Zu Besuch bei einer ganz besonderen Krippe

Am 4.12.2013 haben wir, die Hep/U, eine Krippenlandschaft bei Freu Vermeulen, der Oma unserer Mitstudierenden Anne, angesehen. Sie begrüßte uns sehr herzlich und wir stellten uns alle mit dem nötigen Respekt vor. Frau Vermeulen hatte auch schon etliche Leckereien für uns bereit gestellt.

Im Unterricht hatten wir zuvor über religiöse Traditionen und Bräuche und ihre große Bedeutung für die religiöse Sozialisation gesprochen. In besonderer Weise haben wir im Anschluss daran dann – unserem Berufswunsch entsprechend – über die Chancen und Möglichkeiten nachgedacht, die kirchliche Festtage in der Arbeit mit Menschen mit Behinderungen in sich bergen. Von besonderer Bedeutung schien uns insbesondere das bei vielen mit positiven Erinnerungen behaftete Weihnachtsfest zu sein. Wie wir auch aus der Literatur erfuhren, lässt sich gerade die Darstellung der Krippe besonders gut nutzen, um gemeinsam mit Menschen mit Behinderungen über Weihnachten ins Gespräch zu kommen und diese Zeit – sowohl in Wohnheimen als auch in Werkstätten oder Förderschulen – religionspädagogisch zu gestalten.

Nach der theoretischen Bearbeitung inklusive Austausch über die Nutzung des Weihnachtsevangeliums in einfacher Sprache und Kennen lernen eines Krippenspiels für Menschen mit geistiger Behinderung, wollten wir mit dem Besuch bei Frau Vermeulen die Gunst der Stunde nutzen, und uns selber mal eine in Geldern und Umgebung bekannte und zugegebenermaßen besondere Krippe anschauen.

Die Krippe von Frau Vermeulen stand in einem kleinen Wintergarten, der an das Esszimmer und der Küche endete und hatte eine Größe von ca. 2×1 m. An der breiteren Seite entlang war eine große Krippenlandschaft aufgebaut. Von Gebirgshäusern, über Trampelpfade, bis hin zur eigentlichen Krippe. Viele verschiedene Figuren waren dort aufgestellt. Schafshüter mit Schafen, die heiligen drei Könige, Pilger, Karawanen, Maria und Josef, Engel, aber auch Gebäude jeglicher Art.

Frau Vermeulen erzählte, dass viele Figuren aus verschiedenen Ländern stammen und die von einem jeweiligen Urlauber mitgebracht wurden. So stand dort ein mallorquinisches Kamel, Pilger aus Dubai, ein Engel aus Russland, aber auch eine Freiheitsstatue, die auf den ersten Blick so gar nicht ins Bild passte.
Trotz der vielen verschiedenen und vor allem unterschiedlichen Figuren, war es trotzdem ein gutes Gesamtbild und alles passte doch zusammen.

Jedes Jahr wird diese Krippe aufgebaut und immer wieder anders gestellt oder erweitert. Für Frau Vermeulen hat diese Tradition eine große Bedeutung und in jedem Urlaub „zieht“ es sie immer wieder hin zu Krippenfiguren. Somit hat sich in all den Jahren eine entsprechende Sammlung gefunden. 299 Schafe wurden z.B. aufgestellt. Das Krippenhaus wurde von einem Künstler gebaut und war aus massivem Holz. Das Christkind war aus sogenanntem Zwiebackporzellan. Man konnte viele kleine Kostbarkeiten erkennen, musste allerdings auch wirklich genau hinsehen, weil es so viel zu entdecken gab. Über der Krippenlandschaft hing ein Himmel aus Lichterketten, aber auch der Weg auf der Landschaft war geschmückt mit einzelnen Lichtern.

Frau Vermeulen erzählte uns, dass vor allem abends alles sehr weihnachtlich und schön wirkt, da sich die einzelnen Lichter noch in den Fenstern spiegeln und dem Ganzen somit ein Gefühl von Ferne gibt.
Während der Erzählungen über die Krippe konnte man Frau Vermeulen anmerken, welche Tradition und Liebe dahinter steckt. Jedes Jahr bauen ihre Enkel diese Krippenlandschaft mit ihr auf und jedes Jahr ist es wieder ein bisschen anders. Frau Vermeulen betonte, dass ihr persönlich etwas fehlen würde, wenn sie die Krippenlandschaft nicht aufstellen würde und dass sie sich das ganze Jahr darüber freut. Zusätzlich hilft sie ihr in Weihnachtsstimmung zu kommen, da die Krippenlandschaft nochmal eine ganz eigene Atmosphäre schafft. Auch für ihre Familie ist es jedes Jahr eine Freude sich diese Krippenlandschaft anzusehen. Bis zu drei Wochen dauert der Aufbau und vom Esstisch aus hat man einen wunderbaren Blick auf die gesamte Fläche.
Frau Vermeulen hatte ein gutes Wissen über die landschaftlichen Gegebenheiten zu der damaligen Zeit und diese nahm sie als Vorlage für die Aufteilung der einzelnen Wegpunkte. Außerdem sagte Frau Vermeulen, dass es ihr jedes Jahr aufs neue leidtun würde, die Krippe abzubauen und jedes einzelne Teil wieder in den Karton zu packen.

Nachdem alle die Krippe begutachtet hatten und Frau Vermeulen uns alles Erdenkliche darüber erzählt hatte, saß die gesamte Klasse, einschließlich Frau Vermeulen, am Esstisch und sprach über weihnachtliche Traditionen und Frau Vermeulen trug uns ein Gedicht vor. Dies war noch einmal ein schöner Abschluss.

Text: Mira Arts (HEP/U)
Fotos: Andreas Mäteling


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