Die Verwirklichung von Ethik – Arbeit mit Leitbildern

Wie weit ist Ethik in der praktischen Arbeit in der Form von Leitbildern tatsächlich umsetzbar und wo ist es bloß Tinte auf einem Stück Papier? Um diese Frage zu beantworten, sollte man erst einmal auf die Grundprinzipien der Ethik zurückblicken. Das Wort Ethik kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „Sittlichkeit“ oder „Sittenlehre“. Die Ethik ist ein Teilgebiet der Philosophie und befasst sich im Allgemeinen mit dem Handeln der Menschen in der Perspektive von „Gut“ und „Böse“. Die Ethik gibt also vor, wie sich ein Mensch im Ausblick auf die Moral und der menschlichen Werte und Normen verhalten sollte und wie nicht.

Gerade im Gesundheitsbereich, gibt es Situationen, in denen sich Menschen fragen, wie sie sich verhalten sollen oder wonach sie sich richten sollen. Deshalb arbeiten viele Einrichtungen, die mit Menschen umgehen oder sie versorgen nach einem ethischen Konzept, einem sogenannten Leitbild. Ein solches Leitbild enthält Grundsätze, die durch das Aufgreifen der Ethik und der Prinzipien der Trägerschaft festgehalten werden. Somit werden durch das Leitbild die Ziele der Einrichtung verfolgt, also dass sich die Menschen in der Einrichtung aufgehoben fühlen, ihre Werte und Würde gewahrt werden und ebenso eine individuelle Förderung gelingt.

Am 07.12.2016 haben wir, die Klassen FOS 12/G1+2, über dieses Thema zusammen mit der Leiterin des Adelheid-Hauses in Geldern, Frau Wolffram, philosophiert. Zuerst hat Frau Wolffram, die freundlicherweise zu uns in die Schule gekommen ist, etwas über ihre Person als Sozialarbeiterin und Leiterin eines Seniorenheims erzählt. Sie erzählte uns, wie wichtig die Arbeit für sie sei, denn der Umgang mit dem Menschen, gebe ihr in ihrem Alltag viel Kraft. Ihr Büroalltag sei sehr abwechslungsreich und spannend: „Ich weiß nicht, was mir auf der Arbeit entgegenkommt. Jeder Tag ist anders und an jedem Tag sind neue Hürden zu meistern. Dies ist das Besondere und das Schöne an meinem Beruf.“

Danach sind wir durch ihre Informationen zu Ethik und Leitbildern dazu angeregt worden, passende Fragen zu stellen. Einige Fragen, die zum Beispiel gestellt worden sind, waren: „Was war Ihre schwierigste ethische Entscheidung, die sie bisher treffen mussten?“, „Wie wird mit der Verweigerung einzelner Personen ihr Essen und die Behandlung anzunehmen, umgegangen?“ und noch viele mehr. Frau Wolffram beantwortete viele Fragen unter Rückbezug auf das Leitbild der Caritas Geldern und brachte immer wieder praktische Beispiele aus ihrem beruflichen Alltag. Ein Aspekt, der ihr besonders wichtig war, der aber auch immer wieder schwierig umzusetzen ist, war, jeden Menschen so zu nehmen, wie er ist. Durch verschiedene Geschichten konnten wir gut nachvollziehen, warum dieser Punkt in der täglichen Arbeit immer wieder herausfordernd ist. Am Ende haben wir auch noch über Sterbebegleitung und Sterbehilfe gesprochen, was mitunter sehr schwer für Pflegekräfte und das gesamte Team sei.

Die Zeit verging viel zu schnell und es fiel uns sehr schwer zu einem Abschluss zu kommen. Dennoch wurde uns klar, dass die Arbeit mit Leitbildern nur gelingt, wenn man sie im Alltag lebt, über sie nachdenkt und sie immer wieder neu anpasst. Ein Leitbild nutzt keinem, wenn es in einer Schublade liegt. Es ist mitunter Arbeit, die sich aber lohnt – besonders dann, wenn man mit Menschen arbeitet.

Diese zwei Stunden haben uns allen sehr gefallen. Wir haben einen guten Einblick in die Thematik gewonnen und werden bestimmt noch weiterhin an ihr festhalten. An dieser Stelle wollen wir uns noch einmal recht herzlich für den Besuch von Frau Wolffram bedanken!

Text: Christina Maria Müller, Andre Frost, Sophie Mommen und Tamara Ruelfs

Link zum Caritas-Artikel vom März 2016


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