Pflege und Therapie mit allen Sinnen: Einsatz von Aromen

Pflege und Therapie mit allen Sinnen: Zum Einsatz von Aromen in der Pflege von Menschen mit Behinderungen

In der ersten Blockwoche unseres berufspraktischen Jahres im Rahmen der Heilerziehungspflegeausbildung hatten wir Besuch von Simone Selke. Frau Selke ist gelernte Krankenschwester und arbeitet jetzt seit 10 Jahren in den CWWN-Werkstätten im Förderbereich.
In dieser Zeit hat sie sich intensiv in Sachen Aromatherapie und –pflege fortgebildet und setzt die neu erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten nun schon seit mehreren Jahren in ihrer Arbeit mit Menschen mit Behinderungen ein.

Zu Beginn ihres Vortrags hat sie uns zunächst erklärt, an welchen Orten und in welchen Zusammenhängen uns Düfte begegnen. Dabei ist uns bewusstgeworden, dass wir diese vielfach nur nebenbei wahrnehmen. Mir ist besonders aufgefallen, dass uns Düfte auch bei der Gefahrenerkennung begegnen, zum Beispiel bei einem Brand oder Gasaustritt. Aber auch die Natur verbirgt Düfte, die uns die Jahreszeiten verraten.

Frau Selke stellte uns zu Beginn eine Definition von Shirley Price vor, die das Thema gut zusammenfasst: „Aromatherapie (-pflege) ist die kontrollierte Anwendung von Ölen, um die eigene und die Gesundheit Anderer zu erhalten und Körper, Geist und Seele auf positive Art zu beeinflussen.“ In der Pflege handelt es sich dabei vor allem um unterstützende Anwendungen von ätherischen Ölen innerhalb pflegerischer Maßnahmen auf der Grundlage der Pflegeanamnese und der Pflegeplanung.

Konkrete Anwendungsgebiete sind laut Frau Selke Ganz- oder Teilwaschungen, Massagen, Einreibungen, Inhalationen und – was wir besonders interessant fanden – Raumbeduftungen. Letzteres kann man in der täglichen Arbeit mit Menschen mit Beeinträchtigungen zum Beispiel dazu nutzen, jeden Wochentag mit einem anderen Duft zu beduften, um den Menschen ein Zeitgefühl durch den je individuellen Duft zu schaffen.

Mit Blick auf die Möglichkeiten der Aromapflege in der heilerziehungspflegerischen Arbeit möchte ich an dieser Stelle nur eines der von Frau Selke genannten Praxisbeispiele nenne, das uns besonders überzeugen konnte.

Ein Beschäftigter, der blind und taub ist, bekam während der Durchführung der Körperpflege Angstzustände, da er mit dieser Situation eine sehr schlechte Erinnerung verband, nämlich die Erinnerung an eine Fraktur, die er sich kurz vorher erlitten hatte. Mit Frau Selkes Wissen darum, dass der Beschäftigte durch seine Taubheit und Blindheit den olfaktorischen Sinn (das Riechen) bevorzugt nutzt, probierte sie anhand von neuen Düften, ihm die Angst vor der Pflege zu nehmen. Hierzu nutzte sie Orangenduft, von dem sie wusste, dass der Beschäftigte diesen besonders mag. Mit Hilfe dieses Duftes gelang es Frau Selke dann, dem Beschäftigten die Angst vor der Pflege zu nehmen und sich dabei wohler zu fühlen. Aus diesem Anlass wird in der Pflege des Beschäftigten seither genau mit diesem Duft gearbeitet.

Nach der theoretischen Einführung und der Erläuterung der praktischen Anwendungsgebiete in der heilerziehungspflegerischen Arbeit durften wir uns dann auch selber in Sachen Düfte ausprobieren. Im Rahmen eines Riechmemorys starteten wir mit dem Ausprobieren unseres Riechsinns. Ich habe es als sehr schwer empfunden, die Düfte selbst zu benennen. Ebenso merkten wir, wie individuell unsere Vorlieben und Abneigungen bezüglich Düfte sind. So konnten wir am eigenen Leibe und an der Reaktion der anderen um uns herum erleben, wie wichtig es ist, die individuellen Bedürfnisse beim Einsatz von Aromen, z.B. im Waschwasser, zu berücksichtigen.

Zum Schluss durften wir uns gegenseitig ein Handpeeling machen. Dazu hatten wir die Wahl zwischen Orangen- und Lavendelduft. Das Orangenpeeling, was ich mir ausgesucht hatte, war sehr angenehm auf der Haut und verströmte einen wunderbar frischen und belebenden Duft. Dabei bestand es nur aus Zucker, Öl und etwas ätherischem Öl. Die Inhalte dieser Blockwoche fand ich insgesamt sehr interessant, doch sprach mich besonders der hier beschriebene Workshop zur Aromapflege/-therapie an. Ich hatte schon häufiger mal was von den Möglichkeiten gehört, doch fehlte mir bisher die vertiefende Kenntnis dazu. Ein herzliches Dankeschön an Frau Selke, dass sie mir bzw. uns diese so lebendig und noch dazu in so herrlich duftendem Ambiente vermittelt hat.

Text: Isabell Weiler (HEP/B)
Fotos: Andreas Mäteling


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