Wall of shame trifft „Wall of love“

„In der Grundschule wurde ich auf Grund meines Gewichts und Aussehens stark ausgegrenzt und geärgert. Mich belastet diese Zeit noch heute, da ich eine Essstörung entwickelt habe und ein verzerrtes Selbstbild habe.“

„Ich wurde aufgrund meiner Sexualität von falschen Freunden gedemütigt. Sie fanden es lustig, mich für ihre Witze zu nutzen; jedoch musste ich die Peinlichkeit ertragen.“

Angefangen hat die Idee, durch eine Wall of shame in der Schule ein Zeichen für den Frieden zu setzen und einmal zu überprüfen, wie viel Diskriminierung zu unserem Alltag gehört, im Reliunterricht der BFS/2. Die Klasse wollte eine Ausstellung für den Weltfriedenstag unter dem Motto „More love, less hate“ initiieren.

Und sie beschloss die Sache groß anzugehen und die gesamte Schülerschaft der Liebfrauenschule um Hilfe zu bitten: „Wir hätten gerne von allen anonym geschriebene Geschichten zum Thema Menschenwürde und Diskriminierung. Geschrieben werden sollte über negative Erlebnisse.
• Was hast du schon einmal erlebt?
• Wurdest du schon einmal aufgrund deiner Religion, Nationalität, deines Aussehens, deines Geschlechts, deiner Sexualität oder was auch immer runtergemacht?
• Fühltest du dich schon einmal in deiner Menschenwürde verletzt?
• Hast du schonmal jemanden diskriminiert?“

Dabei sollte es aber nicht bleiben, denn das konnte ja nicht alles sein, worüber die Schülerschaft unserer Schule in den Pausen im PZ reden sollte. Dem gegenübergestellt sollten auch positive Erlebnisse gesammelt werden:
• „Hast du schon einmal jemandem geholfen, der diskriminiert wurde?
• Wurde dir schon einmal in einer solchen negativen Situation geholfen?“

Ziel war es ein großes Projekt gegen Diskriminierung zu erschaffen.

Die Aktion zeigt, dass Diskriminierung zu unserem Alltag gehört, dass wir viel zu oft nicht unsere Menschenwürde gegenseitig auf Händen tragen. Und: Sie zeigt Betroffenen, dass sie nicht alleine sind.

Die persönlichen Berichte zeigen auf, dass es eine sehr große Verunsicherung auslöst, wenn jemand wegen seines Aussehens oder seines Kleidungsstils beurteilt oder diskriminiert wird, überlegt Jil Daemen aus der AH/13F1. Lea Oymanns (auch AH13/F1) ergänzt: „Die Opfer ziehen sich zurück und trauen sich weniger. Und auch Saskia Matros (AH13/F1) stimmt die Ausstellung nachdenklich: „Es wirkt sich auf unsere Gefühle aus, weil diese verletzt werden. Deswegen zieht man sich zurück und fehlt z.B. in der Schule, um den dummen Kommentaren auszuweichen. Es kann auch dazu kommen, dass man sich weniger traut, z.B. sich nicht mehr oft im Unterricht meldet, weil früher dumme Kommentare geäußert worden sind. Man denkt viel darüber nach und versinkt in seiner eigenen Gedankenwelt und macht nichts mehr, was zu Depressionen führen kann und dazu, dass man sich einfach scheiße fühlt.“

Und was bleibt für die Schülerinnen und Schüler der BFS/2 hängen? Sina Große ist wichtig, dass alle Menschen den gleichen Wert haben. Mia Konrad findet die ganzen Geschichten von ihren Mitschülerinnen und Mitschülern interessant, aber auch krass. Teilweise hätte sie nicht gedacht, dass Menschen zu so etwas fähig sind. Sie nimmt mit, dass sie noch besser aufpassen sollte, was sie zu anderen Menschen sagt. Oft kommen auch Dinge, die so gar nicht gemeint sind, verletzend rüber. Peer Ranschaert drückt das so aus: „Schon ein paar Worte können eine Person kaputt machen. Man weiß nie, wie tief man jemanden verletzt, weshalb man alle Menschen besser behandeln sollte.“ Mia Konrad erkennt aber auch, dass es richtig nette Menschen gibt, die sich für andere einsetzen und genau das möchte sich Mia in Zukunft auch häufiger trauen. Sie bringt zum Nachdenken, dass es so viele negative Geschichten gibt, da sie sich mehr positive Geschichten erhofft hätte. Über das Thema Menschenwürde hätte sie im normalen Unterricht auf jeden Fall nicht so intensiv nachgedacht.

Laura-Fiona Prangs meint, durch die Aktion wurde gezeigt, wie viele Schüler eine Geschichte mit sich tragen und dass das Helfen in genau solchen Situationen dazu beiträgt, mehr Frieden in diese Welt zu bringen. Nikola Zygmunt staunt jedes Mal, wenn sie die traurigen Geschichten von anderen durchliest.
Katharina Barian hofft: „Wir haben ein Zeichen damit gesetzt, dass nicht mehr so viele Menschen die Menschenwürde von anderen verletzen.“

Text: Barbara Roghmanns
Fotos: Ewald Hülk, Barbara Roghmanns


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