Die HEP/B zu Gast in der Forensischen Klinik Bedburg-Hau

Psychiatrisch-therapeutische Betreuung von forensischen Patienten – ein Arbeitsfeld auch für Heilerziehungspfleger*innen

Am 22.09.2021 durften wir, die HEP/B, in Begleitung von Frau Doekels, im Rahmen unserer ersten Blockwoche das LVR-Klinikgelände in Bedburg-Hau besuchen. Geführt wurden wir von Frau Rhöse, der Pflegedienstleitung, und Herrn Dauer, Diplompädagoge. Nach gut zwei coronageprägten Schuljahren war es ein besonderes Erlebnis für uns, die Referenten einmal nicht über den Computerbildschirm kennenzulernen, sondern live und in Farbe direkt vor Ort an ihrem Arbeitsplatz – und noch dazu an einem so besonderen.

Das Besondere, was diese Klinik von anderen unterscheidet, ist – mal ganz abgesehen davon, dass hier (auch) psychisch kranke Straftäter behandelt werden, das Pavillonsystem, nach welchem es verschiedene Stationen in verschiedenen Gebäuden gibt, was für uns mit einem ausgiebigen Fußmarsch über das weitläufige Klinikgelände verbunden war.
Zunächst starteten wir mit einem geschichtlichen Einblick hinter die Kulissen des 1912 gegründeten Klinikums, bei dem auch die Bedeutung des schwarzen Kapitels unserer Historie für die Entwicklung des Geländes verdeutlicht wurde. Das heutige LVR-Klinikgelände für ca. 1000 Patienten setzt sich aus den Krankenhausbereichen wie der Neurologie sowie diversen psychiatrischen Stationen und der mit 550 Patienten größten Forensik am Niederrhein zusammen.

Coronabedingt durften wir die meisten Gebäude nur von außen betrachten, was die Tiefe der Einblicke jedoch nur bedingt schmälerte. Insbesondere vor dem Hintergrund unserer Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin bzw. zum Heilerziehungspfleger waren diese für uns interessant, da im Arbeitsfeld der Forensik auch einige HEPs vertreten sind. Wir folgten dem Rundgang durch die größtenteils naturbelassene Anlage und bewunderten auch die vielen historischen, aber leider leerstehenden Häuser, die einst für Patienten genutzt wurden.

Durch den stadtähnlichen Aufbau des Geländes in idyllischer Natur wurde ein Gefühl der Ruhe und Geborgenheit vermittelt, wenngleich wir natürlich alle das vorurteilsbehaftete Bild einer psychiatrischen Einrichtung kennen, was viele Menschen heutzutage leider immer noch haben.

Besonders spannend wurde es, als wir vor der großen Forensik für psychisch erkrankte Straftäter standen. Ausgestattet mit FFP2-Masken, durften wir nach einer kurzen Kontrolle und Abgabe unserer persönlichen Gegenstände, hinter die gut fünf Meter hohe, aus Polcarbonat bestehende Mauer der Forensik blicken.

Zunächst besuchten wir die verschiedenen Arbeitsbereiche der Forensik. Im Anschluss begaben wir uns, in zwei Gruppen gesplittet, in die Wohnbereiche. Wir wurden im Vorfeld dahingehend sensibilisiert, dass die meisten Patienten der Forensik sich durch Besuche wie unseren wie „Affen im Zoogehege“ fühlen, was ihnen durch die vielen Zäune und grifflosen, mehrfachverglasten Fenster nicht zu verdenken ist.

Dennoch erklärte sich ein langjähriger Patient bereit, uns sein Zimmer zu zeigen und ein wenig über das Leben dort zu berichten. Anschließend bekamen wir noch eine Führung durch diverse Werkstätten und Therapieräume, wie beispielweise den mit jeglichen Instrumenten ausgestatteten Raum für Musiktherapie. Darüber hinaus wurden uns die Sporttherapie, die Ergotherapie und die Arbeitstherapie vorgestellt. Zudem gab es Erläuterungen dazu, was die Betreuung und Therapie in der Forensik ausmacht. Dazu gehört vor allem, dass die Mitarbeiter intensiv mit den Patienten im Rahmen der Therapie zusammenarbeiten und sie bei der Gesundung unterstützen, wobei immer auch die soziale Rehabilitation in den Blick genommen wird und über Nachsorgeambulanzen eine Betreuung bis zur Entlassung aus dem Maßregelvollzug erfolgt. Selbstverständlich bedarf es hierfür eines intensiven Einarbeitungsprogramms für neue Mitarbeiter, insbesondere zu gesetzlichen Rahmenbedingungen und Sicherheitsmaßnahmen.

Zum Ende der Führung stellte der LVR uns noch kleine, liebevoll zusammengestellte Lunchpakete zur Verfügung, die wir nach dem Durchqueren der Sicherheitsschleuse natürlich sofort plünderten, bevor wir uns – voller neuer Eindrücke und im Wissen darum, dass wir mit unserer Qualifikation in der Forensik dringend gebraucht werden – wieder auf den Weg Richtung LFS machten. Wer weiß: Vielleicht wird ja künftig eine/r von uns als „fertiger“ HEP wiederkommen und Teil des multiprofessionellen therapeutischen Teams.

Text: Leonie Laufenburg (HEP/B)
Foto: Margret Doekels


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