Ein Unfall mit Folgen

Es war vor 30 Jahren. Ein Tag, der das Leben von Guido Sinner veränderte. Der 18jährige Radevormwalder war mit seinem geliebten Motorrad unterwegs. Es passierte, was nicht passieren durfte: Es kam zum Unfall, er stürzte, wurde schwer verletzt, auch am Kopf. Es folgte ein Krankenhaus-Aufenthalt, die Reha. Sein Gesundheitszustand besserte sich. Was er anfangs aber nicht wusste: Als Spätfolge seiner Hirnverletzung stellten sich nach einigen Monaten epileptische Anfälle ein, so genannte tonisch-klonische.

Auf beeindruckende Weise stellte Herr Sinner in der HP/TM im Fach Medizinische Grundlagen im Rahmen einer Unterrichtsreihe zum Thema Epilepsie nun dar, wie dieser Unfall sein Leben veränderte. Regelmäßige Besuche bei Neurologen, diverse Kuren und Rehas, zahlreiche diagnostische Verfahren, aufwendige medikamentöse Einstellungen zeigten bei ihm Erfolg. Nur zwei Anfälle bekommt er durchschnittlich noch pro Jahr – zu viele aber, um als anfallsfrei zu gelten. Vier verschiedenen Präparaten, 12 Tabletten täglich verdankt er diesen Zustand.

Bewusst ist er sich, dass er mit jeder Tablette „Chemie“ in sich aufnimmt, die durchaus auch mit Nebenwirkungen verbunden ist – Langzeitschäden nicht ausgenommen. Doch welche andere Möglichkeit hat er? Hier berichtete er glaubhaft von einer ihm bekannten Person, die ohne das Wissen des Arztes einen Heilpraktiker zu Rate zog, der versuchte, homöopathisch die Anfälle in den Griff zu bekommen. Mit Erfolg! Aufgrund der so gewonnenen Anfallsfreiheit konnte bei dieser Person die Medikation bereits von 4 auf 2 Präparate reduziert werden.

Er selbst aber vertraut weiter auf die Präparate des Arztes. Lediglich so genannte Rescue-Tropfen, die er sich in den Mund sprüht, helfen ihm, einen Anfall zu vermeiden, wenn er im Rahmen einer Aura bemerkt, dass dieser naht.

Zurzeit bezieht Herr Sinner eine Erwerbsunfähigkeitsrente. Nach seinem Unfall hatte er sieben verschiedene Arbeitgeber. Diese schätzten zwar seine Zuverlässigkeit. Doch die Möglichkeiten seines Arbeitseinsatzes sind eingeschränkt. Gefährliche technische Geräte dürfe er halt nicht bedienen. Gleiches gilt für das Führen von Fahrzeugen wie zum Beispiel Autos. Auch wenn die Anzahl seiner Anfälle gering sei, so müsse man dennoch damit rechnen, dass sie kämen. Hier berichtete er von einem Sturz vom Fahrrad, den er aber bisher, wie alle anderen Anfälle auch, ohne Verletzungen überstanden habe.

Sympathisch-offen und mit einer gehörigen Portion Humor ging Herr Sinner die gesamte Doppelstunde im Kreis der angehenden Heilpädagogen mit seiner Krankheit um. Offenheit – das ist das, was aus seiner Sicht enorm wichtig ist. Herr Sinner wörtlich: „Offen und ehrlich sagen und nicht verbergen, dass man epileptische Anfälle bekommt, hat mir sehr geholfen, angenommen zu sein!“

Text und Foto: Ewald Hülk


Hinterlasse einen Kommentar