Am Vatertag ins Bordell

Von Anna Greshake (AH/13S2)

Die Rose, die Schwester Leoni in der Hand hielt, stand für die Würde der Frau. Sie knickte sie schnell mit wenigen Handgriffen: „Das wird Frauen jeden Tag tausendfach angetan.“

Einen Tag nach dem internationalen Aktionstag „Keine Gewalt gegen Frauen“ fand an unserer Liebfrauenschule ein außergewöhnliches, gleichnamiges Projekt statt. Im Rahmen einer halbjährlichen Unterrichtsreihe hatte die Klasse FH/12S2 Schwester Leoni Beving von dem Verein SOLWODI (SOLidarity with WOmen in DIstress / Solidarität mit Frauen in Not) eingeladen, die den Schülern des Berufskollegs von ihrer Arbeit erzählte.

Morgens versammelte sich die ganze Schule in der St. Adelheid Kirche und erlebte einen bewegenden Wortgottesdienst, der das Leid vieler junger Frauen deutlich machte. Mit einem Schrei begann das Rollenspiel der Schülerinnen, in denen die Brutalität von Vergewaltigungen und Eingesperrtsein thematisiert wurde.

„Wir wollten bewusst schockieren“, erklärt Melanie Endepohls von der Gottesdienstgruppe, die auch die besondere Aufmerksamkeit und das emotionale Berührtsein vieler Besucher bemerkte. Karina Kleinmans und Marina Basten waren in den Herbstferien einen Tag zu Besuch in einer Schutzwohnung der SOLWODI Organisation in Duisburg. „Die Frauen haben uns sehr herzlich aufgenommen. Wir haben mit ihnen gekocht, Deutsch gelernt und waren einkaufen“, erzählt Kleinmans. „Trotzdem waren wir auf der Rückfahrt ganz still, ihre Geschichten hatten uns sprachlos gemacht“, ergänzt Basten.

Diese Eindrücke gaben dann auch den Ausschlag mehr zu machen, als „nur“ eine Spendenaktion. „Wir wollten an die Köpfe ran und Überzeugungsarbeit leisten“, erklärt Andreas Mäteling, der als Religionslehrer das Projekt begleitete. So blieb für Vorurteile wie „Das machen die doch freiwillig“ und „Manchen Frauen macht es Spaß, sich zu prostituieren“ nach einem Vortrag von Schwester Leoni Beving kein Platz mehr in den Köpfen. Sie berichtete von Vatertagsfahrten, die „mal richtig einen drauf machen müssen“, Zwangsverheiratungen, in denen Frauen für das neue Haus anschaffen müssen und danach abgeschoben werden und Migrantinnen aus Osteuropa, die für ihre Kinder hier putzen möchten und schließlich in Bordellen gefangen gehalten werden.

Doch den Zeigefinger erhebt sie nicht: „Ich will nicht die Schuldfrage stellen, sondern Ursachenforschung betreiben.“ Und eines ist besonders wichtig: „Die Anerkennung der Menschenwürde und Solidarität mit den Frauen, deren Vertrauen so missbraucht wurde“.