Sozialhelfer in Lebensgefahr …

…. hätte die Warnmeldung im Lagerzentrum der Blutspendezentrale des DRK in Breitscheid gelautet, wären wir nicht rechtzeitig aus dem Aufbewahrungsraum für Plasmakonzentrate herausgegangen. Dessen Besuch war wohl der Höhepunkt unserer Exkursion in die Blutspendezentrale West, wo wir uns auf die am 13. Dezember geplante Blutspendeaktion in unserer Schule vorbereiten wollten. Aber der Reihe nach:

Auf Einladung des DRK – mit dessen Unterstützung wir schon mehrere Blutspendeaktionen in unserer Schule durchgeführt haben – sind wir am Freitag, dem 07.09., in die Blutspendezentrale gereist. Hier erwartete uns die Mitarbeiterin für Öffentlichkeitsarbeit, Frau Sievert, mit einem reichhaltig gedeckten Schnittchenbuffet.

Gut gestärkt lauschten wir dann aufmerksam ihrem Vortrag, in dem wir zunächst vieles über die Geschichte und Organisation der Blutspende in Deutschland erfuhren. Dazu gehörte unter anderem die Information, dass 1951 der erste Blutspendedienst in der BRD in Düsseldorf gegründet wurde. Der erste Blutspendetermin des DRK fand vor genau 60 Jahren in Gelsenkirchen statt. Damals wurde das Blut, wie wir anhand der Powerpointfolien sehen konnten, noch in Gläsern gesammelt, was in Zeiten des heute üblichen Einwegmaterials unvorstellbar erscheint.

Besonders interessiert wurden von uns die Informationen rund um die Bedarfe wahrgenommen. So zum Beispiel erfuhren wir, dass an jedem Werktag 4000 bis 5000 Blutspenden benötigt werden. „Wenn viel Blut im Hause ist, reicht es für maximal drei Tage“, so Frau Sievert. „Daran können Sie erkennen, welch große Mengen an Blut wir benötigen, um die Krankenhäuser der Region versorgen zu können. Vor fünf Jahren wurden noch 220.000 Konserven täglich benötigt, heute sind es 270.000, was natürlich damit zu tun hat, dass heute viel mehr Operationen durchgeführt werden können und dass Ärzte nicht mehr so lange zögern, Blutkonserven anzuhängen. 1/4 des gesamten Bedarfes der BRD wird allein in NRW benötigt. Der Blutspendetermin in Ihrer Schule ist da schon eine Riesennummer, um Leben retten zu helfen. Vor allem freuen wir uns darüber, dass Sie so viele Erstspender zur Blutspende motivieren. Nach den tollen Erfahrungen mit dem liebevollen Ambiente rund um die Blutspende und der fachkundigen Betreuung durch die angehenden Sozialhelfer/innen dürfen wir die „begeisterten“ Erstspender später immer wieder auch bei anderen Blutspendeterminen begrüßen. Das ist ein Riesenerfolg! Bitte machen Sie weiter so!“

Die Zahlen allein hatten schon viele motiviert, sich auch in diesem Jahr wieder für die gute Sache ins Zeug zu legen. Besonders überzeugend aber waren dann auch noch die per Filmeinspielung präsentierten, persönlichen Statements von Menschen, die nur durch Blutspenden überleben konnten.

Im weiteren Verlauf des Vortrags informierte uns Frau Sievert über die Besonderheiten rund um die verschiedenen Blutgruppen und deren Häufigkeiten sowie über die Anwendungsgebiete der verschiedenen Arten von Blutkonserven und über die Spezifika der Lagerungen. Frau Sievert: „Wo Thrombos sind ist immer Sommer. Das sind zudem auch unsere besonderen Schätze. Sie sind nämlich nur fünf Tage haltbar. Deshalb müssen wir immer mal wieder auch an Feiertagen Blutspendetermine ansetzen. Wundern Sie sich also nicht, falls Sie mal Einladungen zur Blutspende am zweiten Weihnachtstag bekommen sollten.“

Im Gegensatz zu den Thrombozytenkonzentraten ist Plasma viel haltbarer, wie wir erfuhren. „Es kann bis zu zwei Jahre gelagert werden, allerdings benötigt es dazu arktische Temperaturen von um die Minus 40 Grad Celsius. Zuletzt wurden in der EHEC-Krise besonders viele Plasmakonzentrate benötigt. Zum Teil benötigten wir pro Patient bis zu 100 Konzentrate. Da gab es an einem Tag einen so hohen Bedarf wie sonst in einem Monat. Die Kollegen hier in Breitscheid haben damals Tag und Nacht durchgearbeitet“, so Frau Sievert.

Den Abschluss des Vortrags, währenddessen die Schüler/innen immer wieder Nachfragen stellen konnten, bildete ein Infoblock über die Untersuchungen, die das gespendete Blut durchläuft. Mit Interesse wurde wahrgenommen, dass es auf den HI-Virus sowie auf Hepatitis A, B und C und auf Syphilis untersucht wird. Erschrocken registrierten wir, dass laut Frau Sievert die Anzahl der HIV-Infektionen, die im potenziellen Spenderblut diagnostiziert werden, seit einigen Jahren wieder zunimmt. „Erst wenn alles in Ordnung ist, wird die Konserve freigegeben. Geben Sie das bitte unbedingt an alle Erstspender weiter, die sich bei Ihnen erkundigen vor dem Gang ins Spendermobil erkundigen“, appellierte Frau Sievert an die Schüler/innen.

Nach dem intensiven Lauschen des Vortrages wurde der Wunsch der Schüler/innen immer deutlicher spürbar, nun auch unbedingt so viel wie möglich von dem sehen zu wollen, was vorher schon beschrieben wurde. So fragte die Schülerin Nina: „Wie sieht eigentlich so ein Spendermobil aus?“ Andere wollten gerne mal sehen, wie genau es dort aussieht, wo das Blut aufbewahrt wird und wie die Maschinen funktionieren, die die verschiedenen Prozesse der Blutaufbereitung durchführen.

Unter fachkundiger Führung besichtigten wir dann zunächst den Raum, in dem u.a. Blutstammzellen gespendet werden können. Einige von uns nutzten die Gelegenheit und legten sich gleich mal zur Probe auf die Liegen. „Kaum vorstellbar, dass man hier vier Stunden lang mit ausgestreckten Armen ruhig liegen kann“, so die Reaktion von Merve.
Weiter ging es dann durch das Spendermobil, wie wir es demnächst auch bei uns auf dem Schulhof erleben werden, und die Labore hin zum absoluten Höhepunkt der Führung, nämlich zum Lagerungsort für die Plasmakonzentrate.

„Ziehen Sie sich bitte Ihre Jacken an und atmen Sie beim Eintreten unbedingt durch den Mund ein. Achten Sie beim Herauskommen darauf, dass Sie nicht ausrutschen“, so die Anweisungen von Frau Sievert. Mit Spannung erwarteten wir das Eintreten in den Raum. Bei Minus 42 Grad Celsius standen wir dann nahezu erstarrt zwischen den Behältern, in denen die Plasmakonzentrate aufbewahrt werden. „Nach einer dreiviertel Stunde kommt hier niemand mehr lebend heraus. Ab der 30. Minute besteht akute Lebensgefahr“, teilte uns Frau Sievert mit. Bei dem einen oder anderen wurden Erinnerungen an so manche Tatort-Folgen wach. Damit die Gefahr minimiert wird, gibt es selbstverständlich entsprechende Sicherheitsvorkehrungen, die uns der dafür zuständige Mitarbeiter ausführlich erklärte.

So „erfrischt“ bedankten wir uns nach dreistündigem Aufenthalt bei Frau Sievert für den leckeren Start in den Tag, die vielen, lebendig vorgetragenen Informationen, die uns bei der Planung unserer Blutspendeaktion hilfreich sein werden, und vor allem für die Krönung des Tages mit der abschließenden Führung.
Jetzt freuen wir uns darauf, die Blutspendeaktion in Kürze mit Tatkraft angehen zu dürfen und hoffen auf eine große Unterstützung bei der Erreichung unseres Ziels, möglichst vielen Menschen mit einer Blutspende helfen zu können.

Text: Andreas Mäteling
Fotos: Karin van Bonn und Andreas Mäteling


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