Podiumsdiskussion zum Thema Klimawandel

Prima Klima? – Die Erde im Schwitzkasten!

Kein prima Klima mehr.

In der Liebfrauenschule diskutierten unter anderem Wirtschaftsministerin Thoben und Meteorologe Tiersch darüber, wie sich die Erde durch den Klimawandel verändert. Einhellige Warnung: Wir müssen Energie sparen.

Mittelmeer war gestern. „Bald kommen die Italiener nach Geldern und verbringen hier ihren Sommerurlaub, weil es ihnen bei sich zu heiß wird“, warf Gunther Tiersch in die Runde. Was der Meteorologe vom ZDF halb im Scherz gemeint hatte, besitzt durchaus einen ernsten Hintergrund: Unser Planet erwärmt sich immer weiter, und wir Menschen sind, so hat es den Anschein, wohl nicht gerade unschuldig daran. Im Rahmen der zehnten Podiumsdiskussion „Schüler diskutierten mit Experten“ erörterten Schülerinnen der Liebfrauenschule das Thema „Prima Klima? – Die Erde im Schwitzkasten!“

Die Runde war wieder einmal prominent besetzt. Neben Meteorologe Tiersch nahmen NRW-Wirtschaftsministerin Christa Thoben (CDU), Bärbel Höhn, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen, und Sven Utermöhlen, Regional Director von E.ON auf den Ledersofas in der Aula Platz. Und die vier hatten sich viel zu sagen, hatten die Liebfrauenschülerinnen doch eines des drängendsten Probleme unserer Zeit auf die Tagesordnung gesetzt.

Besonders die ehemalige NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn riss den Saal mit ihrer Begeisterung für den Umweltschutz mit. „Die Finanzkrise ist schlimm, aber wenn wir nichts gegen den Klimawandel unternehmen, werden dessen Auswirkungen weitaus schlimmer sein“, meinte die Grünen-Politikerin. So sei es dringend geboten, auf erneuerbare statt auf fossile Energien zu setzen. „Wir müssen weg von den Kohlekraftwerken. Damit tun wir nicht nur dem Klima Gutes, sondern schaffen auch Arbeitsplätze im Bereich regenerativer Energien“, forderte Höhn.

Das war eine Steilvorlage für Ministerin Christa Thoben. Durch die Förderung von Braunkohle mache sich Deutschland „unabhängig von undemokratischen Staaten“ und sichere Arbeitsplätze. Erneuerbare Energien könnten auch langfristig nicht den Großteil des Energiebedarfs decken („Wir können nicht mit erneuerbaren Energien Zementwerke befeuern“).

Sven Utermöhlen vom Energieversorger E.ON sprach sich dafür aus, erneuerbare Energien dort zu nutzen, wo sie in großer Menge verfügbar seien. So mache es Sinn, Photovoltaik-Anlagen in Südeuropa und Windkraftwerke in Großbritannien zu errichten. Deutschland eigne sich für die Errichtung von Offshore-Windparks, doch sei diese Technik derzeit noch sehr teuer.

Ein erschreckendes und zugleich schönes Szenario von der Welt im Jahr 2040 entwarf Meteorologe Tiersch. „Es wird viele Klimaflüchtlinge geben. Wir werden in virtuelle Welten flüchten. Dennoch: Die Welt wird schön sein und wir werden uns an ihr erfreuen können.“

Marc Cattelaens
Bilder: E. Hülk, Film: MrT

Der folgende Artikel ist den Niederrhein-Nachrichten entnommen (erschienen am 6. November 2008). Die Autorin ist die Redakteurin Nina Meyer.

Die Herausforderung „Klimaschutz“ geht alle an

Zehnte Ausgabe von „Schüler diskutieren mit Experten“ in der Gelderner Liebfrauenschule

GELDERN. Mutter Erde, gebeutelt von Treibhauseffekt und Klimawandel, hatte Redebedarf. Schüler des Berufskollegs der Gelderner Liebfrauenschule hatten stellvertretend für den Blauen Planeten vier Experten zur kontroversen Diskussion eingeladen. „Prima Klima? Die Erde im Schwitzkasten!“ war das Thema der bereits zehnten Veranstaltung „Schüler diskutieren mit Experten“.

Zur Jubiläumsausgabe der inzwischen renommierten und hochgelobten Diskussionsreihe begrüßten die beiden Moderatorinnen Maike Lietzau und Anna Greshake auch einen Jubiläumsgast: Bärbel Höhn, stellvertretende Vorsitzende der grünen Bundestagsfraktion und ehemalige NRW-Umweltministerin, hatte bereits in der allerersten Runde mitdiskutiert. Jetzt waren ihre Gesprächspartner Christa Thoben, Ministerin für Wirtschaft, Mittelstand und Energie des Landes NRW, Dr. Gunter Tiersch, Diplom-Meteorologe beim ZDF, und Sven Untermöhlen, Geschäftsführer von E.ON Climate and Renewables Central Europe.

In Arbeitsgruppen hatten die Schüler drei Themenblöcke erarbeitet und fragten die vier Experten nach den Ursachen des Klimawandels ebenso wie nach seinen Auswirkungen und realistischen Lösungsansätzen. Am Ende der Diskussion war eines klar: Jeder einzelne kann eine Menge tun, um Treibhauseffekt und Klimawandel so weit in den Griff zu kriegen, dass die Erde auch für künftige Generationen bewohnbar bleibt. Dafür sollte jeder versuchen, Energie zu sparen und den Ausstoß von Kohlenstoffdioxid (CO2) zu vermeiden. Bärbel Höhn stellte heraus: „Wir müssen in Deutschland von 10 auf 2 Tonnen CO2-Ausstoß pro per Person und Jahr runter!“

Über das Wie der möglichen Maßnahmen gerieten die Gesprächspartner in fachkundige aber auch lebhafte Debatten. Während Bärbel Höhn die erneuerbaren Energien als einzig sinnvolle Lösung ansah, um den Ausstoß von CO2 und anderen Treibhausgasen zu vermindern, hielt Christa Thoben einen Energiemix aus fossilen und regenerativen Rohstoffen für realistischer, um auch dem hohen Energiebedarf im hochindustriellen Deutschland gerecht zu werden. „Die wichtigsten Faktoren sind das Heizen und Wohnen und wie wir uns selbst benehmen“, sagte sie. Die Landesregierung sei dafür, unter Ausschöpfen aller technologischen Möglichkeiten bis 2020 die CO2-Emissionen um 40 Prozent zu reduzieren.

Als eine vorrangig technologische Herausforderung wertete auch E.ON-Mann Untermöhlen den Klimawandel. Er zeigte Beispiele auf, wie sein Konzern die erneuerbaren Energieformen fördern will. Darunter ist der erste deutsche Offshore-Windpark in der Nordsee, der unter seiner Betreuung entstehe. Wettermann Tiersch stärkte die Position, dass der Mensch durch Energieeinsparung viel zum Klimaschutz beitragen könne. Er lieferte zudem eindringliche Beispiele für die möglichen regionalen und globalen Folgen einer durchschnittlichen Erderwärmung um 5 Grad Celsius noch in diesem Jahrhundert. „Bangladesch ist weit, aber auch in Holland steigt dann der Meeresspiegel an“, sagte er.

Mit demselben Ziel im Auge, ließen sich die heftig diskutierenden Politikerinnen Thoben und Höhn schließlich auf einen Kompromiss ein: Sollte die Landesregierung die Kraftwärmekopplung effizienter gestalten, übernähme Höhn die Aufgabe, bei der Bevölkerung für Akzeptanz der Anlagen in ihren Nachbarschaften zu werben. „Wir machen das zusammen“, verkündeten die Politikerinnen.

Ein weiteres Versprechen gab Christa Thoben zum Abschluss der Diskussionsrunde in Geldern: Die Liebfrauenschule könne mit Hilfe der NRW-Energieagentur überprüfen, wie die Schule konkret Energie einsparen könnte.


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