Schneewittchen in moderner Version

Bianca Mokwa verfasste für die Rheinische Post, Lokalausgabe Geldern, folgenden Artikel (Erscheinungsdatum 17. März 2015)

Die Musical-AG der Liebfrauenschule feierte am Samstag die Premiere ihres neuen Stücks. Die Schüler brillierten nicht nur mit Schauspiel und Gesang, sondern auch mit sehr ausgefallenen Kostümideen. Im Einsatz waren etwa Morphsuits.

GELDERN. Ein Mädchen, das Puppen zum Leben erweckt, ein Mörder, der sich bekehrt und ein singender Spiegel, das sind Bestandteile des neuen Musicals der Liebfrauenschule Geldern. Die Schüler der Musical-AG brachten unter der Leitung von Guido Niermann und Thomas Cöhnen ihre ganz eigene Version von Schneewittchen auf die Bühne. Eines vorneweg: Noch vor Ende des letzten Liedes stand das Publikum bei der Premiere am Samstag auf. Aber nicht, um zu gehen, sondern um den jungen Schauspielern Respekt zu zollen.

Die sieben Zwerge sucht der Zuschauer vergeblich. Aber die böse Königin und Stiefmutter, sehr überzeugend von Marie Weber gespielt, tritt auf. Das Publikum begleitet Schneewittchen in seinem Selbstfindungsprozess. Mit einer unglaublichen Stimme und Überzeugungskraft spielt die erst 13-Jährige Jana van Lück das junge Schneewittchen. Das Lied „Spiel mit mir“, während sie ihre Puppen zum Leben erweckt, sorgte für einen der vielen zauberhaften Gänsehautmomente.

Die Rollen waren so besetzt, dass die Charaktere absolut glaubwürdig herüberkamen. Dazu gehörte auch Roderic Zaak, der mit seiner sehr eingängigen Forderung „Schneewittchen muss sterben!“ für den ersten Gruselmoment des Abends sorgte. Er wurde als Mörder von der bösen Königin in den Wald geschickt, änderte seine Meinung jedoch, als Dilan Chwallek, alias Schneewittchen, ihm zusang: „Lass dein Herz nicht erfrieren“. Beide lieferten sich ein sehr eindrucksvolles Duett, bei dem es wirklich um Leben und Tod ging und das Gute siegte. Diese Botschaft zog sich wie ein roter Faden durch das Musical. Die Suche Schneewittchens nach einem reinen Herz, das liebt, und das so ganz anders ist, als die dunkle Macht und Eitelkeit ihrer Stiefmutter.

Ebenfalls sehr überzeugend: Natascha Janhsen als Amme, die der bösen Königin dient. Angefacht wurden alle bösen Gedanken durch den Zauberer. Ram Paramanathan spielte seine Rolle so überzeugend, dass ihm eine ältere Dame aus dem Publikum nach der Aufführung gestand: „Sie haben mir Angst gemacht.“ Der Schauspieler nahm das als Kompliment. Mit jede Menge Spiegeln am Körper spielte er den Spiegel aus dem Grimmschen Märchen, der von der Königin ausgefragt wird, ob sie denn die schönste im Land sei. Neu war die Rolle der drei Hexen. Sie verkörpern die drei Farben: Rot wie Blut, Schwarz wie Ebenholz und Weiß wie Schnee. Alexandra Leuker, Maike Wittinghofer und Annika Tappert überzeugten mit ihrem Gesang.

Sebastian Benthin komponierte die Musik zu dem sehr modernen Schneewittchen. Außergewöhnlich waren auch und vor allem die Kostüme. Die Waldtänzer in ihren grünen Morphsuits, also Ganzkörperanzügen, und den bunten, mit LED-Lichtern gespickten Fächern sorgten für eine abwechslungsreiche Fröhlichkeit zur Dunkelheit, die von der Königin und den Schlosstänzern ausging.

Schwungvoll und fast komödiantisch waren die Einlagen des melancholischen Prinzen (Simon Trenckmann) und seiner lustigen Gefährten (Nico Janßen und Nils Brenk). Ein sehr gute Idee war das „Stück im Stück“, das Einüben eines Theaterstücks, in dem Schneewittchen und der Prinz die Hauptrolle spielten.

Ein vergifteter Apfel war übrigens auch mit im Spiel, auch wenn das Ende anders war, als in der Ur-Version der Brüder Grimm. Vom Schauspiel über Gesang bis zu den fantasievollen Kostümen war es eine runde Sache. Die stehenden Ovationen noch vor Ende des Stücks waren der verdiente Lohn.

Bilder: Lena Hendrix, Annika Unger


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