Die BFS/F war zu Tagen religiöser Orientierung in Gemen

Am Mittwoch, dem 7. November war es endlich so weit. Die BFS/F1 und die BFS/F2 warteten zusammen mit Frau Dolch und Frau Doekels als begleitenden Lehrern auf die Ankunft des Reisebusses und drei entspannende Tage im ländlichen Gemen nahe Borken. Als der Bus endlich um 8.30 Uhr eintraf, war die Freude auf warme, gemütliche Sitze und stickige Luft entsprechend groß. Von der Frühsporteinheit in Form von Gepäckschleppen gar nicht erst zu sprechen.

Nach einer Stunde Fahrtzeit waren wir endlich da: Die Metropole Gemen lag vor uns. Wahrlich eine Stadt von Welt, wenn auch einer äußerst kleinen und beschaulichen. Der Bus hielt vor den Toren der Jugendburg, die von den vorherigen Jahrgängen zurecht als idealer Ort für eine Klassenfahrt angepriesen wurde.

Nachdem wir uns durch den schmalen Gang zu den Türen nach draußen in die Freiheit (und an die frische Luft) gekämpft hatten, setzten wir die Sporteinheit vom Morgen fort und schleiften unser Gepäck in den Rittersaal der Burg, um dort in warmer und gemütlicher Atmosphäre auf weitereAnweisungen und die genaue Zimmerverteilung zu warten. Mit den Zimmerschlüsseln in der Hand bezogen wir schließlich unsere gemütlichen Zwei-Personen-Zimmer im Gästehaus am nahe gelegenen Kloster.

Nach einer wohlverdienten Erholungspause von den Reisestrapazen begann schließlich um 10.15 Uhr soundsoviel Uhr die erste von mehreren Arbeitseinheiten der nächsten drei Tage. Begonnen wurde der erste Teil dieses arbeitsreichen Mittwochs mit einer kurzen Erläuterung der Betreuer über die Gestaltung des Programms, wobei direkt auch mit der Befürchtung einiger Schüler aufgeräumt würde, es handle sich um ein Seminar Marke Waldorf mit allem drum und dran inklusive „Bäume umarmen“. Stattdessen gab es zunächst einige temporeiche Aufwärmübungen sowie diverse witzige Kennenlernspielchen, bei denen wir einander etwas mehr über unsere Interessen und Hobbies erzählten.

Im Anschluss an das spielerische (Neu-)Kennenlernen gingen wir dann in die Burgkantine, aßen zu Mittag und tankten Kraft für Einheit Nummer Zwei. Diese bestand im wesentlichen aus Gruppenarbeiten innerhalb der Klasse. Unter anderem gab es ein Frage-Antwort-Spiel. Es gab zwar keine Millionen Euro zu gewinnen, dafür aber einen tieferen Einblick in die Ansichten seiner Mitmenschen. In gemütlicher Runde diskutierten wir unter anderem einfache Fragen untereinander aus, beispielsweise: „Was war die größte Enttäuschung in deinem bisherigen Leben?“, aber auch Fragen, die sich schwer beantworten ließen wie: „Wie stellst du dir das Leben nach dem Tod vor?“ oder die klassische Frage „Was ist der Sinn des Lebens?“ (laut Douglas Adams 42). Dabei kristallisierte sich dann auch langsam die Richtung des eigentlichen Themas heraus, welcheswir gegen Ende der Einheit einstimmig wählten. Abgeschlossen wurde der „Arbeitstag“ durch eine kurze Reflektion des Tages bei Kerzen- und Teelichten.

Nach dem Abendessen ging es dann mit der gesamten Klasse in den Burgkeller, eine kleine gemütliche, an die Jugendburg angeschlossene Kneipe. Bei Bier, Sekt, Cola und lauter Musik ergaben sich einige interessante Gespräche, sowohl mit den Klassenkameraden als auch mit bisher unbekannten Mitschülern aus der Parallelklasse und den Lehrern und (sofern man es mit dem Alkoholgenuss etwas übertrieb) einige komische Schnappschüsse. Gegen Mitternacht verließen wir dann alle geschlossen die Kneipe und kehrten erschöpft, aber dennoch fröhlich in die Jugendherberge zurück. Die Nachtaktiven unter uns setzten sich noch einige Stunden lang in den Zimmern zusammen, belegten die Betten und Stühle und verbrachten eine schöne Zeit mit gemeinsamen Smalltalk.

Der nächste Morgen begann für einige mit einem leichten Kater und einer kalten Dusche und wurde (bei Interesse) mit einem so genannten „Morgenimpuls“, bei dem Meditationen und Phantasie-Reisen sowie Geschichten angeboten wurden, fortgesetzt (war die Befürchtung mitdem Waldorf-Seminar wirklich völlig unbegründet?). Anschließend sammelte man sich in der Kantine zum Frühstück, bei dem man sich nebenbeimit den Mitschülern unterhielt und der jeweils anderen Klasse eine gelungene erste Einheit wünschte.

Diese begann auch sogleich mit einigen etwas komischen Wettrennen, bei denen Wolldecken und Brötchentüten tragende Rollen spielten. Die wichtigsten Aufgaben des Tages sahen dagegen ganz anders aus. Eine davon bestand darin, einen beliebigen Gegenstand zu finden, der einen charakterlich genau beschreibt. Eine schwere, aber interessante Aufgabe. Weitere Höhepunkte des Tages stellten ein Ratespiel dar, bei dem es einen beschriebenen Klassenkameraden anhand eigenwilliger Fragen wie „Was für ein Film wäre die Person XY?“ zu erraten galt, sowie etwas Bastelarbeit. Beendet wurde der Tag ebenfalls mit einer Kerzenschein-Reflektion, dem gemeinsamen Kneipenbesuch und Zimmerbesuchen bei den Mitschülern.

An dem (leider) letzten Tag der Fahrt starteten wir mit Kofferpacken, Bettenabziehen und Aufräumen nach dem Motto „Verlassen Sie das Zimmer so, wie Sie es vorgefunden haben.“, woran wir uns auch hielten. Vor dem Frühstück gab es beim Morgenimpuls ein letztes Mal „Waldorf…“,was von den meisten Schülern als Entspannungsmöglichkeit dankend angenommen wurde. Das Gepäck schleiften wir von der Herberge aus zur Zwischenlagerung in den Rittersaal zurück, wo am Mittwoch alles begann.

Als letzte Amtshandlung gab es noch ein Spiel namens „Chatten für Arme“, bei dem man sich gegenseitig freundliche Nachrichten in den „Briefkasten“ legte (ob da wohl der ein oder andere „Willst du mit mir gehen“-Zettel aufgetaucht ist?). Nach der abschließenden Reflektion, die alles in allem positiv ausfiel, hieß es dann Abschied nehmen von den netten Berufsjugendlichen und der kleinen Stadt Gemen.

Rückblickend waren die Tage religiöser Orientierung eine interessante Erfahrung und eine schöne Zeit, an die man sich gerne mit einem Lächeln im Gesicht erinnert. Irgendwie haben wir das Kaff nahe Borken lieb gewonnen und in unsere Herzen geschlossen und können nachfolgenden Klassen die Reise nur empfehlen.

Simon Fredericq


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