Let’s talk about ‚Seelsorge‘

Besuch des Klinikseelsorgers Herrn Naton im Unterricht der FH12 S3.

Am vergangenen Freitag hatten wir den Pastoralreferenten und Klinikseelsorger des St.-Clemens-Hospitals und der Gelderland-Klinik in den Religionsunterricht eingeladen, um mit ihm darüber zu sprechen, wie Seelsorge mit Angehörigen von lebensbegrenzend erkrankten Patienten und mit den Patienten selber „funktioniert“.

Über dieses Thema hinaus ergab sich dann eine muntere Frage-Antwort-Runde rund um Seelsorge im Allgemeinen und auch darüber, wie man „beruflicher Seelsorger“ wird und wie man als Seelsorger seine Arbeit erlebt.

Zunächst erfuhren wir, dass „Seelsorger“ kein geschützter Berufsbegriff ist und dass wir alle dann Seelsorger sind, wenn wir jemandem beistehen und seine Sorgen anhören. Wohl aber gibt es spezielle Berufe – zu denen er uns auch die Zugangswege erklärte –, in denen Seelsorge professionell erlernt wird. Hierzu gehört sein Beruf des Pastoralreferenten aber auch der des Pfarrers. Uns interessierte besonders, wie man auf die Idee kommt, Seelsorger von Beruf zu werden. Herr Naton nannte seine positiven Erlebnisse in der kirchlichen Jugendarbeit als besondere Triebfeder. „Es war keine Stimme, die plötzlich zu mir gesprochen hat. Es war schlicht die Freude an der Arbeit in der Kirche.“

Zur Arbeit an sich wollten wir erstmal wissen, ob man die Probleme der Menschen nicht mit nach Hause nimmt und ob es auch Seelsorger für Seelsorger gibt. Herr Naton berichtete in diesem Zusammenhang von der Möglichkeit, selber Supervision in Anspruch nehmen zu können und erläuterte uns dieses hilfreiche Verfahren.

Wie aber gestaltet sich überhaupt die Arbeit in der Klinikseelsorge? Die meisten Patienten haben laut Herrn Naton einen Kontakt mit ihm, eine kleinere Anzahl hat zwei bis vier Gespräche und ein sehr kleiner Teil wünscht regelmäßige Besuche. Meist sind dies Schwerkranke und Patienten, die regelmäßig ins Krankenhaus kommen. Das können dann schon mal 10 bis 15 Besuche werden.

„Und wie kommen Sie überhaupt ins Gespräch mit den Patienten?“, so die Frage einer Mitschülerin. Laut Herrn Naton finden manche Kontakte auf Bitten der Patienten statt, die über das Pflegepersonal haben anfragen lassen. Oft aber gehe er einfach auf seiner Runde ans Krankenbett, frage nach dem Interesse an einem Gespräch mit ihm und startet dann meist über Small-Talk. Als Einstiegsthema dient da oft das Krankenhausessen und bei Männern nicht selten das Thema Fußball. „Ich bin bekennender Dortmund-Fan und bei dem Thema immer ganz gut im Bilde“, so Herr Naton. Mit diesem Bekenntnis machte er sich nicht nur Freunde bei uns.☺

Seine Arbeit beschränkt sich aber nicht auf die der Patienten und Angehörigen. Bei Bedarf steht er auch als Ansprechpartner für das Personal zur Verfügung. Überhaupt ist ihm der Kontakt vor allem zum Pflegepersonal besonders wichtig, weil dies die Berufsgruppe ist, die am nächsten dran ist am Patienten und somit an dessen Sorgen, Nöten und Wünschen. „Ich frage immer nach der Einschätzung der Schwestern und Pfleger, die haben meist ein sehr gutes Gefühl.“ Damit wurde uns noch mal klar, wie wichtig die Zusammenarbeit der verschiedenen Berufsgruppen ist, um den Bedürfnissen von sterbenskranken Menschen gerecht werden zu können.

Auf unsere Frage danach, ob auch ein Klinikseelsorger letzte Wünsche erfüllen hilft, stellte uns Herr Naton vor, wie dies in seiner beruflichen Praxis oft aussieht. Es handelt sich nicht um Aktionen, die er selber organisiert, sondern meistens um Vermittlungsdienste zu denen, die besondere Aktionen ermöglichen könnten. Im Vordergrund aber steht meistens die Bitte von Patienten, dabei behilflich zu sein, noch was zu regeln, z.B. ein Testament aufzusetzen oder zu ändern oder einen Kontakt herzustellen zu Angehörigen, mit denen schon länger kein Gespräch mehr stattfand.

Manche äußerten auch den Wunsch nach dem Sakrament der Krankensalbung, die von einem Pfarrer gespendet wird. Herr Naton plädierte dafür, deutlich zu machen, dass es keine „letzte Ölung“ im Angesicht des Todes sein sollte, sondern eine Stütze für gläubige Menschen in Zeiten, in denen es ihnen schlecht geht. „Spirituell gesehen heißt Salbung: Du bist nicht allein, Gott ist auch in deiner Nähe“, so Herr Naton. Wichtig sei hier, dass wir alle dazu beitragen, die Sicht auf die Krankensalbung zu erneuern. Dazu sollten auch Pflegekräfte, die einige von uns in Zukunft sein möchten, ihren Beitrag leisten. Wichtig dafür ist natürlich, dass wir selber wissen, was es mit der Krankensalbung auf sich hat – was nach dem heutigen Gespräch zumindest bei uns der Fall ist. Neben der Krankensalbung aber gibt es auch noch andere rituelle Handlungen, zu denen z.B. Segnungsfeiern gehören, die Herr Naton häufiger am Krankenbett durchführt.

Da wir ja zu Beginn erfahren hatten, dass Herr Naton auch häufiger Kontakt mit psychisch erkrankten Menschen hat, wollten wir noch was zur Arbeit mit den Menschen erfahren, die ihm gegenüber offen den Gedanken äußern, sich umbringen zu wollen. Hierzu stellte uns Herr Naton ausführlich die Schritte der Krisenintervention vor und riet uns abschließend eindringlich „Wenn ihnen jemand ganz offen sagt, dass er akute Suizidgedanken hat, bleiben Sie nicht allein mit der Information!“

Am Ende bedankten wir uns für die Bereitschaft von Herrn Naton, auf unsere vielen Fragen so bereitwillig einzugehen. Es war ein sehr offenes und für uns interessantes Gespräch, in dem wir viel mehr erfahren haben, als nur Antworten auf die Fragen rund um unser eigentliches Unterrichtsthema. Die Überschrift zu diesem Artikel lieferte Herr Naton dann persönlich, als er abschließend treffend bemerkte: „Toll, wie interessant Sie alle waren. Frei nach Woody Allen wurde unser Treffen ja zu einem richtigen Let´s talk about ‚Seelsorge‘.“

Text: Maya-Marie Schneider (FH 12 S3) und Andreas Mäteling
Fotos: Luisa Tersteegen


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