervorstellung“. Hierbei konnten wir selber tätig werden. Dazu sollten wir uns eines der vielen, von Frau van Huet mitgebrachten Schleichtiere aussuchen, die sie selbst oder eine Situation in der Einrichtung symbolisieren. „Wenn mein Chef mich anbrüllt, fühle ich mich wie eine Maus vor einem Löwen“, lautete ein Beispiel. Dieses bildhafte Arbeiten erleichterte es, unbewusste Konflikte zu erkennen und neue Sichtweisen zu entwickeln. So kann ein Hase nicht nur als ängstlich, sondern auch als clever und wendig betrachtet werden. Diese Methode regte uns dazu an, Probleme aus anderen Perspektiven zu betrachten und kreative Lösungsansätze zu finden.
Die Supervision in der Praxis sowie die Arbeit mit verschiedenen Identitätsgruppen war ein weiteres spannendes Thema, sowie die Analyse von Identitätsgruppen innerhalb des Teams. Wir wurden ermutigt, unsere Teams innerhalb des aktuell laufenden Anerkennungsjahres anhand von Merkmalen wie Alter, Berufsfeld oder Nationalität gedanklich und schriftlich aufzuteilen. Jede dieser Gruppen bringt eigene Werte, Normen und Verhaltensmuster mit, die das Teamgefüge prägen. Die Methode zeigte auf, wie wichtig es ist, die Vielfalt in Teams zu erkennen und wertzuschätzen, um Konfliktpotenziale zu minimieren und das vorhandene Potenzial zu nutzen. Die Reflexion und der Transfer in die Praxis waren der Abschluss des Tages.
Am Ende jeder Supervisionssitzung, so referierte Frau van Huet uns, steht der bewusste Ausstieg aus den besprochenen Themen und Prozessen, um die Ergebnisse zu festigen, ins Bewusstsein zu rücken und in den Alltag zu übertragen. Eine kreative Methode für die Teilnehmenden des Blocktags, um den Tag zu reflektieren, bestand darin, dem Tag einen Filmtitel oder Songnamen zu geben, der den Prozess symbolisiert. Solche abschließenden Rituale erleichtern es, die Erkenntnisse der Supervision nachhaltig zu verankern.
Der Vortrag war für uns alle interessant und lehrreich, da, anders als bei anderen Themen, keine spezielle Altersgruppe, Einrichtungsart oder Behinderungsbild im Vordergrund stand.
Die Veranstaltung unterstrich, dass die Methode Supervision ein wertvolles Instrument ist, um Qualitätssicherung, Teamarbeit und die persönliche Gesundheit gleichermaßen zu fördern und zu erhalten. Sicher wird manche/r von uns in Zukunft darauf zurückkommen, wenn entsprechende Bedarfe in der Praxis festgestellt werden.
Text: Hannah Pertz (HEP/B)
Fotos: Lucie Tewes (HEP/B), Andreas Mäteling,