Forensische Psychiatrie – ein besonderes Arbeitsfeld für HEPs

Am letzten Tag der dritten Blockwoche besuchten die angehenden Heilerziehungspfleger/innen in Begleitung von Frau Hanrath und Herrn Mäteling die Forensische Psychiatrie in Bedburg-Hau. Allein schon wegen der hohen Mauern und des an manchen Stellen sichtbaren Stacheldrahtes überkam einige von uns ein mulmiges Gefühl, doch konnte uns unser Gastgeber, Chefarzt Dr. Kreutz, schnell davon überzeugen, dass es wegen der zahlreichen Sicherheitsvorkehrungen wohl kaum einen sichereren Ort gibt als diesen.

Im Rahmen eines Rundgangs über das Klinikgelände und durch die alten Gemäuer, referierte Dr. Kreutz die bedrückende Geschichte von den „Toll- und Irrenhäusern“ bis zu den modernen Einrichtungen der heutigen Forensischen Psychiatrie.

Was genau die Forensische Psychiatrie ist, erfuhren wir dann während des Vortrags von Dr. Kreutz, der im Neubau der Forensik stattfand, in den wir erst nach dem Durchgang durch eine doppelte Sicherheitsschleuse gelangten. Hier mussten wir zunächst unsere Personalausweise abgeben, Handys einschließen lassen und mögliche gefährliche Gegenstände aus den Taschen entfernen.

Bei der Forensischen Psychiatrie handelt es sich um eine psychiatrische Spezialeinrichtung. Dort sind Patienten untergebracht, die eine Straftat aufgrund einer schweren seelischen Erkrankung begangen haben. Dadurch werden sie als vermindert schuldfähig bzw. schuldunfähig eingestuft und per Gerichtsurteil eingewiesen. Aber auch Patienten, die aufgrund einer Suchterkrankung sowie einer mentalen Beeinträchtigung straffällig geworden sind, sind Patienten dieser Einrichtung.

Neben allgemeinen forensischen Fakten z. B. zu den Straftaten, der Art und Dauer der Unterbringung, dem Tagesablauf der Patienten, den Zielen und Erfolgen der Behandlung, interessierten uns besonders die Ausführungen von Dr. Kreutz zum therapeutischen Alltag in einer solchen Einrichtung. Selbstverständlich sind die regelmäßigen Therapiemaßnahmen im Alltag fest integriert. Zum interdisziplinären Behandlungsangebot zählen z. B. psychopharmakologische Behandlungsverfahren, Psychotherapie, Soziotherapie, Kreativtherapie, Ergotherapie, lebenspraktisches Training und schulische Förderungen durch Ärzte, Ergotherapeuten, Lehrer, Psychotherapeuten, Krankenpfleger und Heilerziehungspfleger.

Als Studierende und Lehrende einer Fachschule für Heilerziehungspflege richteten sich unsere Fragen im Anschluss an den Vortrag in besonderer Weise auf die Tätigkeiten von Heilerziehungspflegern in der Forensik Bedburg-Hau.

So erfuhren wir, dass HEPs zum so genannten Berufsbereich des Pflege- und Erziehungsdienstes gehören. Gearbeitet wird hier im Bezugspflegesystem. Ein wesentlicher Bestandteil des heilerziehungspflegerischen Tuns ist das Mitwirken am sozialen Kompetenztraining, für das die HEPs gemeinsam mit den verschiedenen Therapeuten Verantwortung tragen. In diesem Rahmen finden unterschiedlichste begleitende und beobachtende Tätigkeiten statt. Zum Beispiel werden Patienten zur Beurteilung ihres Verhaltens und ihrer alltäglichen und sozialen Kompetenzen bei begleiteten Einkäufen beobachtet, um daraus Konsequenzen für die weiteren therapeutischen Maßnahmen ableiten zu können.

Letzteres geschieht im Rahmen von Fallkonferenzen mit den behandelnden Ärzten und Therapeuten, zu denen u.a. die Ergotherapeuten zählen. Mit einer Ergotherapeutin hatten wir daher auch ein intensives Gespräch im Anschluss an den Vortrag von Dr. Kreutz.

Sie gab sie uns im Ergotherapieraum einen Einblick in ihre tägliche Arbeit und die Besonderheiten der Arbeit einer Ergotherapeutin in der Forensik. Sehr überzeugend informierte sie uns darüber, wie gerne sie hier in der Klinik arbeitet, in der u.a. die flachen Hierarchien – ganz anders als dies oft in somatischen Kliniken der Fall ist – zu einer hohen Arbeitszufriedenheit beitragen. Zu den weniger beliebten, aber gleichermaßen wichtigen Aufgaben, gehört die Dokumentation, die laut Dr. Kreutz in der modernen Forensik mittlerweile 40 Prozent des Arbeitsumfangs ausmachen.
„Ab und zu muss man hier als HEP natürlich auch mal richtig mit zupacken und jemanden fixieren“, wie Dr. Kreutz offen eingestand. Dies sei aber äußerst selten der Fall.

Mit der Übergabe unseres Gastgeschenkes – natürlich durfte unser Schuljahrbuch dabei nicht fehlen – und einem kräftigen Applaus bedankten wir uns für den überaus interessanten Einblick in dieses zweifelsohne sehr besondere Arbeitsfeld.

Text: Gabriele Hanrath & Andreas Mäteling
Fotos: Andreas Mäteling


Hinterlasse einen Kommentar