1300 Zuschauer beim „König der Löwen“

Eigentlich ist Yvonne Conen eine nette Person: freundlich, offen, teamfähig. Jetzt aber präsentierte sie sich gleich sechs Mal ganz anders: bösartig, hinterlistig, hasserfüllt, mordlüsternd. Ihre Lehrerin Karla Hilsemer freute das besonders. Denn Yvonne Conen hatte einen schwierigen Part übernommen. Im Kindermusical „König der Löwen“, das die Theatergruppe der Fachoberschule für Sozial- und Gesundheitswesen sechs Mal in der Aula der Liebfrauenschule aufführte, stand sie für das Böse: den Löwen Scar, der intrigierend mit Hilfe von ebenso hässlichen wie blutrünstigen Hyänen versuchte, seinem Neffen Simba die Herrschaft über das Land zu verwehren. Brillant, wie die Schülerin in Gestik, Mimik und Intonation dieses Böse verkörperte.

Auf der anderen Seite dann das Gute: Simba, einfühlsam frisch gespielt von Johannes Hoesch. Simba ist der sonnige, von kindlicher und mitunter tappsiger Gutmütigkeit und juvenilem Mut geprägte Junglöwe, der sogar gutgläubig dem bösen Scar abnimmt, dass er selbst und nicht sein hinterhältiger Onkel seinen Vater Mufasa (Daniela Scholten) getötet hat. Wie aber würde die Thronfolge im Tierreich ausgehen? Scar oder Simba hieß die Frage.

Der Stoff für ebenso knisternde Spannung wie für großes Kindertheater war also gegeben. Und die 30 angehenden Fachabiturienten enttäuschten unter der Regie von Karla Hilsemer die rund 1300 Zuschauer, die vorwiegend in ganzen Kindergartengruppen und Schulklassen angereist waren, nicht. Im Gegenteil: Mit viel Liebe hatten die Schüler diesen Disney-Klassiker seit Beginn des Schuljahres intensiv vorbereitet. Dazu gehörte nicht nur das Einstudieren der Rollen. Nicht minder aufwändig war das Schneidern der vielen bunten Kostüme und das kreative Erstellen der Bühnenbilder.

Den jungen Zuschauern kam das zugute, denn sie konnten sich an dicken Elefanten, daher schreitenden langhalsigen Giraffen, putzig-verspielten Affen, schnell galoppierenden Zebras, quirligen Warzenschweinen, nach Blut lechzenden Geiern und Hyänen erfreuen, die im saftig-grünen Dschungel, in der kargen Steppe und auf dem Elefantenfriedhof lebten. Besonders gruselig hier: der dichte Nebel, der um die großen Gebeine und die umher liegenden Knochen aus Pappmachée waberte.

Abwechslungsreich war die gesamte Inszenierung. Dramatische Dialoge, Verfolgungsjagden quer durch Aula, Tanz und Gesang zur Originalfilmmusik ließen nie Langeweile aufkommen. Als am Ende der böse Scar besiegt war, strahlte Simba vor Glück. Und nicht nur er. Die große Schauspielerschar freute sich über einen lang anhaltenden Applaus.

Text und Fotos: Ewald Hülk


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