„Hexenjagd“ in der Liebfrauenschule

Machtmissbrauch, Aberglauben und Mitläufertum; die beschriebenen gesellschaftlichen Missstände Millers haben ihre traurige Aktualität auch heute nicht verloren. Der Literaturkurs der gymnasialen Oberstufe der Liebfrauenschule Geldern präsentierte „Hexenjagd“ in einer zeitlosen Inszenierung nach Guido Niermann. Die Schauspieler und die Bühnengruppe, die zum Teil schon bei „Die Räuber“ Erfahrungen gesammelt hatten, arbeiteten seit einem dreiviertel Jahr intensiv am Stück und der Umsetzung. Frei nach Arthur Miller wurden die tatsächlichen Ereignisse, die sich im Jahre 1692 in der streng puritanischen Gemeinde Salem abspielten, aktualisiert und in gesellschaftliche Bezüge gebracht.

Nachdem Pastor Parris, die Geistliche des Ortes, ihre Tochter Betty, ihre Nichte Abigail Williams und einige andere Mädchen entdeckt, wie sie im Wald zu den Liedern einer Sklavin nackt tanzen und Beschwörungsformeln murmeln, verselbstständigt sich der Lauf der Dinge, gegen den einige Dorfbewohner machtlos gegen ankämpfen. Die Kinder flüchten sich aus Angst vor Strafe in unerklärliche „Krankheiten“ und das Gerücht von übernatürlichen Ereignissen, von Teufelsbeschwörung und Hexerei wird schnell geschürt. Teufelsspezialist Pastor Hale trifft ein und die Mädchen nennen nun wahllos Namen von Gemeindemitgliedern, die angeblich mit dem Teufel im Bund stehen. Vor Gericht treten die Mädchen als Zeuginnen auf und denunzieren an jedem Prozesstag neue angebliche Hexen, die daraufhin verhaftet werden.

Die Entscheidung dieses Mal nicht in der Aula, sondern im Konferenzraum zu spielen, erhöhte die Wirkung des Stückes. Die nüchterne, fast klinische Atmosphäre passte zu der einschüchternden Gerichtbarkeit. Die vielen Zuschauer bei den vier ausverkauften Aufführungen waren jedenfalls begeistert.

Text und Fotos: Ewald Hülk


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