Menschenkette in Geldern gegen Kürzungen im Bildungsetat

Eine derartig friedliche Demonstration hat Gelderns Innenstadt schon lange nicht mehr gesehen: Stimmgewaltig, mit Gesang und gereimten Versen sowie mit bunten Plakaten protestierten am Freitag um 11 Uhr rund 1400 Schülerinnen und Schüler der Liebfrauenrealschule und des bischöflichen Berufskollegs, deren Eltern und Lehrer Hand in Hand in einer langen Menschenkette vom Schulgelände bis über den Marktplatz hinweg gegen die Novellierung des Ersatzschulfinanzgesetzes. Das neue Gesetz sieht vor, dass das Land NRW freie Schulen ab 2004 weniger finanziell ausstattet, wodurch im Gegenzug die Träger dieser Schulen verpflichtet werden, 25% mehr als bisher für ihre Einrichtung zu zahlen. Für das Bistum Münster als Träger der beiden Liebfrauenschulen bedeutet das konkret, dass ab 2004 jährlich eine zusätzliche Subventionierung in sechsstelliger Euro-Summe für die zwei Gelderner Schulen anfällt.

„Geiz ist nicht geil – Bildung ist unser aller Heil!“ oder „Pisa mies – trotzdem kein Kies!“ lauteten plakative Sprüche, mit denen die Jugendlichen darauf aufmerksam machten, dass sich das Land NRW trotz anders lautender Meldungen immer mehr aus der in der Landesverfassung verbrieften Pflicht herausstielt, für die Bildung ihrer Schüler aufzukommen.

Zwar ist der Bestand der Liebfrauenrealschule und des Berufskollegs keinesfalls gefährdet, doch Einschnitte bei der materiellen und räumlichen Ausstattung sind nicht auszuschließen. „Eine intakte Schule, in der die Atmosphäre und die Art der Ausbildung stimmen, ist aber nicht für ein Butterbrot zu bekommen!“ bringt Anne Jansen eine Schülermeinung auf den Punkt. In Zeiten, in denen Schule immer mehr erzieherische Aufgaben zu übernehmen habe, dürfe der Staat nicht an der falschen Stelle sparen.

Kurz nach 11 Uhr löste sich die Menschenkette, die für die Dauer zweier Ampelphasen den Verkehr entlang der Weseler und Issumer Straße lahm gelegt hatte, wieder auf. Die Schülervertretungen und die Schulpflegschaften der beiden Schulen, die in den vergangenen Tagen mehr als 10000 Unterschriften gegen das neue Gesetz gesammelt hatten, waren mit dem Verlauf zufrieden – ebenso wie die Polizei, die von einer disziplinierten Demonstration sprach.

Text/Fotos: E. Hülk


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