Ein Seminar zum Thema Qualitätsmanagement für angehende Heilerziehungspfleger*innen

Was bedeutet Qualität für Sie? Mit dieser Frage eröffneten Herr Matzke, Qualitätsmanagement-Beauftragter unseres Kooperationspartners Caritasverband Geldern-Kevelaer e. V., und seine Kollegin Frau Hesse, eine ehemalige Schülerin unserer Schule und derzeit Auszubildende im Caritasverband zur Kauffrau im Gesundheitswesen, das diesjährige Tagesseminar für die Berufspraktikant*innen der HEP unter dem Titel „Grundlagen des Qualitätsmanagements in der sozialen Arbeit“.

Im Laufe des Tages erlernten die Teilnehmer*innen im ersten Teil allerlei Wissenswertes zu den theoretischen Grundlagen, welches im zweiten Teil auf praktische Handlungssituationen in Form von Fallbeispielen aus Einrichtungen der Behindertenhilfe zu übertragen war.

Schon am Anfang wurde klar, dass Qualität unterschiedlich bewertet wird. So wurden Antworten gegeben wie „Qualität ist, wenn unsere Einrichtung als UNSERE erkennbar ist“, „wenn die Mitarbeitenden zufrieden sind“, „wenn gesetzliche und behördliche Anforderungen erfüllt sind“, „wenn die Klienten zufrieden sind“ usw. Hieran wurde erkennbar, dass jeweils die verschiedenen Blickrichtungen der Beteiligten eine erhebliche Rolle spielen. Wie bei einem qualifizierten Seminar zu erwarten, blieb es aber nicht bei einer Abfrage individueller Sichtweisen, sondern die fachlich fundierte Definition wurde selbstverständlich ergänzt. Qualität definiert sich als „der Grad der Übereinstimmung zwischen Erwartungen (Soll) an eine Leistung und deren Eigenschaften (Ist)“, wie die Teilnehmer/innen erfuhren.

Nach Definitionen, theoretischen Grundlagen und Zusammenhang zwischen Aufbau- und Ablauforganisation referierten Herr Matzke und Frau Hesse in ihrem sorgfältig ausgearbeiteten Vortrag zur Herkunft und Geschichte von Modellen des (Qualitäts-)Managements, erläuterten was ein Qualitätsmanagementsystem überhaupt ist und thematisierten die so genannten Schnittstellenprobleme, wozu die Teilnehmer/innen aus ihren verschiedenen Praktika so manche Beobachtungen beisteuern konnten und rasch merkten, dass das Thema eine große Relevanz für ihren Berufsalltag hat, weshalb es wichtig ist, sich diesbezüglich Wissen anzueignen und vor allem Kompetenzen zu erwerben. Hierzu zählt auch, den PDCA-Zyklus des immerwährenden Kreislaufverhaltens von Planen, Handeln, Kontrollieren und Reagieren zu kennen, um ein immer höheres Qualitätsniveau bezüglich Effizienz sowie Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit zu erreichen.

Ausführlich besprochen wurde dann auch das für die soziale Arbeit in Einrichtungen der Behindertenhilfe besonders relevante Qualitätsmodell DIN EN ISO 9001 mit den sieben Leitsätzen. Daraufhin wurde gemeinsam versucht die Frage zu beantworten, woraus die Qualität pflegerischer/betreuender Arbeit besteht. Hierzu wurden die zentralen Begriffe der Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität vorgestellt, erläutert und anhand von Praxisbeispielen der Teilnehmer*innen dargestellt und konkretisiert.

Schließlich wurde der Beitrag des QM zur Regelung der Ablauforganisation (Womit? Wer? Wofür?) beleuchtet und es wurden Verfahren zur Messung der Qualität vorgestellt. Hier tauchte dann die für die Teilnehmer*innen sehr bekannte Buchstabenkombination S.M.A.R.T. auf, die auch für die Planung von Förderaktivitäten mit Menschen mit Behinderungen immer eine große Rolle spielt und herangezogen wird, um Förderziele passgenau auf die Bedürfnisse der Klienten anzupassen und um abschließend bewerten zu können, ob diese durch das HEP-Handeln erreicht wurden. QM ganz praktisch also und längst im HEP-Alltag integriert. Und für die Teilnehmer/innen wurde spätestens jetzt deutlich, welch wesentliche Beiträge sie bereits mit ihrem systematischen HEP-Handeln zum QM der jeweiligen Einrichtung beisteuern.

Die Aufgabenstellung im praktischen Teil des Seminars lautete, einen Standardprozess als Darstellung eines immer wiederkehrenden Ablaufes in der beruflichen Praxis zu erarbeiten. Im Vorfeld erfolgte eine kurze Darstellung, wie Abläufe in Form eines Flussdiagramms visualisiert werden können, worauf die Teilnehmer*innen sich an selbst gewählten Praxisbeispielen versuchten.

Zum Schluss des Seminars wurden noch offene Fragen und Kritikpunkte am Qualitätsmanagement erörtert. Im Ergebnis wurde allen Teilnehmer*innen klar, dass Dienstleistungen ohne ein förderliches QM heutzutage kaum mehr möglich sind, da vielfache externe wie interne Regelungen einzuhalten sind. Die Referenten appellierten an die Teilnehmer, sich aktiv ins QM in Ihren Einrichtungen einzubringen, weil eine Mitgestaltung des Rahmens des Arbeitens ein lebendiges Qualitätsmanagement sicherstellt.

Text: Andreas Mäteling
Fotos: Ewald Hülk


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