Jim Knopf – ein Musical für Erwachsene

Jim Knopf als Musical – weniger für Kinder als vielmehr für Erwachsene! Inszenierungen dieses Kinderbuchklassikers nicht in der Augsburger Puppenkiste und nicht nachmittags am Wochenende vor leuchtenden Kinderaugen, sondern gleich siebenmal im Abendprogramm in einer großen Aula! Kann das gut gehen?

Die Antwort hat nur zwei Buchstaben: Ja!

Insgesamt sieben Mal führt die Musical-AG der Liebfrauenschule Geldern „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ auf. Sieben Mal ist die große Schulaula ausverkauft.

Es ist die fünfte Musical-Produktion am Berufskolleg des Bistums Münster unter der Regie von Guido Niermann und Thomas Cöhnen. Grund genug also, einmal fünf der vielen Gründe für den Erfolg dieser neuerlichen Inszenierung zu beleuchten.

Erstens: Die Schülerinnen und Schüler, rund 100 aus dem Beruflichen Gymnasium und der Fachoberschule. Schon seit den Sommerferien hatten sie immer freitags nachmittags, ohne auf die Uhr zu schauen, geprobt, gesungen, getanzt, genäht, gestaltet, geschminkt. In der Probewoche vor der ersten Aufführung wären sie beinahe in die Schule eingezogen, denn nicht selten endeten die Vorbereitungen und das Einüben erst kurz vor Mitternacht. Anders ausgedrückt: Das war Schüler-Engagement, wie es beispielhafter nicht sein kann, fernab von einer „Null-Bock“-Mentalität!

Zweitens: Die involvierten Lehrerinnen und Lehrer, knapp 12 an der Zahl. Mit geschicktem Händchen leiteten sie überaus engagiert die Vorbereitungen und gaben den Schülerinnen und Schülern gerade im gestalterischen und tanzchoreografischen Bereich viele Freiheiten. Man könnte auch sagen: Lehrer und Schüler, die partnerschaftlich an einem gemeinsamen Werk arbeiten, ein Werk, das natürlich an das Interesse von Erwachsenen angepasst werden musste. Mit viel Witz und Kreativität hatten Guido Niermann und Thomas Cöhnen hier eine neue Fassung geschrieben, in der viele alte und bewährte Elemente auftauchten, aber auch Neues und vor allem Witziges integriert waren: Ein Beispiel: Zum Schreien war der Gesangs-Contest zwischen dem unverzagten Lukas dem Lokomotivführer (Nico Nefian), der wie Elvis rockte, und dem prolligen Chef der Wilden 13 (Andreas Notz), der mit quäkender Stimme bei alten Seemanns-Shanties keinen Ton auch nur im Ansatz traf und daraufhin von der furchterregenden Horde seiner Piraten geschasst wurde.

Drittens: Die schauspielerischen, gesanglichen und tänzerischen Qualitäten der Darsteller, allen voran die Hauptpersonen Jim Knopf (Christin Broeckmann) und Lukas der Lokomotivführer, die beide bei der letztjährigen Aufführung schon Erfahrungen auf der Bühne sammeln konnten. Erfreulich zu sehen und zu hören, welches ungeahnte Potential aber generell in vielen Schülern steckt und nur darauf wartet, erweckt zu werden: So zum Beispiel bei Sarah Könner, die als Scheinriese Tur Tur hektisch in ihren Bewegungen, zuweilen chaotisch im ganzen Auftreten Jim und Lukas unerschrocken zur Seite steht, gesanglich überzeugt und mühelos mit ihrer gesamten Performance die Zuschauer ins Lachen versetzt. Das war Komik pur!

Viertens: Die Musik. Wer bis zu diesem Abend Tim Bendzkos „Nur noch die Welt retten“ noch nicht kannte oder aber abgedreht fand, hat diesen Song nun in einer neuen Version ins Herz schließen können. Nicht die Welt, aber Prinzessin Li Si (Natascha Janhsen) musste gerettet werden. Folglich zog sich der neu getextete Song immer dann, wenn Jim und Lukas die alte Emma, die Lokomotive, bestiegen, durch die Aufführung. Die Band unter Leitung von Heinz-Theo Baumgärtner intonierte die vielen neu geschriebenen, an die Handlung von Jim Knopf adaptierten Songs von Lindenberg bis hin zu Rammstein passgenau zum Live-Gesang der Schülerinnen und Schüler, minutiös eingeübt von Ursula Funke und Julia Karsten.

Fünftens: Der Bereich Gestaltung – und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Das unter der Leitung von Gregor Strunk konzipierte Bühnenbild mit der alten, akribisch bis ins Detail hergerichteten und über die Bühne kurvenden Dampflok Emma, die phasenweise ordentlich Dampf abließ, erstaunte ebenso wie die gigantischen, von Hand gefertigten Gruselmasken der Drachen und die mit viel Liebe zum Detail gefertigten Kostüme, von denen zum Beispiel der stets telefonierende Alfons der Viertel-vor-Zwölfte (Meike Rentel) in seinem, einem Hermelinpelz nachempfundenen Gewand innen viele Smartphones aufgestickt hatte. IPhone und Android-Technologie ließen da grüßen! Nicht minder gefielen die mit aufwändiger LED-Elektronik ausgestatteten Kostüme, die, passend zum jeweiligen Geschehen, bunte Lichtsignale sendeten. Aber dann waren da ja auch noch die geschminkten Gesichter und Körper, bei denen die Schülerinnen und Schüler geschickt die ganze zur Verfügung stehende Farbpalette ausreizten und so Facetten schufen, die einerseits bis ins Mark Angst einflößten wie beim Drachen Frau Mahlzahn (Vanessa Harrell) oder chinesisch herzallerliebst waren wie bei der Kaiserin (Maren Bald), bei Ping (Katja Urbahn), bei den so genannten Bonzen und dem Lichtvolk.

Sieben Aufführungen begeistern jetzt das Publikum. Nicht allen, die ein Ticket begehrten, konnte geholfen werden. Nun muss man gespannt auf die Darbietungen des nächsten Jahres warten!

Text und Fotos: Ewald Hülk

Hauptdarsteller und Kreativteam der Musicalproduktion<


Kommentare

  1. Markus Neumann sagt:

    Ein wunderbares Musical!! Kostüme, Stimmen und Schauspieler/innen waren sowas von toll, dass wir alle total begeistert waren. Mir haben besonders gut der kleine Scheinriese 🙂 und Nepomuk gefallen, die sowas von fröhlich und witzig agierten…wirklich ein Hammer!! Kann jedem daher nur raten, sich schleunigst Karten zu sichern, falls es noch welche gibt!

    Markus Neumann

  2. Maik sagt:

    Eine rundum gelungene Veranstaltung!

  3. Nadine Gatzka sagt:

    Das schaut wieder nach einem rundum gelungenen Musical aus! Tolle Kostüme!
    Hätte es mir gerne wieder angeschaut, aber ist auf die Entfernung leider nicht möglich.

    Liebe Grüße aus Ulm,
    Nadine Gatzka

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