Nicht der Baum war schuld!

Verkehrserziehung, die unter die Haut ging!

In der Aula herrscht eine bedrückte Stimmung. Traurige Musik klingt aus den Lautsprechern. Auf der Leinwand läuft ein Film. Viele Autos sind darin zu sehen. Allen ist gemeinsam: Sie sind stark zerstört – vielfach demoliert an Straßenbäumen am Straßenrand. Was man nicht sieht, sind die Opfer. Für viele von ihnen kam jede Hilfe zu spät. Sie starben auf den Straßen im Kreis Kleve – 15 Menschenleben in 2018, gar 19 im Jahr zuvor.

Johannes Look, Polizeibeamter im Kreis Kleve und in dieser Funktion Opferschützer, war mit seinem Team gekommen, um im Rahmen des Präventionsprogrammes „Crashkurs NRW“ rund 300 Schülerinnen und Schülern von Berufskolleg und Realschule für diese Thematik zu sensibilisieren, damit nicht sie eines Tages die Opfer seien. Simone Eerden, die bei der Polizei im Kreis für die Analyse von Unfällen verantwortlich ist, benannte dabei die wesentlichen Gründe für die schlimmen Verkehrsunfälle: bewusste Verstöße gegen die Verkehrsregeln, zu schnelles Fahren, Fahren ohne Gurt, Drogen- und Alkoholkonsum und das Benutzen des Handys.

Anja Janser und Patrick Boll berichteten im Anschluss eindringlich, wie sie den eigenen Unfall, der ihnen fast das Leben gekostet hätte, und die lange Zeit danach erlebt hatten. Nichts war jedenfalls danach auch nur im Ansatz so wie früher.

Nicht minder gebannt lauschten die Schüler den Schilderungen von Dr. Gisela van Appeldorn, die als Notärztin im Kreis schon vielen Menschen das Leben retten konnte – aber nicht allen. Diakon Berthold Steeger beleuchtete als letzter die Geschehnisse rund um einen Verkehrsunfall. Als Seelsorger begleitet er unter anderem die Polizisten, die eine Todesnachricht an die Hinterbliebenen übermitteln müssen. Ein Satz ließ dabei auch aufhorchen: „Auch die Unfallverursacher sind Opfer!“

„Mit der Übermittlung der Todesnachricht“, so Johannes Look abschließend, „sind von der einen auf die andere Sekunde alle Lebensträume geplatzt!“ Vielfach seien es gerade die jungen Fahrer, die zu Tode kämen. Und gerade den jungen Mitfahrern und besonders den Freundinnen von jungen Autofahrern komme eine besondere Bedeutung zu. „Gerade Sie“, appellierte der Unfall-Experte, „haben mehr Einfluss auf die Fahrweise des jungen Autofahrers als zum Beispiel die Eltern oder die Polizei.“ Und er war sich sicher: „ Ihre Eltern holen Sie garantiert spät abends lieber irgendwo ab, als dass Sie in ein Auto einsteigen, dessen Fahrer Alkohol oder Drogen genommen hat!“

Recht hat er!

Text und Foto: Ewald Hülk

Bildunterschrift:
Johannes Look (re.) und sein Team von der Unfallprävention:
Simone Eerden, Berthold Steeger, Anja Janser, Patrick Boll, Dr. Gisela van Appeldorn (v. li.)


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