Informatives rund um Bestattungen

Das Thema Sterben und Tod wirft viele Fragen auf, mit denen man sich eigentlich nicht so gerne auseinandersetzen möchte. Wir aber haben uns in den letzten Wochen der Herausforderung gestellt – und das im Rückblick sogar gerne.

Nach der Besprechung eines detaillierten Planungsrasters bezüglich der inhaltlichen und zeitlichen Organisation, machten wir uns im Religionsunterricht für mehrere Wochen an die Erarbeitung und Präsentation zu verschiedenen Themenfeldern rund um das Thema Umgang mit Sterbenden bzw. Umgang mit dem Tod. Den Ausgang dafür bildete eine Situation, wie sie sich bei manchen von uns im privaten Alltag, aber insbesondere für die später im Sozial- und Gesundheitswesen Tätigen ergeben könnte.

Vor diesem Hintergrund entwickelte sich eine spannende Unterrichtseinheit, in der wir immer wieder neu die jeweilige Doppelstunde zu einem tollen Erlebnis werden ließen. Das gelang besonders dadurch, dass wir als Kleingruppen Experten in den Unterricht einluden, die jeweils nach den von uns gestalteten Powerpointpräsentationen mit grundlegenden Informationen, ihrerseits einen spannenden Einblick in ihr Arbeitsfeld gaben.

Auch unsere Gruppe, die aus vier Personen bestand, hatte mittels Internet- und Bibliothekrecherche ein solches Thema aufgearbeitet und dieses bereits am 19.12.2013 präsentiert. Unser spezielles Thema lautete „Rund um die Bestattung“, wobei wir Fragen über den Beruf des Bestatters, über die Auswirkungen des täglichen Umgangs mit dem Tod, über die verschiedenen Bestattungsarten sowie über die Kosten und die Aufbahrung beantworteten, die uns im Vorfeld von der Klasse gestellt wurden. Zu unserer Verstärkung luden wir einen Bestatter ein, der im Anschluss an unseren Vortrag auf Detailfragen der Mitschüler eingehen konnte.

Im Folgenden möchten wir gerne ein paar wichtige Informationen aus dem Gespräch mit Herrn Raeth festhalten.
Zur Unterstützung unseres Referates hatten wir einen kurzen Film gezeigt, auf den Herr Raeth noch einmal genauer einging, denn er erklärte uns zum Beispiel, dass der Körper des Verstorbenen in der so genannten Thantaologie von einem Thanatologen hergerichtet werden kann, sodass die Angehörigen, sofern sie dieses wünschen, den Verstorbenen noch einmal anschauen können. Dies ist gerade dann vonnöten, wenn der Betroffene durch einen Verkehrsunfall entstellt wurde.

Anschließend erklärte er uns, wie man sich eine so genannte Feuerbestattung, also quasi die Verbrennung des Leichnams, vorstellen kann. Der Verstorbene wird samt Kleidung und Sarg in einen Ofen, der eine Temperatur von ca. 1000 Grad hat, geschoben, wo dieser dann zur Asche verbrennt. Die Asche allerdings besteht zum größten Teil nicht aus dem Leichnam, sondern aus dem Holz des Sarges. Da staunten wir alle, gingen wir doch bisher vom Gegenteil aus.

Des Weiteren ging er noch auf weitere, eher extravangetere Bestattungsarten ein, besonders die Diamantenbeisetzung. Herrn Raeth war es wichtig, uns deutlich zu machen, was vom Verstorbenen eigentlich wirklich in dem Diamanten enthalten ist. Wie fast alle wissen, werden Diamanten aus Kohlenstoff hergestellt und bei einem Menschen kann man nur die Nägel und die Zähne für eine solche Herstellung verwenden.

Zudem erklärte er uns, dass in Deutschland ein Friedhofszwang herrscht, das bedeutet, dass so gut wie alle eher außergewöhnlichen Bestattungsarten – wie zum Beispiel die Luftbestattung, die uns im Referat präsentiert wurde – in Deutschland gar nicht erlaubt sind. Wenn man jedoch eine Seebestattung möchte, kann man den Leichnam mit einem Begleitschein beispielsweise in die Niederlanden bringen und dort bestatten lassen. Generell ist diese Art der Bestattung auf allen sieben Weltmeeren möglich. Versucht man aber den Leichnam in ein anderes Land zu schmuggeln, so besteht die Gefahr einer Geldstrafe. Zu der Seebestattung erzählte er uns noch, dass die Asche in ein Kristallisationsgefäß gefüllt wird, da dieses sich im Wasser auflöst. Die Angehörigen bekommen eine Karte ausgehändigt, wo die genauen Koordinaten der Stelle eingezeichnet sind, an der die Urne ins Meer gelassen wurde.

Des Weiteren berichtete uns Herr Raeth noch von einer ganz besonderen Bestattung, der so genannten Ballonbestattung. Diese kann man sich folgendermaßen vorstellen: Die Asche wird in einen Ballon gefüllt und dieser wiederum in einen größeren, mit Helium gefüllten Ballon, der dann mit einer Einwegkamera ausgestattet ist, sodass man durch die moderne Technik diesen Flug bis zu einer Höhe von über 20 km verfolgen kann. In circa 20 Kilometer Höhe öffnet sich dann der Ballon und die Asche wird in die vier Himmelsrichtungen verstreut. Da in Deutschland Bestattungszwang besteht, wird diese Form der Bestattung in den Niederlanden organisiert.. Die Asche des Verstorbenen wird rechtmäßig zur Beisetzung in die Niederlande überführt, außerhalb der deutschen Hoheitsgrenzen unterliegt die Urnenasche dann dem niederländischen Bestattungsrecht.

Mit Blick auf die neueren Bestattungsarten wies Herr Raeth auf einen allgemeinen Wandel in der Bestattungskultur hin. Dabei gab er zu bedenken, dass es für viele Menschen nach wie vor wichtig sei, einen Ort zu haben, zu dem man hingehen kann und an dem man trauern kann. Dies sollte man immer bedenken!

Herr Raeth ging auf alle Fragen von uns ein und nahm sich viel Zeit, um diese ausführlich zu beantworten. Auf die Frage, wie er den Umgang mit Angehörigen von Verstorbenen erlebe, berichtete Herr Raeth aus eigener Erfahrung, dass es teilweise sehr schwierig sei, mit ihnen zu kommunizieren, da ihre Trauer einfach zu groß sei. Dies verlange viel Feingefühl und die Fähigkeit, empathisch zu sein. Auf die Angehörigen prasselten plötzlich sehr viele Fragen und Aufgabe ein, die zeitnah zu bearbeiten sind. So zum Beispiel Folgendes:
Die Beisetzung muss in den nächsten acht Tagen nach Eintritt des Todes passiert sein. Alles muss geplant werden. Welchen Sarg sie möchten, ob Kiefer oder Eiche oder vielleicht doch einen Designersarg von Ferrari, welche Pflanzen sie gerne hätten, sowie die Wünsche der Angehörigen bzw. des Verstorbenen und natürlich spielen die Kosten eine große Rolle. Dazu kommen noch jede Menge Kleinigkeiten, die organisiert werden müssen. Kein leichter Job also für einen Bestatter, in solch einer Situation brauchbare Informationen zu erlangen.

Herrn Raeth gelang es, uns ein stückweit die Angst vor dem Thema zu nehmen. Deutlich wurde uns auch, dass eine frühzeitige Auseinandersetzung damit anschließend vieles vereinfacht. Egal ob wir zukünftig als angehende Pflegekräfte beruflich oder aber auch privat mit Bestattern zu tun haben werden: Die Berührungsängste im Umgang mit Bestattern sind uns auf jeden Fall genommen und das Verständnis für den Beruf und die damit verbundenen Herausforderungen ist gewachsen.

So vergingen weitere Stunden dieser etwas anderen Unterrichtseinheit, die besonders uns Schülern trotz des vermeintlich betrüblichen Themas Freude macht und eine große Erfahrung bedeutet.

Text: Anna Evers, Nicole Görlitz, Johanna Rütten, Kerstin Sillekens (FH12/S4)
Fotos: Andreas Mäteling


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