Pippis Welt, wie sie ihr gefällt

Da sind Frau Prysselius, Frau Granberg und Frau Settergreen schier baff. Mit militärischem Zack kommt Pippi Langstrumpf hereinmarschiert und begrüßt bei dieser edlen Kaffeetafel die feinen Damen, die angesichts des forschen Auftretens dieser Göre mit den dicken roten Zöpfen sprachlos vor Entsetzen sind. Ganz anders das Publikum: Das kringelt sich vor Lachen.

Die Sympathien sind also klar verteilt beim Theaterstück „Pippi Langstrumpf zieht in die Villa Kunterbunt“, aufgeführt von den angehenden Fachabiturienten der Liebfrauenschule: Hier die antiquierte Autorität in Person von gestelzt daher kommenden Damen und der Polizei, die nichts anderes im Sinn haben, als die munter drauf los plappernde und quicklebendige Pippi, gespielt von Anne Reintges, in ein wohl situiertes Kinderheim zu stecken. Auf der anderen Seite Pippis Freunde Annika (Stephanie Paasen), Thomas (Kathrin Stickelbroek) und das zum großen Teil recht junge Publikum.

Wer schließlich bei den einzelnen Episoden in der Villa Kunterbunt, auf dem Jahrmarkt und in der Schule die Oberhand behält, ist klar: Es ist Pippi, die keinem Konflikt aus dem Wege geht, gestandene Männer dabei auch physisch reihenweise aufs Kreuz legt, der Gouvernante Frau Prysselius (Astrid Janssen) quietschvergnügt Paroli bietet und bei alledem im Publikum wertvolle Verbündete hat. Die Zuschauer fiebern jedenfalls mit ihrer Pippi mit, lachen oft laut mit jeder Pointe und warnen die flippige Blage, wenn sie eine drohende Gefahr zu übersehen scheint.

Seit September haben 34 Schülerinnen aus dem Bereich Sozial- und Gesundheitswesen mit ihrer Lehrerin Karla Hilsemer im Zusatzfach „Theater“ an der Inszenierung dieses Stückes gearbeitet. Lange Texte wurden gelernt, ein aufwändiges Bühnenbild wurde gebaut, die bunte Kostümierung zusammengestellt, Plakate entworfen.

Eingeladen wurden vor allem Grundschüler und Jungen und Mädchen aus den Kindergärten. Die Resonanz war groß: Mehr als 1000 Zuschauer konnten zu den sechs Aufführungen begrüßt werden. Vom Engagement der jugendlichen Darsteller war Karla Hilsemer angetan: „Vieles wurde völlig eigenständig erarbeitet wie das Bühnenbild und die passende Kostümierung!“

Mit wachen Augen und gebanntem Blick, mit viel Gelächter zwischendurch und langem Applaus am Ende dankten es die Zuschauer den Schauspielern. „Ich fand’s gut, wie die Pippi die Polizisten veräppelt hat!“ meinte ein kleiner Knirps im Kindergartenalter. Und Julius aus einer Grundschulklasse plante Großes, nachdem der Vorhang gefallen war: „Ich mische meine Lehrerin und die Klasse jetzt auch mal so auf, wie Pippi Langstrumpf das getan hat!“ Man darf auf seine Taten gespannt sein, ebenso natürlich wie auf die künftigen Aufführungen an der Liebfrauenschule.

Text und Fotos: Ewald Hülk


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