Orthesen und Prothesen – ein Einblick

Ein informativer und lehrreicher Einblick in die Welt der Orthesen und Prothesen – dank unserer Kooperation mit dem Sanitätshaus Kessels

Gleich mehrfach durften wir, die Berufspraktikant*innen der Fachschule für Heilerziehungspflege, am ersten Tag der ersten Blockwoche unseres Anerkennungsjahres, Referent*innen in unserem Unterricht begrüßen. Im letzten Drittel des Tages war es Herr Aal, der als Orthopädietechnikmeister beim Sanitätshaus Kessels, einem Kooperationspartner unserer Schule, arbeitet. Wie Herr Aal uns bei der persönlichen Vorstellung mitteilte, hat er sich in den letzten Jahren auf die Kinder-und Jugendorthopädietechnik spezialisiert.

Im ersten Teil seines Vortrags gab uns Herr Aal eine allgemeine Einführung in das Thema Pro-und Orthesen. So definierte er die Fachbegriffe, erläuterte deren Unterschiede und nannte uns mögliche Anwendungsgebiete. Schnell wurde auch denen, die bislang noch nicht damit vertraut waren, klar, dass es sich hier um ein für uns angehende Heilerziehungspfleger*innen sehr wichtiges Thema handelt. Wir sind es nämlich, die im richtigen Handling von Pro- und Orthesen geübt sein müssen, dies den Bewohner*innen bzw. Klienten erklären und auch die Pro- und Orthesen fachlich korrekt pflegen müssen. Häufig sind es auch wir Heilerziehungspfleger*innen, die überhaupt erst den Bedarf erkennen und die Verordnung von Pro- und Orthesen durch einen Arzt in die Wege leiten. Dafür sensibilisierte Herr Aal uns besonders. Darüber hinaus ist eine enge Kooperation von uns mit den Sanitätshäusern zum Wohle der uns anvertrauten Menschen mit Behinderungen unverzichtbar, weshalb ein solcher Besuch im Unterricht auch sehr nützlich ist. So wissen wir schon jetzt, an wen wir uns hier vor Ort wenden können, wenn wir einen Experten benötigen.

Prothesen sind Körperersatzstücke, die eingesetzt werden, wenn bestimmte Körpergelenke oder ähnliches nicht mehr voll funktionstüchtig sind, komplett funktionsuntüchtig sind oder sogar fehlen. Jedoch gibt es drei Differenzierungen unter Prothesen. Zum einen gibt es Exoprothesen, die von außen am Körper befestigt sind, wie zum Beispiel am Kniegelenk. Diese kennt bestimmt jeder von uns. Aber was sind Endoprothesen? Das sind künstliche Gelenke oder Knochen, die operativ im (= von innen) Körper eingesetzt werden und die die individuelle Körperstelle teilweise oder ganz ersetzen. Beispiele hierfür sind Schultergelenk-, Kniegelenk- und Hüftgelenksendoprothesen. Die dritte Differenzierung sind die Epithesen, die ein Ersatzstück von Weichteilgewebe sind, welche an individueller Stelle eingesetzt werden.

Orthesen hingegen sind mehr oder weniger „Schienen“. Sie entlasten, stabilisieren oder korrigieren eingeschränkte Körperteile, zum Beispiel bei einer ganz- oder halbseitigen Lähmung.
Dann gibt es auch noch sogenannte Orthoprothesen. Doch was ist das jetzt? So fragten sich auch viele von uns. Die Antwort: Es ist im Grunde genommen eine Kombination aus Pro-und Orthese und kein Ersatzteil eines Köperstücks. Menschen mit einer Extremität, die nicht voll ausgebildet oder gewachsen ist, tragen beispielsweise eine Orthoprothese, indem eine Umkehrplastik angewendet wird. Dabei übernimmt ein Körperteil eine Aufgabe, für die es eigentlich nicht vorgesehen ist. Der orthetische Teil dient dabei der Stabilisation, Fixation und Führung.

Gesprächsthema war auch, wann eine Prothese und Orthese eingesetzt wird. So erfuhren wir, dass zum Beispiel eine arterielle Verschlusskrankheit, Sarkome, Fehlbildungen oder ein Trauma dazu führen, dass eine Pro-oder Orthese nötig wird.

Im zweiten Teil zeigte uns Herr die von ihm mitgebrachten Prothesen und Orthesen und erklärte uns den fachkundigen Umgang damit, zu dem auch die richtige Unterstützung beim Anlegen der Hilfsmittel gehört.

In der Abschlussreflexion waren wir uns darin einig, dass es für uns alle eine kurzweilige, extrem praxisnahe und dadurch auch für die berufliche Praxis sehr nützliche Doppelstunde war. Zum guten Schluss bedankten wir uns ganz herzlich bei unserem kompetenten Referenten Herrn Aal.

Text: Lotta Föller (HEP/B)
Fotos: Andreas Mäteling & Niklas Roeling


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