Inklusion – Utopie oder Vision?

Unter dem Thema „Inklusion – Utopie oder Vision?“ fand am 30.01.2012 eine – wie wir sie genannt haben – Podi-light-Veranstaltung an der Liebfrauenschule in Geldern statt. Die Studierenden beider Jahrgänge unseres Bildungsgangs „Fachschule für Heilerziehungspflege“ bekamen die Möglichkeit, sich in Kleingruppen auf diese „Podi-light“ vorzubereiten. Herr Siepe, der Organisator, und Herr Mäteling halfen den Studierenden bei den Vorbereitungen.
Stephan Eumes, Studierender der Unterstufe unserer Fachschule für Heilerziehungspflege, hatte sich bereit erklärt, die Podiumsdiskussion zu moderieren und tat dies auch sehr erfolgreich. Er begrüßte zunächst die Referenten, Herrn Norbert Killewald, Beauftragter des Landes NRW für Menschen mit Behinderungen, und Frau Ines Schmitz, Heilerziehungspflegerin und Leiterin der Außenwohngruppe der Wohneinrichtung St. Bernadin, und leitete direkt ins Thema ein. Frau Schmitz, die täglich mit Menschen mit Behinderung arbeitet, sagte, es sei nur schwer vorstellbar, dass diese irgendwann Teil einer inklusiven Gesellschaft sein könnten. Menschen mit geistiger Behinderung sei es schlichtweg nicht möglich, barrierefrei leben zu können, und so würden Situationen des alltäglichen Lebens zu unüberwindbaren Aufgaben.
Hierzu stellten die Studierenden die Ergebnisse ihrer Recherchen vor, welche sie im Vorlauf angegangen sind. Zum Beispiel hatten zwei Studierende in mehreren Schulen angerufen und sich erkundigt, ob es möglich sei, dort Menschen mit Behinderung zu unterrichten. Das Ergebnis wies nicht in Richtung Inklusion.
Ein weiterer Studierender stellte die Situation der Inklusion im Bereich Wohnen vor. Auch in diesem Bereich sei diese zwar im Einzelfall möglich, jedoch auch nur, wenn es finanziell ermöglicht wird, denn Inklusion koste Geld, Geld, das nur selten zur Verfügung stehe. Herr Killewald gab zu verstehen, dass schon viele Menschen mit Behinderung inkludiert seien. Hierbei gab es allerdings das Missverständnis, dass Herr Killewald nicht das übliche Klientel eines Heilerziehungspfleger in den Mittelpunkt stellte, sondern den Fokus auf Menschen ausweitete, die nach Depressionen, Burn-out-Syndrom, Schlaganfall, Krebs usw. den Einstieg in die Gesellschaft wieder schafften. Wenn man diese Zielgruppe nehme, könne man durchaus in puncto Inklusion Erfolge aufweisen.
Auf die Frage, ob Menschen mit geistiger Behinderung inkludierbar seien, gab Herr Killewald zu verstehen, dass zunächst ein gesellschaftlicher Wandel stattfinden müsse, um auch Menschen mit dieser Behinderungsform ein barrierefreies Leben zu ermöglichen. Denn die größte Barriere sei leider noch immer die Gesellschaft. Auch hier seien es nicht selten finanzielle Engpässe, die eine Inklusion erschwerten. Wie soll es ein Ein- bis Zwei-Mann-Betrieb auf dem ersten Arbeitsmarkt finanzieren und somit ermöglichen, Menschen mit Behinderung einen Arbeitsplatz zu sichern, ohne einen finanziellen Einbruch zu erleiden? Auch ein inklusives Bildungssystem gestalte sich schwer, denn auch hier würden Gelder benötigt, welche nicht zur Verfügung stehen, z.B. zum Umbau für Rollstuhlfahrer oder zur Einstellung von Fachpersonal. Es käme erschwerend hinzu, erklärte Herr Killewald, dass sich beispielsweise die Eltern der Regelkinder im Falle einer Anwesenheit von Kindern mit Behinderung in den Kindergartengruppen und Klassen ihrer Kinder um die bestmögliche Bildung ihrer Kinder sorgen würden. Dies würde Proteste und im schlimmsten Fall einen Streik zur Folge haben.
Auf die Frage „Wie weit ist Inklusion im Moment?“ antwortete Herr Killewald ernüchternd: „In den Kinderschuhen!“

Die Studierenden und die anwesenden Lehrer/innen bekamen eine spannende Diskussion geboten, doch eine Frage stellt sich nach wie vor:
Inklusion – Utopie oder Vision?

Text: Dominic Richter (HEP/U)
Foto: Ewald Hülk


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