Würdevolles Sterben und Trauern – Einblicke in die hospizliche Arbeit für die HEP/O

Würdevolles Sterben und Trauern (auch) in Einrichtungen der Behindertenhilfe: was ist möglich? Einblicke in die hospizliche Arbeit für die HEP/O

Am 28.04.2021 durften wir, die HEP/O, Frau Martina Zimmer begrüßen. Sie ist Koordinatorin des ambulanten Hospizdienstes der Malteser. Aufgrund der Coronasituation befand sich die eine Hälfte unserer Klasse im Distanzunterricht und die andere Hälfte im Präsenzunterricht. Daher wurde Frau Zimmer dieses Jahr per Videokonferenz eingeladen, was im Verglich zu den Jahren davor sehr unüblich ist.

Zu Beginn machte sie deutlich, wie wichtig es ihr sei, Schülern von der Hospizarbeit zu berichten. Durch unseren Religionsunterricht konnten wir im Vorfeld bereits Einblicke in dieses Thema gewinnen und hatten daher einige Fragen für Frau Zimmer vorbereitet. Zunächst interessierte es uns natürlich, wie sie eigentlich zur Hospizarbeit gekommen ist. Sie beschrieb uns ihren Weg von der Arbeit als Krankenschwester und den ersten Erfahrungen mit Sterbenden, bis zur heutigen hauptberuflichen Arbeit im ambulanten Hospizdienst. Sie selbst vertritt die Meinung, dass jeder Mensch ein würdevolles Sterben verdient und sie daher durch Öffentlichkeitsarbeit das vielfältige Angebot des ambulanten Hospizdienstes publik machen möchte. Zudem sei es ihr wichtig, das Thema „Tod und Sterben“ zu enttabuisieren.

Aber was bedeutet ambulanter Hospizdienst überhaupt? Es werden hier verschiedene Dienste im Bereich der Trauer- und Sterbebegleitung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene angeboten. Es ist eine psychosoziale Begleitung und sie ermöglicht sowohl dem Sterbenden als auch seinem nahen Umfeld die Umsetzung von letzten Wünschen und Bedürfnissen. Unterstützend wirkt das große Netzwerk von Stiftungen, mit dem der ambulante Hospizdienst verbunden ist. Nennenswert ist zudem, dass die Begleitung von Betroffenen kostenfrei ist und größtenteils sowohl durch Spenden als auch von Krankenkassen finanziert wird.

Zu der für uns angehenden Heilerziehungspfleger*innen besonders relevanten Frage, wie die Begleitung Sterbender und Trauernder in Einrichtungen der Behindertenhilfe und vor allem auch mit Menschen mit geistigen Behinderungen umgesetzt werden kann, konnte Frau Zimmer uns viele und sehr konkrete Möglichkeiten mit an die Hand geben. Unter anderem beschrieb sie Rituale zur Gestaltung gemeinsamer Erinnerungen, die dem Sterbenden aber auch den anderen Bewohnern einer Einrichtung einen würdevollen Abschied ermöglichen (z. B. Bilder malen, Kerzen gestalten, Fähnchen mit guten Wünschen beschriften), und empfahl uns gemeinsam mit Herrn Mäteling geeignete Literatur in Leichter Sprache, die zur Ansicht im Klassenraum auslag. Zudem war es uns wichtig, zu erfahren, welche Strategien wir als Heilerziehungspfleger*innen anwenden können, wenn wir zu emotional involviert sein sollten. Auch hier konnte uns Frau Zimmer mit Tipps, wie der so genannten „5-4-3-2-1-Regel“, weiterhelfen.

Wir fragten sie ebenfalls nach dem in der Begleitung von Menschen anderer Kulturen zu Beachtenden. Dazu erzählte uns Frau Zimmer, dass dies besonders spannend sei und es sehr wichtig ist, Rituale anderer Kulturen anzunehmen um die Begleitung so individuell wie möglich zu gestalten. So sei es bei Muslimen wichtig, den Imam zu kennen, zu wissen, warum es so wichtig ist, dass viele Angehörige Abschied nehmen können u. v. m. Dem Thema werden wir, nicht zuletzt weil es uns besonders interessiert, nächstes Jahr auch noch in einem speziellen Seminar zur transkulturellen Pflege nachgehen.

Weiterhin stellten wir die Frage, nach welchen Kriterien ein Begleiter ausgewählt würde. Dazu erklärte Frau Zimmer, das meist „der kleinste gemeinsame Nenner“ die Basis für tiefergehende Gespräche sei und viel Kreativität seitens der Begleiter erfordert. Die Wahl des Begleiters sei daher immer gut bedacht. Zu den Begleitern zählen 80 ehrenamtliche Mitarbeiter verschiedenster Berufsfelder, unter denen auch ehemalige Studierende unserer Fachschule zu finden sind. Insbesondere deshalb interessierten uns die vielen Projekte, die der ambulante Hospizdienst anbietet. Eines der bekanntesten ist der Erinnerungsbaum in Xanten. Zudem existiert eine Trauergruppe speziell für die Begegnung und den Austausch jüngerer Betroffener, die sich in ähnlichen Situationen befinden.

Allgemein empfanden wir trotz des Formates der Videokonferenz eine große Nähe zwischen uns Studierenden und der Referentin Frau Zimmer. Den Austausch zu diesem besonderen und so wichtigen Thema erlebten wir auf sehr emotionaler Basis. Wir haben vieles für unsere berufliche Zukunft und auch darüber hinaus mitnehmen können und bedanken uns herzlich bei Frau Zimmer, aber auch bei Herrn Mäteling, die uns diese Erfahrung ermöglicht haben.

Text: Michelle Bröker & Leonie Laufenburg (HEP/O)
Fotos: Leonie Laufenburg


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