Was die Mauer nicht trennen konnte

Wir, die AH/13er, haben am Montag, den 10.11., die spannende Lebens- und auch Liebesgeschichte von Herrn Rolf Pester erfahren dürfen.

Seinen Vortrag begann Herr Pester stilecht mit einer Begrüßung, wie er sie während seiner Schulzeit in der DDR erlebt hatte. So begrüßte der Lehrer zu Beginn einer jeden Stunde seine Klasse mit einem markigen: „Für Frieden und Sozialismus! Seid bereit.“ Und die Klasse antwortete zacckig: „Immer bereit!“.

Herr Pester führte uns in die Thematik ein, indem er uns einen kurzen geschichtlichen Überblick bot, aber was viel interessanter war, uns positive und negative Seiten des Lebens in der DDR aufführte, die den Alltag der Menschen betrafen, seinen Alltag. Er redete über die Schule, über das Einkaufen, den Unterschied zwischen West- und Ostgeld, und was man sich damals alles wünschte.

Nachdem wir so einen kleinen Einblick in ein uns unbekanntes Leben erhalten hatten, kamen wir zur eigentlichen Geschichte: der ungewöhnlichen Liebesbeziehung zwischen Herrn Pester und seiner heutigen Frau Bärbel. Zu diesem Thema hat Herr Pester das Buch „Drum prüfe ewig, wer sich bindet“ geschrieben und veröffentlicht. Er las uns verschiedene Kapitel und vor allem im Buch abgedruckte Briefe vor, die den Werdegang der Beziehung beschreiben, und erläuterte uns die Ereignisse näher.

Das Buch und seine Erzählungen beginnen mit dem Anfang der Geschichte, dem Kennenlernen in der Schule. Er las uns vor, wie er seine heutige Frau bei Tanzstunden mehr schätzen gelernt hatte, er berichtete uns von den Bällen und ihren ersten langen Gesprächen. Noch spielte die DDR keine Rolle, die beiden jungen, verliebten Leute wurden ein Paar.

Doch die Situation änderte sich schnell, denn Herrn Pesters Eltern hatten eine Flucht in den Westen geplant. 1958 fand er sich plötzlich in Duisburg wieder, weil seine Mutter dort Verwandte hatte, während seine Freundin weiterhin in der DDR war, im sächsischen Flöha. Die einzige Möglichkeit zu kommunizieren waren Briefe, und diese hat Herr Pester aufbewahrt und in seinem Buch publiziert, aus vielen davon liest er uns an diesem Tag vor.

Die beiden wollten ihre Beziehung weiterführen und versuchten mit allen Mitteln, sich sehen zu können. Dies geschah zunächst über Urlaube in Ungarn, wo sie zwar getrennt hinreisten, sich aber treffen konnten. Herr Pester erzählte spannend von ihrem ersten Treffen nach sechs Jahren, und für uns Zuhörer ist eine solche Lebenssituation kaum vorstellbar. Beide waren mittlerweile viel erwachsener, hatten Berufe erlernt und sich ein Leben aufgebaut. Die Aufregung, die Herr Pester schilderte, war für alle nachvollziehbar. „Passt man überhaupt noch zusammen?“ Doch es hat gepasst, und die Beziehnung wurde immer ernster, es wurde jede Gelegenheit genutzt, bei der man sich sehen konnte. Es gab weitere Treffen in Ungarn, nach einer Zeit gelang es Herrn Pester sogar in die DDR zu reisen, um z. B. Weihnachten zu feiern, und natürliche wurden jede Menge Briefe geschrieben. Nur ein gemeinsames Leben war nicht möglich, denn seine mittlerweile Verlobte durfte nicht ausreisen. Auch eine geplante Hochzeit konnte nicht durchgeführt werden, denn eine Eheschließung zwischen DDR- und BRD-Bürgern war nicht erlaubt. Die Beziehung schien festzustecken.

Doch über mehrere Ecken und vor allem mehrere Jahre gelang es Herrn Pester, seine heutige Frau in den Westen zu holen. Über den Ostberliner Rechtsanwalt Wolfgang Vogel, der damals Geschäfte mit der deutschen Bundesregierung machte und Bewohner des Ostens „frei kaufte“, gelang es der Verlobten eine Ausreisegenehmigung zu bekommen. Nach einem längeren Hin und Her kam sie 1971 in Duisburg an.

Die Geschichte mit dem großen Happy End war eine gelungene Abwechslung im Schulalltag und wurde von Herrn Pester interessant vorgetragen. Seine Art zu sprechen, der man immer noch etwas anhört, dass er aus Sachsen kommt, und die vielen persönlichen Anekdoten, die alles so authentisch wirken ließen, haben die Geschichte noch ein bisschen hörenswerter gemacht.

Eine rundum gelungene Veranstaltung, die Geschichte lebendig werden ließ!

Text: Felicitas Reick (AH/13)
Fotos: Ewald Hülk


Kommentare

  1. Rolf Pester sagt:

    Hallo,Hörerinnen und Hörer,
    Dank für gute Besprechung des Vortrages. Felicitas hat das wirklich sehr ordentlich gemacht!
    Nebenbei hatte ich auch meine Freude am Vortrag. Komme gerne zur lfs, finde dort immer ein Luxuspublikum. Euch und Herrn Siepe alles Gute und herzliche Grüße
    Rolf Pester

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