FSP-Ausstellung: Kon­zepte von Kin­der­gar­ten­er­zie­hung

Der Tatsache, dass immer schwieriger werdende Kinder mehr Anforderungen an Erzieher und deren Ausbildung stellen, versucht die neue Fachschulverordnung für NRW Rechnung zu tragen. Um Studierende der Fachschule für Sozialpädagogik zu werden, muss die Fachhochschulreife im Bereich des Sozial- und Gesundheitswesens oder aber eine einschlägige Berufsausbildung wie zum Sozialhelfer oder Kinderpfleger nachgewiesen werden. Im Unterricht und in so genannten Selbstlernphasen soll konkret an Lernsituationen gearbeitet werden.

In einem großen Projekt hinterfragten angehende Erzieher, welches Konzept von Kindergartenerziehung für Kinder mit Problemen geeignet ist. Ihre Ergebnisse präsentierten sie in einer umfangreichen Ausstellung.

Rebecca – die Nervensäge. Rebecca stört, und das nicht nur ein bisschen. Im Stuhlkreis kann sie nicht eine Sekunde ruhig sitzen. Die anderen Kiddies nervt sie pausenlos. Niemand will mit ihr spielen, sie ist der Außenseiter der Regelgruppe. Die Erzieherinnen sind machtlos. Ein Einzelfall? Mitnichten, wenngleich Rebecca ein fiktives Mädchen ist, das nur in der Gedankenwelt existiert. Die Nervensäge wurde von den Lehrerinnen der Fachschule für Sozialpädagogik an der Liebfrauenschule für die angehenden Erzieherinnen frei erfunden, damit diese an diesem Fallbeispiel exemplarisch der Frage nachgehen, mit welchem Konzept von Kindergartenerziehung schwierigen Kindern am meisten geholfen werden kann.

Kein trockenes Thema war das, wie sich insbesondere in der projektartigen Selbstlernphase jetzt herausstellte. Acht unterschiedliche Konzepte von Elementarerziehung erarbeiteten die Studierenden der Unterstufenklassen in Kleingruppen. Einige beschäftigten sich mit Fröbel- oder Reggio-Pädagogik, andere mit der von Maria Montessori. Was verbirgt sich hinter der Arbeitsweise von Wald- oder aber Bewegungskindergärten? Welches sind die Charakteristika von Waldorf-, offenen oder kirchlichen Einrichtungen?

In einer großen bunten Ausstellung im Pädagogischen Zentrum der Liebfrauenschule und in mehreren Klassenräumen präsentierten die Studierenden nun der breiten Öffentlichkeit ihre Ergebnisse. Infos auf Plakaten standen dabei nicht nur im Vordergrund. Anfassen und Mitmachen lautete die Devise. Klassische Medien eines Bewegungskindergartens wurden so präsentiert. Mit natürlich produzierten Farben, wie sie in einem Waldkindergarten gewonnen werden, durfte gemalt und gepinselt werden. Mit klassischem Spielmaterial, wie man es in einem Montessori- oder Fröbel-Kindergarten findet, konnte gespielt werden. Und wer ein Hungergefühl im Magen verspürte, der durfte dieses mit biologisch-ökologisch wertvollen Häppchen, wie sie in einem Waldorf-Kindergarten zum Beispiel zum Frühstück geboten werden, stillen.

Mit kompetentem Rat stellten sich die angehenden Erzieherinnen dabei den Fragen der Gäste. Eigens vorbereitete Flyer informierten dabei über die wesentlichen Charakteristika der einzelnen Konzepte dieser Elementarerziehung. Adressen über nahe gelegene Einrichtungen, die nach diesen jeweiligen Prinzipen arbeiteten, fehlten dabei nicht.

In welcher Einrichtung ist aber nun ein Störenfried wie Rebecca am besten aufgehoben? Eine Antwort darauf wurde am Präsentationstag noch nicht gegeben. Die vielen in der Selbstlernphase gewonnenen Informationen sollten in den nächsten Stunden auf die fiktive Rebecca angewandt, Pro und Contra sollen jeweils diskutiert werden. Nur so viel war von den Studierenden zu hören: Für schwierige Kinder wie Rebecca ist der Kindergarten „um die Ecke“ mit Sicherheit nicht immer der Beste.

Ewald Hülk


Hinterlasse einen Kommentar