Fünf Tage im integrativen Mitmach-Zirkus „ZappZarap“

Spontane Aktionen sind die besten, so sagt man. Deswegen haben wir auch nicht lange überlegt, als Alice und ich, beide Studierende der HEP/O, freitags das Angebot unterbreitet bekamen, der Schule – ganz legal – fünf Tage fern zu bleiben und dafür an einem außerschulischen Lernort interessante berufliche Erfahrungen sammeln zu können.

Konkret sollte dies die Wohnanlage St. Bernardin in Sonsbeck-Hamb sein, auf der ein integratives Zirkusprojekt mit Grundschülern, Kindergartenkindern und mit Menschen mit Behinderungen startete. Die Leitung des Projektes lag in den Händen von vier ausgebildeten Zirkuspädagogen, deren Arbeit wir unterstützen und aus nächster Nähe kennen lernen konnten.

Kurz entschlossen standen wir dann am Montagmorgen schon auf dem Innenhof der Wohnanlage St. Bernardin vor dem Zirkuszelt. Um uns herum 140 Kinder, die schreiend über die ganze Anlage liefen, 10 Bewohner des St. Bernardins und wir mit einem noch unsicheren Gesichtsausdruck ob der bevorstehenden Herausforderungen, die wir noch nicht wirklich einschätzen konnten. Bisher kannten wir nur einige der pädagogischen Ziele des Vorhabens: Sich an seine persönlichen Grenzen herantasten, Verantwortung im Team übernehmen u.v.m.

Nach kurzen Worten von Mareike, die uns durch die Woche führte, durften die Kinder dann auch schon los, um alle Aktivitäten, die der Zirkus zu bieten hatte, auszuprobieren. An diesem doch eher chaotischen Montag schien noch keiner wirklich etwas von uns zu wissen, waren wir ja auch eher spontan da. Nachdem die Gruppeneinteilung der Kinder für die verschiedenen Aktivitäten dann aber fertig war, hatten auch wir endlich unseren Platz im bunten Zirkustreiben gefunden. Der unsichere und zweifelnde Blick verschwand und wich einem eher erwartungsfrohen Blick.

Alice half Angela, einer ausgebildeten Zirkuspädagogin, bei der Begleitung und Anleitung der Kinder am Trapez. In dieser Gruppe befanden sich zehn mutige Kinder. Sie übten ihre Kunststücke in rund zwei Metern Höhe aus und zeigten dabei keinerlei Angst. Jedem von uns wäre da wahrscheinlich sprichwörtlich „das Herz in die Hose gerutscht“, nicht aber den jungen Artisten, denen man den Stolz auf ihre individuellen Fähigkeiten deutlich ansehen konnte. Und genau darum sollte es laut Aussage der Zirkuspädagoginnen, die wir bei der Arbeit unterstützen durften, ja auch gehen. Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer sollte mit seinen Fähigkeiten abgeholt und unterstützt werden und erleben, wie diese in ein größeres Ganzes bereichernd eingebunden werden können.

Ich hingegen ließ es etwas ruhiger angehen, war ich doch in der Gruppe der Jongleure, in der ich die Zirkuspädagoginnen dabei unterstützte, begeisterten Kindern das Jonglieren oder auch das „Teller drehen“. Weitere Unterstützung erhielten wir von den engagierten Eltern und einer sehr kompetenten Lehrerin der ortsansässigen Schule. Alle arbeiteten in diesen Tagen Hand in Hand.

Doch auch die anderen Gruppen wollen wir nicht unerwähnt lassen. Es gab noch die Poischwinger, die Akrobaten, die Rola-Akrobaten, die Leiterartisten, die Zauberer, die Fakire, die Trampolinakrobaten und natürlich das, was in keinem guten Zirkus fehlen darf: die Clowns. Sie brachten alle mit einer sehr eigenwilligen Version des Spiels „Die Reise nach Jerusalem“ und vielen weiteren lustigen Aktionen zum Lachen.

Nachdem wir also den Dienstag und den Mittwoch zum Üben hatten, waren wir doch überrascht, als es dann hieß, dass der Donnerstag nicht mehr zum Proben zur Verfügung stehen sollte, sondern dass vielmehr schon das fertige Programm für die Generalprobe am Freitag in der Manege geübt werden sollte.

Und obwohl uns die Zeit sehr kurz vorkam, waren wir dann doch alle für die Generalprobe, bei welcher viele Bewohner des St. Bernardins zuschauen durften, und auch für die Aufführungen am Samstag und Sonntag gut vorbereitet.

Mit dem nötigen Lampenfieber war es dann am Wochenende endlich so weit. Natürlich lief nicht alles perfekt, aber das war ja auch nicht Sinn der Sache und nach zwei Tagen Proben unmöglich zu erreichen. Viel wichtiger war es, dass die Grenzen und Ängste überwunden wurden, dass das Selbstbewusstsein gestärkt und motorische Talente geweckt wurden und natürlich, dass alle Beteiligten jede Menge Spaß hatten.

Alice und ich sind froh über die Erfahrung, eben jenes bei so vielen Menschen miterlebt haben zu dürfen und dabei zugleich die Möglichkeiten und Arbeitsweisen der professionellen Zirkuspädagogik kennengelernt zu haben.

Text: Ricarda Maaß (HEP/O)
Fotos: Alice Luczak und Ricarda Maaß (HEP/O)


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