Besuch der HEP/B im muZIEum Nijmegen

Wir, die HEP/B, besuchten am 11.10.2013 gemeinsam mit Frau Lörper und Frau Klompen das so genannte Blindenmuseum in Nijmegen. Dieser Ausflug war zugleich spannend wie auch erstaunlich, denn wir bekamen einen kleinen Einblick in die Welt der Menschen, die blind sind oder nur geringe Sehkraft besitzen.

„Im muZIEum in Nimwegen lernst du zu sehen und nicht zu sehen“, so heißt es auf der Homepage des Museums. Und genau das ist – wie wir bei der Reflexion feststellten – mit uns geschehen.

Wir lernten die Grundlagen der Blindenschrift (= Brailleschrift) kennen und konnten an Spezialschreibmaschinen selbst ausprobieren, wie sich „Pünktchen an Pünktchen“ reiht. Außerdem konnten wir einige Spiele erleben – obwohl wir „blind“ waren – wie zum Beispiel „Mensch ärgere dich nicht“, „Vier gewinnt“ oder ein Geruchsspiel.

Das Highlight des Museumsbesuchs bot der von einem blinden Führer geleitete Rundgang durch völlig abgedunkelte Räume. Gleich zu Beginn der „Entdeckungstour durch die Blindheit“ bekam jeder von uns einen Blindenstock an die Hand. Zu diesem technischen Hilfsmittel hatte jede 6er-Gruppe von uns ihren eigenen „blinden“ Begleiter an der Seite. Dieser begleitete uns durch ganz unterschiedliche, vollständig verdunkelte Räume, in denen uns viele „Alltagsorte“ begegneten.

Dazu gehörte zum Beispiel ein Supermarkt, ein Wohnzimmer, eine Straße mit einer Ampel und auch eine Bar, an der wir völlig im Dunkeln saßen und eine Cola tranken. Alle Räume sollten also das wahre Leben widerspiegeln. Nämlich genau die Orte, an die jeder in seinem Alltag kommt. Uns begegneten auf dem Weg alle Probleme und Hindernisse, die einem Blinden auch Tag für Tag in den Weg kommen.

Es war unglaublich zu spüren, wie sehr man alle anderen Sinne braucht, wenn man den Sehsinn verloren hat. So waren plötzlich alle Geräusche, aber auch der Tastsinn, enorm wichtig, um sich zurecht zu finden. Neben der Orientierung über das Riechen, Hören und zum Teil auch Schmecken spielte das Fühlen eine große Rolle. Gerade unsere Hände und der Blindenstock gaben viel Sicherheit.

Unser Begleiter konnte uns aus der Betroffenenperspektive eine Menge über Blinde und ihr Leben erzählen, da er aufgrund einer Nervenschädigung nur noch 5 % Sehkraft besitzt. Seine Geschichte war unglaublich spannend und zugleich ein wenig traurig, denn keiner kann sich vorstellen, auf einmal immer weniger zu sehen. Nach der halben Stunde des Blind-Seins waren alle von uns froh, wieder an das Tageslicht zu gelangen und sich auf ihre Sehkraft verlassen zu können.

Gerade für uns als angehende Heilerziehungspfleger war es eine sehr gute und wertvolle Erfahrung, um sich zumindest ein bisschen besser in das Leben von Menschen mit geringer bis nicht vorhandener Sehkraft einfühlen zu können. Eigentlich sollte jeder mal diese Erfahrung in seinem Leben machen – gerade auch um Vorurteile aus dem Weg zu schaffen.

Text: Jennifer Baum (HEP/B)


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