Wundmanagement- Praxisnaher Unterricht für die HEP/U

Wie pflegt man Patienten mit einem Dekubitus? Welche Hilfsmittel zur Lagerung sind empfehlenswert? Wie versorgt man einen Dekubitus fachmännisch?

Diese und viele weitere Fragen wurden uns am 7.7.2011 von Frau Traunsberger beantwortet, die mit uns im Pflegeraum eine zweistündige Einheit zum Thema „Wundmanagement“ durchführte. Frau Traunsberger ist beim Sanitätshaus Kessels angestellt und arbeitet dort als Wundmanagerin. Das bedeutet, dass sie Patienten in Krankenhäusern, Wohnheimen oder zuhause besucht, um gemeinsam mit Angehörigen und Pflegekräften prophylaktische Maßnahmen zu planen und auch eventuell schon vorhandene Wunden zu versorgen. Dabei geht es aber nicht einfach darum, einen Verband anzulegen. Frau Traunsberger muss für jeden Patienten individuell entscheiden, welche Hilfsmittel am besten geeignet sind, um die jeweilige Wunde optimal zu versorgen. Da wäre zum Beispiel die Frage, welche Salbe und welches Pflaster die Wunde am schnellsten heilen lassen würden. Danach geht es noch darum, ob und welche Hilfsmittel zur Lagerung benötigt werden (das können beispielsweise spezielle „Schuhe“ zur Polsterung der Ferse sein). Viele dieser Hilfsmittel hat Frau Traunsberger uns gezeigt und dabei auf eine nette und unterhaltsame Art erklärt, wozu all diese gut sind.

Der Schwerpunkt lag an diesem Tag auf der Entstehung, Behandlung und Prophylaxe (also Maßnahmen zur Vorbeugung) von Druckgeschwüren. Diese Druckgeschwüre entstehen, wenn längere Zeit ein Druck auf ein Gewebe mit einer niedrigen Gewebetoleranz ausgeübt wird und werden Dekubitus genannt. Besonders anfällig für einen Dekubitus sind Menschen, die z.B. aufgrund ihres Alters oder ihrer Erkrankungen bettlägerig sind oder diejenigen, die über- oder untergewichtig sind. Diese und andere Personengruppen sind gefährdet, weil es bei ihnen leichter dazu kommt, dass an bestimmten Körperstellen längere Zeit ein Druck auf eine bestimmte Stelle besteht. Ob ein Patient dekubitusgefährdet ist oder nicht, kann man mit der Norton- oder Braden-Skala einschätzen, die wir schon aus dem Unterricht kannten und die Frau Traunsberger uns noch mal näher gebracht hat.

Besteht bei einem Patienten ein erhöhtes Risiko zur Entstehung eines Dekubitus, ist es ratsam prophylaktische Maßnahmen einzuleiten. Dazu gehört vor allem die Mobilisation von bettlägerigen Menschen. Bettlägerige Menschen können sich oft nur schwer oder gar nicht selbst bewegen und müssen dazu angeleitet oder durch Pflegekräfte bewegt werden. Auch hier ist es wichtig, den Patienten zu lagern, worauf Frau Traunsberger bei der Behandlung von Druckgeschwüren noch genauer einging. Am wichtigsten ist allerdings, dass das Pflegepersonal die Augen offen hält, und eventuelle Hautrötungen direkt erkennt und etwas dagegen unternimmt, damit kein Dekubitus daraus entsteht. Eine schnelle Behandlung ist besonders wichtig, weil ein Dekubitus sich verschlimmert, wenn er nicht behandelt wird und irgendwann zu einer tödlichen Blutvergiftung führen kann.

Auch für den Fall, dass ein Dekubitus schon entstanden ist, wusste Frau Traunsberger Rat: Sie zeigte uns Materialien mit denen man sie versorgen kann. Am wichtigsten bei der Behandlung eines Dekubitus ist allerdings die Lagerung. Bei der Lagerung geht es darum, Patienten so hinzusetzen bzw. hinzulegen, dass die betroffene oder gefährdete Körperstelle nur noch mit verringertem Druck belastet wird. Hierzu kann man spezielle Sitzkissen, Polsterschuhe oder normale Kissen verwenden, die Frau Traunsberger uns zeigte und ausprobieren ließ und dabei auf Vor- und Nachteile der verschiedenen Hilfsmittel einging. Damit wir uns vorstellen können, wie lange es dauert, bis ein Dekubitus wieder verheilt ist, nannte Frau Traunsberger das Beispiel von einem geldstückgroßen Dekubitus, der optimal gepflegt wurde und circa zwei Monate bis zur vollständigen Heilung benötigte (besonders beeindruckend dabei ist, dass ein Dekubitus in dieser Größe nur zwei Stunden braucht, um zu entstehen).

Zwischendurch ließ Frau Traunsberger immer wieder Erfahrungsberichte einfließen oder nannte erstaunliche Fakten, wie zum Beispiel die Tatsache, dass ältere Menschen circa eine Palette Joghurt am Tag essen müssten, um ihren Eiweißbedarf zu decken (Eiweiß dient zur Wundheilung). Dass Frau Traunsberger nicht nur stur Lehrbuchweisheiten wiedergab, machte es besonders interessant und praxisnah und sorgte für eine gute Stimmung. Besonders hilfreich war das Einüben von Lagerungstechniken, die zur Dekubitusprophylaxe und Behandlung notwendig sind. Frau Traunsberger und Herr Mäteling scheuten sich beide nicht, sich als Übungsobjekte bereit zu stellen und so konnten wir direkt am „lebenden Objekt“ üben. Aber auch alle Schülerinnen und Schüler wurden einmal in eine Lagerungsposition gebracht, damit man einmal am eigenen Leib erfährt, wie sich so etwas anfühlt. Das hat uns natürlich auch dafür sensibilisiert, darauf zu achten, an welchen Stellen eine Lagerung unbequem sein kann, denn wenn man bedenkt, dass Patienten bis zu zwei Stunden in dieser Position sein müssen, ist das von enormer Wichtigkeit.

Zum Schluss der Doppelstunde kam es zu einem Gespräch zwischen Frau Traunsberger und uns, in dem sie ihre Meinung über „ althergebrachte “ Heilmittel nannte und alle noch offenen Fragen beantwortete. Besonders wichtig schien ihr dabei beispielsweise zu sein, dass Bepanthen kein Allheilmittel ist und es manchmal sogar negative Auswirkungen auf den Heilungsprozess haben kann. Auch von der Nutzung von Gummi- und Plastiklagerungshilfen riet sie ab, da diese nicht luftdurchlässig und somit heilungshemmend sind, aber leider noch sehr oft in den Einrichtungen benutzt werden.

Abschließend dankten wir Frau Traunsberger herzlich für die lebhafte und praxisnahe Unterrichtsstunde.

Text: Katrin Schenke
Fotos: Andreas Mäteling


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