Schüler kopierten Gemälde großer Meister

Ein echter van Gogh in der Liebfrauenschule? Kunstexperten aufgepasst: Das Motiv ist bestens bekannt. Wer kennt es nicht? Die Sonnenblumen von van Gogh.

Und nun das: Es wird im nächsten Jahr in einer Ausstellung in der neuen Bibliothek der Liebfrauenschule zu sehen sein. Wie ist das möglich, ein so teures Gemälde im Gelderland, und dazu noch ungesichert? Silke Kanders, Erzieherin im Anerkennungsjahr, gibt die Antwort: „Nein, es ist natürlich nicht das Original, sondern nur die Fälschung einer Fälschung.“

Wie das? Rückblick: Gemeinsam mit ihrer Kunstlehrerin Gertrud Paessens besuchten die künftigen staatlich anerkannten Erzieherinnen die Ausstellung von Fälschungen bekannter Gemälde, die kürzlich im Niederrheinischen Museum für Volkskunde und Kulturgeschichte in Kevelaer zu sehen war. Ihr Auftrag: Das Anfertigen einer Fälschung von der Fälschung.

Dr. Burkhard Schwering, stellvertretender Museumsleiter, bekam von dieser Aktion Wind und forcierte sie. Von den Ergebnissen waren er und seine Mitarbeiter dermaßen begeistert, dass sie sich spontan dazu entschlossen, Preise für die besten Arbeiten zu vergeben. „Es ist großartig, was Sie da in der kurzen zur Verfügung stehenden Zeit geschaffen haben“, lobte er die jungen Kopisten jetzt bei der Vergabe der Preise in der Liebfrauenschule.

Mit Hauptpreisen, wertvollen Kunstbüchern, zeichnete er aus: Silke Kanders („Sonnenblumen“ nach van Gogh), Vera Grandel („Familie Lipchitz“ nach Modigliani), Melanie Schax („Sämann“ nach van Gogh) und Claudia Draack („Stilleben mit Krug“ nach Cézanne). Trostpreise für ihre Kopien erhielten Nicole Fleuren, Bastian Wolters, Denise Jakoby, Maike Wolters und Anita Grygiel.

Was aber empfanden die Erzieherinnen bei diesem Projekt? „Anfangs dachten wir, dass wir das nicht können“, warf Vera Schax einen Blick zurück. „Die vielen Schattierungen, die vielen Brauntöne waren bei meinem Stilleben ein echtes Problem“, gestand Claudia Draack ein. Kräftig die Farben mischen und mit den Fingern verschmieren musste aber auch Vera Grandel. Das Bordeauxrot, das sie benötigte, gab’s nicht im entsprechenden Farbton. Auch Dr. Burkhard Schwering erinnert sich: „Für manche Fälschungen musste die ganze Farbpalette rauf und runter gebraucht werden.“ Zum Schluss hatte er noch einen Expertentipp für die Erzieherinnen parat: „Pflegen Sie Ihre hier gezeigten Fähigkeiten!“

Hk


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