Ein neuer Blick auf die Pflege

Ausstellungseröffnung in der Liebfrauenschule Geldern

Den Kopf tief in den Nacken gelegt bekamen die Studierenden der Fachschule für Heilerziehungspflege an der Liebfrauenschule Geldern in der ersten Schulwoche einen ganz neuen Einblick in Pflege. Genau das war von Lehrer Andreas Mäteling gewollt. Gemeinsam mit der Klasse stellte er sich zum Beginn der Ausbildung die Frage, was Pflege überhaupt ist: Waschen von bettlägerigen Menschen? Der Versuch, mit dementen Senioren ein Gespräch zu führen? Mensch-ärgere-dich-nicht im Gemeinschaftsraum?

Die im zu Ende gegangenen Schuljahr vorbereitete und am ersten Freitag nach den Sommerferien eröffnete Ausstellung des Differenzierungskurses „Gestaltung“ des Beruflichen Gymnasiums kam den angehenden Heilerziehungspflegern bei der Beantwortung dieser Fragen sehr entgegen. Methodisch hatten die angehenden Abiturientinnen aus dem 12. Jahrgang der Liebfrauenschule eine pfiffige Idee. Kunstlehrer Marc Baum erläutert: „Um einen neuen Blick auf die Pflege zu provozieren, haben wir die Exponate schräg unter die Decke gehängt.“

Der Effekt ist verblüffend. Wer die vom Bundesministerium für Gesundheit bereitgestellten großen und von den Schülern interpretierten und aufbereiteten Fotos zum Thema „Ein neuer Blick auf die Pflege“ sehen möchte, muss nach oben schauen. Pflege am Menschen wird so nicht als eine eher lästige Pflicht wahrgenommen, sondern wie ein Dienst am Menschen, der Lebensqualität in Würde ermöglicht, zu dem man achtvoll aufschauen darf.

Auch farblich setzten die Schüler diese Intention geschickt um. Die großformatigen bunten Fotos mit durchweg zufriedenen und glücklich dreinschauenden Senioren und auch Pflegern in unterschiedlichen Situationen klebten sie auf graue und schwarze, also eher trist wirkende Tafeln. In dem weißen und mit anthrazitfarbenen Säulen versehenen Ausstellungsraum wird so ein wirkungsvoller Kontrast zu den geschickt fokussierten farbigen Fotomotiven gebildet, wodurch das Leben von hilfe- und pflegebedürftigen Menschen wie in ein warmes Licht getaucht wirkt. Treffend sind auch die Schlagwörter, die mit Quarzsand unter die jeweiligen Plakate aufgetragen sind und die eine Schülerinterpretation des jeweiligen Motivs darstellen. „Mitfühlen“, „Vertrautheit“, „Zuhause“, „Verbundenheit“, „Sinn“ sind nur einige der Begriffe, die für einen neuen Blick auf die Pflege fernab von aufwendiger Versorgung und monotoner Betreuung stehen.

Methodisch in gleicher Weise im Kontrast Bunt versus Schwarz-weiß, aber farbblich dieses Mal genau andersherum stehen die von den Schülern gezielt colorierten, auf bunten Platten befestigten Schwarz-Weiß-Fotos, die im Winnekendonker Katharinenhaus aufgenommen worden sind und die einen zusätzlichen lokalen Bezug herstellen.

Nicht nur die angehenden Heilerziehungspfleger gewannen bei der Ausstellungsbegehung an einem ihrer ersten Schultage ihren individuellen Blick auf die Pflege. Auch für viele Schüler des Gestaltungskurses war die Vorbereitung der Ausstellung eine erste Konfrontation mit diesem Thema. „Durch unsere Hospitation im Katharinenhaus haben wir vieles Schöne ganz konkret wahrgenommen“, erläutert Anna-Lena Schoofs. Und Jasmin Stammen ergänzt: „ Manche aus unserem Kurs wussten bisher nur, dass die Pflege von älteren Menschen nervenaufreibend sein kann. Durch unseren Besuch im Seniorenheim konnten wir schnell erfahren, dass dort auch sehr viel Spaß und Freude, also einfach ein schönes Leben gelebt wird!“

Die Ausstellung „Ein neuer Blick auf die Pflege“ ist bis zum 10. Dezember 2010 montags bis freitags (ausgenommen Feiertage und Schulferien) von 13 – 17 Uhr im Foyer des L-Gebäudes der Liebfrauenschule (Zugang über die Edith-Stein-Straße) zu sehen.

Ewald Hülk

Auch die Kirchenzeitung „Kirche und Leben“ berichtet in einem Artikel über das Projekt. Er ist hier als pdf.-Datei zu sehen:

Kirche und Leben vom 24.03.2011: Ein Artikel von Jürgen Kappel

Am 16. November besuchte der parlamentarische Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium, Daniel Bahr, die Ausstellung in der Liebfrauenschule. Die Journalistin Nina Meyer schrieb über diesen Besuch in den Niederrhein-Nachrichten am 20. November den folgenden Artikel.


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