Jeder Mensch ist ein König!
Eine Holzskulptur im PZ regte zum Nachdenken über die Würde des Menschen an.
Im November zogen geschnitzte Holzköniginnen und -könige des Künstlers und Diakons Ralf Knoblauch aus Bonn durch unsere Gemeinde St. Maria Magdalena und machten Halt in verschiedenen Einrichtungen, z. B. in der Kita St. Adelheid, im Adelheidhaus, in der Wohnanlage St. Bernardin. Am 11.11.2021 lud unser Schulseelsorgeteam auch einen der Könige zu uns in die Liebfrauenschule ein.
Mit seiner majestätischen Haltung und der Krone, zeitweise noch dazu eingetaucht in ein rotes Licht, stand er einen Schultag lang im Pädagogischen Zentrum und lud Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler sowie Studierende dazu ein, über die Würde eines jeden Menschen nachzudenken. Denn: „Jeder Mensch ist ein König!“ – so die Kernbotschaft des Künstlers, die er mit den scheinbar machtlosen und bescheiden wirkenden Figuren, deren Größe und Würde sich im Verborgenen entfaltet, in die Gesellschaft tragen möchte.
Der Besuch des Königs wurde in vielen Klassen als Ausgangspunkt zu intensiven unterrichtlichen Gesprächen über die Würde des Menschen genutzt. So zum Beispiel im Unterricht des Faches Erziehungswissenschaften der Klasse AH11/F1 unter der Leitfrage, was die Aussage der Königsskulptur im Hinblick auf Erziehung bedeutet. Nach intensiver Betrachtung der Figur kamen die angehenden Abiturientinnen und Abiturienten unter anderem zu folgenden Erkenntnissen:
Der grobe, raue König zeigt: Auch „unreine Haut“ ist besonders. Er zeigt sich stark, auch durch Narben – schön sogar. Erziehung kann auch schwierig sein.
Man soll den Menschen respektieren, egal woher er kommt, wie er lebt usw. Wenn man daran glaubt und arbeitet, kann man was erreichen. Und in der Erziehung soll man respektvoll mit dem Edukanden umgehen, egal in was für einer Zeit man lebt oder was man für Hintergründe hat. Man sollte immer respektvoll mit Menschen umgehen.
Er vermittelt den Menschen, mehr über das Thema Würde zu sprechen und sich damit zu beschäftigen, was für eine Auswirkung die Erziehung hat, wie würdevolle Erziehung aussehen kann und dass man sich vor dem Hintergrund eventuell mehr um die Familie/Mitmenschen sorgt.
Er wirkt wie ein Beschützer/Behüter (wie Eltern in einer Erziehung).
In der Fachschule für Heilerziehungspflege wiederum bot die Betrachtung des Königs den Ausgangspunkt für das an diesem Tag anstehende Seminar der Berufspraktikant/innen zum Thema Qualitätsmanagement am Beispiel des QM des Caritasverbandes Geldern-Kevelaer e. V., welches auf dem christlichen Menschenbild fußt, demzufolge die Würde eines jeden Menschen von Gott gegeben ist. Was aber heißt das für die konkrete Arbeit mit Menschen mit Behinderungen?
Diesen und anderen Fragen wendeten sich die Berufspraktikantinnen und -praktikanten unter dem Eindruck der Begegnung mit der Königsskulptur im weiteren Verlauf des Seminars zu.
Wie diese Frage zeigt, ist das Thema der Würde und unser Umgang mit ihr nämlich keineswegs nur ein Thema jenseits unserer Landesgrenzen oder der Gesellschaft allgemein, wie Matthias Ueberfeld, Organisator der Aktion in der Pfarrgemeinde konstatiert, sondern vielmehr ist es Gegenstand unseres je eigenen privaten und beruflichen Alltags.
Der König als stiller Botschaft, der an diesem Schultag im November unser Denken und Handeln im Hinblick auf das Thema Würde des Menschen anfragte, war im Anschluss an alle Betrachtungen und Gespräche zugleich Impulsgeber für eine spontane Aktion, die für die Beteiligten zum Highlight des Tages wurde.
So krönten sich am Nachmittag die Berufspraktikanten der Fachschule und die Schülerinnen und Schüler der in diesem Schuljahr bei uns beheimateten Klasse der Don-Bosco-Schule (Förderschule mit dem Schwerpunkt Geistige Entwicklung) mittels des Einsatzes von Kronen aus Pappe am eigenen Leibe spürbar gegenseitig und dies – wie die Gesichter zeigten – mit großer Freude und sichtbarer Wirkung für das Selbstwertgefühl der „kleinen und großen Könige“ (siehe zweitletztes Foto).
Text: Andreas Mäteling
Fotos: Barbara Roghmanns, Andreas Mäteling
