Gespräch mit DDR-Bürgerrechtlerin

Zeitzeugin Freya Klier erzählte ihre Geschichte rund um die DDR.

Am 11. September 2015 berichtete auf Einladung der Volkshochschule Gelderland die Schriftstellerin, Filmemacherin und ehemalige DDR-Bürgerrechtlerin Freya Klier für Schülerinnen und Schüler ab der zehnten Klasse der weiterführenden Schulen in der Aula im Gelderner Lise-Meitner Gymnasium über ihre eindrucksvolle Lebensgeschichte.

Freya Klier wurde 1950 in Dresden geboren, und nur drei Jahre später kamen sie und ihr vierjähriger Bruder Steffen für ein Jahr in ein Kinderheim, da ihre Eltern im Auge des DDR-Staates Feinde des Friedens waren. Staatsfeindlichen Eltern mussten, so die Staatsphilosophie, ihre Kinder entzogen werden. Ihr Vater hatte sich mit einem Volkspolizisten angelegt und wurde aus diesem Grund inhaftiert. Im Heim wurden sie „stalinisiert“, das heißt, im Sinne des Stalinismus erzogen. Die Heimerzieherinnen schienen aber noch Hitlerverehrerinnen zu sein und leiteten das Heim wie zu Zeiten des Nationalsozialismus. Es erschien Freya Klier also, als ob es eine Kontinuität zwischen den beiden Diktaturen gebe. Dort wehrte sich ihr Bruder Steffen bereits gegen die strengen Maßnamen und wurde 1966 zu vier Jahren Haft verurteilt. Dies war der ausschlaggebende Punkt für Freya. Sie wollte raus aus der DDR. Somit verabschiedete sie sich 1968 weinend von ihren Eltern und ihrem Freund.

Mit einem gefälschtem Pass wollte sie von einem Sonderhafen in Rockstock mit einem schwedischen Schiff fliehen. Ihre Flucht scheiterte jedoch, da sich zwei Matrosen ihres Schiffes in einer Bar verplappert hatten. Staatsangehörige hatten das Gespräch mitbekommen, und sofort wurde das Schiff von der Polizei umzingelt und Freya Klier wurde zu 16 Monaten Gefängnis verurteilt. Aber davon saß sie nur 11 Monate ab, weil sich die Leiterin der Theaterhochschule in Leipzig für sie einsetzte. Sie erhielt trotz des Fluchtversuches eine Chance auf ein Studium, was für die DDR eher eine Ausnahme darstellte.

1973 brachte sie Nadja Klier zur Welt, mit der sie später einige Filme drehte. Nach ihrem Schauspiel- und Regiestudium wurde Freya Klier 1980 Mitbegründerin der DDR-Friedensbewegung. Sie und ihr damaliger Ehemann Stephan Krawczyk setzten sich 1988 gegen die Verhaftungswelle in Berlin ein und wurden dafür selber verhaftet.

Nach ihrer unfreiwilligen Ausbürgerung aus dem Osten arbeitete Freya Klier als Autorin und Dokumentarfilmerin in West-Berlin. Sie schrieb zahlreiche Bücher wie zum Beispiel „Jugend und Erziehungswesen in der DDR“ oder „Wir letzten Kinder aus Ostpreußen – Zeugen einer vergessenen Generation“.

Außerdem erhielt sie einige Ehrungen und Auszeichnungen für ihr Engagement zur deutschen Geschichte in der Gesellschaft. Auch heute noch setzt sich Freya Klier für die Vermittlung der DDR-Geschichte ein.

Freya Klier konnte uns geschichtliche Zusammenhänge nahebringen, die wir so aus dem Unterricht nicht kannten. Besonders spannend wurde es jedoch, wenn sie aus ihrem eigenem Leben erzählte. Im Anschluss an ihren Vortrag stellte sie sich noch den Fragen der Schüler/innen in der mit 500 Personen vollbesetzen Aula.

Es war insgesamt ein sehr informativer und bewundernswerter Vortrag von Freya Klier.

Text: Kristina Baum, Hanna Bruisten (AH/11S2)
Foto: Stefan Linssen, Nur Ramadan (AH/11S2)


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