Kein Stoßgebet zum Himmel

Deutschland im Fußballfieber. Gewinnt „unser“ Team nach 1972, 1980 und 1996 zum vierten Mal den Titel? Einer, der maßgeblich daran beteiligt sein kann, ist Philipp Lahm, seit 2010 Kapitän der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Exclusiv für das Jahrbuch 2011/2012 unseres Berufskollegs stellte sich der Spieler des Champions-League-Finalisten FC Bayern München vor Turnierbeginn den Fragen von Ewald Hülk.

Herr Lahm, die obligatorische Frage vorweg: Wird Deutschland Europameister?
„Schön wäre das natürlich. Aber das ist natürlich schwierig zu sagen. Topfavorit auf den Titel in Polen und der Ukraine ist ganz sicher Spanien als amtierender Welt- und Europameister. Dahinter kommen einige Mannschaften, die sich auch berechtigte Hoffnungen auf den Titel machen – so wie wir Deutschen.“
Woran liegt es, dass die deutsche Nationalelf den wohl schönsten Fußball aller Zeiten spielt: an den vielen Talenten und der effektiven Jugendarbeit der Vereine, am Trainerstab oder an der Blockbildung vornehmlich aus Spielern des FC Bayern?
„Ich denke, dass dies alles mit reinspielt, da ist von allem etwas dabei. Wir haben sehr viele talentierte Spieler aus den verschiedenen Vereinen und wir haben auch in der Breite sehr viel Qualität. Und mit Joachim Löw und seinem Team haben wir die richtigen Leute in der sportlichen Verantwortung.“
Sepp Herbergers Motto „11 Freunde müsst ihr sein!“ hat heutzutage wohl kaum Bestand. Gibt es im Team noch Freundschaften zwischen Spielern, bei denen der eine wirklich für den anderen einsteht?
„Klar gibt es noch richtige Freundschaften innerhalb einer Mannschaft, auch wenn man mitunter in Konkurrenz zu anderen steht. Aber ich denke, es ist wie bei jedem Arbeitnehmer, dessen privates Umfeld oft ein anderes ist als das im Job. Nichtsdestotrotz ist es bei einer Fußballmannschaft natürlich wichtig, dass man sich gegenseitig gut versteht, dass man sich respektiert und auch an einem Strang ziehen kann. Das sind auch Grundlagen für den sportlichen Erfolg, den ja jeder von uns will.“
Jeder Spieler hat seine eigenen politischen, religiösen, weltanschaulichen Ansichten. Inwiefern ist das ein Thema in der Mannschaft?
„In der Kabine ist das natürlich weniger ein Thema. Aber wenn wir mal beim Essen zusammensitzen, zum Beispiel im Trainingslager, dann bespricht man auch Themen, die gerade aktuell sind. Das ist dann auch mal etwas Politisches oder Religiöses.“
Ist es schon vorgekommen, dass Sie vor oder bei einem Match ein Stoßgebet zum Himmel geschickt haben, damit das Spiel gut ausgeht, damit Sie nicht verletzt werden oder damit Sie den entscheidenden Elfer versenken?
„Nein, das habe ich noch nicht gemacht.“
Eine letzte Frage: Was ist für Sie im Schulsport besonders wichtig?
„Wichtig ist es, dass man Bewegung und Spaß miteinander verbindet. Und da eignen sich die Mannschaftssportarten wie zum Beispiel Fußball ganz besonders gut.“
Warum gerade mehr die Mannschafts- als die Einzelsportarten?
„Ja, die Mannschaftssportarten sind besonders geeignet, da hierbei der Teamgeist geschult wird und darüber hinaus auch ein Stück weit die soziale Kompetenz eines jeden Einzelnen.“
Herr Lahm, vielen Dank für das Interview und für die EURO viel Erfolg!


Kommentare

  1. Mr T sagt:

    Sehr schönes Interview, Ewald, genau zum richtigen Zeitpunkt publiziert.

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