Gebiet am Gelderner Güterbahnhof analysiert

Ein absoluter Schandfleck – das war für Katharina Waterkotte aus der AH/12S1 der Gelderner Güterbahnhof. Morgens, wenn die Schülerin mit dem Zug in den Gelderner Bahnhof einfuhr, schweiften ihre Blicke oft über diese trostlose Fläche. „Das ist eine beschämende Visitenkarte für die Besucher Gelderns!“ meint die 17jährige.

Ihre Meinung hat die angehende Abiturientin in diesem Punkt nicht geändert, obwohl sie diese Brachfläche in den vergangenen Wochen aus einer ganz anderen Perspektive kennen lernte: „Mit dem Bio-Leistungskurs der Jahrgangsstufe 12 haben wir das Gelände näher unter die Lupe genommen“, klärt Katharina auf. „Uns interessierte die Frage, wie sich diese nicht mehr genutzte Fläche ökologisch weiterentwickelt hat.“ Für das Projekt drängte die Zeit, denn die parlamentarischen Planungen für die städtebauliche Neugestaltung laufen auf Hochtouren.

In Kleingruppen machten sich daher die 22 Schüler des Bio-Leistungskurses mehrfach auf, um zwischen verrosteten Gleisanlagen und maroden Schotterbetten Tiere und Pflanzen sowie deren Standortbedingungen zu bestimmen, Bodenanalysen vorzunehmen und um die fortschreitende Verkrautung und Verbuschung, fachwissenschaftlich ausgedrückt die Sukzession, zu erforschen.

„Wir waren erstaunt über die blühende Vielfalt“, nennt Yvonne Kahlert ein Resümee. Allein an Blütenpflanzen konnten knapp 30 verschiedene Arten bestimmt werden, darunter auch so seltene wie der Feldmannstreu. Yvonne Kahlert: „Dabei handelt es sich um eine Pflanze, die laut Bundesartenschutzverordnung als besonders geschützt gilt.“

Nicht so spektakulär waren die Beobachtungen der Tierwelt. Simon van Dijk: „Insbesondere in den stärker verbuschten Bereichen hatten wir einen stärkeren Bestand an Singvögeln erwartet.“ Aber immerhin: Einmal zog sogar ein Falke seine Kreise über dem Gebiet, was wiederum zu so manchem Tierkadaver passt, der dort erlegt gefunden wurde.

Als sehr schwer entpuppte sich das Erforschen der Geschichte des Güterbahnhofs, eines weiteren Aufgabenfeldes der Gruppenarbeit. Intensive Recherchen im Stadt- und Kreisarchiv förderten zwar einiges an Foto-, aber nur wenig an Textmaterial zutage. Anja Peters: „Dieses Kapitel Gelderner Verkehrshistorie ist bisher nicht umfangreich aufgearbeitet.“ Dennoch ist die Kevelaererin stolz darauf, einen Original-Frachtschein aus dem Jahre 1896 aufgetan zu haben: „14 Kilogramm Kurzwaren waren damals, so steht es in feiner Sütterlinschrift geschrieben, auf der Schiene angeliefert worden.“

(Ewald Hülk)

Zwei Schülerinnen präsentieren zwei Zeitdokumente, die der ehemalige Hausmeister der Liebfrauenschule Kurt Welter zur Verfügung stellte: einen Frachtbrief von 1896 und eine Postkarte vom Ende der 50er Jahre.


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