Leben – zu Ende leben

Am 19.04.2012 besuchten wir, die HEP/O, in Begleitung von Herrn Mäteling das Hospiz in Wetten. Die Leiterin des Hauses, Birgit Brünken, hatte sich extra für uns Zeit genommen, um uns ihre Einrichtung und die Lebensgestaltung von Sterbenden in einem Hospiz etwas näher zu bringen. Im Vorhinein hatten die meisten von uns noch nicht sehr viel darüber gehört, außer die üblichen Aussagen wie, „dorthin geht man zum Sterben“. Aber während der zwei Stunden wurde immer klarer, dass es kein Haus ist, in dem nur Trauer und Tod vorherrschen.
Hospiz kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „Herberge, gastliches Haus“. In der Schweiz findet man eine Vielzahl von Hotels, die Hospiz heißen, was für uns in Deutschland etwas seltsam erscheint, da der Ausdruck für uns eine andere Bedeutung hat.
In Deutschland gibt es ca. 2000 ambulante und 200 stationäre Hospize. Das Hospiz in Wetten ist ein stationäres Haus. Es hat die Möglichkeit zur Aufnahme von 10 Patienten. Im letzten Jahr begleiteten sie insgesamt 130 sterbende Menschen. Einige von ihnen konnten wieder entlassen werden. 117 Aufgenommene wurden von den Mitarbeitern des Hospizes bis zum Ende ihres Lebens begleitet. Die meisten von ihnen litten an chronischen Erkrankungen wie Krebs, ALS, Parkinson, HIV etc.
Birgit Brünken ist gelernte Krankenschwester, genau wie ihre 16 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. 36 ehrenamtliche Mitarbeiter sorgen für das Wohlergehen der Sterbenden. Diese haben eine Schulung zum Thema „Wie gehe ich mit dem Tod um“ absolviert. Die Ehrenamtlichen übernehmen sehr viele verschiedene Aufgaben der Tagesgestaltung, wie zum Beispiel Basteln, Kochen, aber auch die Begleitung der Patienten. Bewohner, die z.B. keine Angehörigen haben, können bei einem ehrenamtlichen Mitarbeiter immer ein offenes Ohr finden. Auch Angehörige, die nicht in der Lage sind, mit der Erkrankung umzugehen oder darüber zu sprechen, werden von ihnen begleitet. Sie machen dann zum Beispiel Spaziergänge mit ihnen, um ihnen Abwechslung zu verschaffen. Auf diese Weise mental aufgebaut, können die Angehörigen danach wieder mit neuer Kraft mit dem Sterbenden umgehen.
Ganz wichtig ist den Mitarbeitern, dass die Patienten sich wie zu Hause fühlen. Es besteht die Möglichkeit, verschiedene Möbelstücke von zu Hause mitzunehmen. Auch Haustiere sind erlaubt. Frau Brünken hat sehr liebevoll und voller Begeisterung über die Arbeit im Hospiz gesprochen. Sie machte deutlich, dass es besonders darum gehe, die Lebensqualität der Menschen zu erhalten und wenn möglich zu verbessern. Dazu stehen ihnen auch andere Möglichkeiten zur Verfügung, als einem Krankenhaus oder einem Altenheim. Hospize unterliegen nicht den gleichen strengen Vorschriften wie diese. Das Wichtigste ist, dass die Patienten keine Schmerzen haben und ihr Leben so gut wie es eben noch geht leben können. Dabei rezitierte Frau Brünken einen sehr schönen Spruch, das Motto der Hospizarbeit: „Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben.“ An diesen Wahlspruch halten sich alle Mitarbeiter im Hospiz Wetten. Sie versuchen alles zu ermöglichen, was die Patienten sich noch wünschen. Da gibt es sehr verschiedene Wünsche, wie zum Beispiel sein Lieblingsessen, die Frage auf welcher Seite der Patient am liebsten schläft, bis zur Fahrt an die Nordsee. Sie tun alles, was in ihrer Macht steht, um es dem Patienten so schön und angenehm wie möglich zu machen. Dabei steht die Würde der Betroffenen im Mittelpunkt.
Wir erfuhren auch mehr über fachliche Inhalte unseres Bildungsgangs, wie zum Beispiel, dass auch im Hospiz eine Pflegeplanung erarbeitet wird.
Die Unterbringung in dem Hospiz ist für die Patienten kostenlos. Die Finanzierung eines Hospizplatzes setzt sich zusammen aus Mitteln der Krankenversicherung und aus Spenden. Es gibt viele Menschen, die Geld spenden, und dem Hospiz auf diese Weise helfen und es unterstützen. Dafür ist das Team sehr dankbar, denn ohne sie wär diese Arbeit in einer solchen Form gar nicht möglich.
Zum Schluss bleibt nur zu sagen, dass es eine sehr interessante Exkursion war, bei der wir viel gelernt, erfahren und auch gesehen haben (siehe Fotos aus dem Hospiz). Wir bedanken uns bei Frau Brünken, dass sie sich Zeit für uns genommen hat. Ebenfalls bedanken wir uns bei ihr und ihrem Team, für ihr Engagement, denn sie helfen vielen Menschen „aus den Tagen mehr leben zu machen“. Danke schön!!!

Text: Yvonne Derks (HEP/O)
Fotos: Andreas Mäteling


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