Meditativer Impuls zur Corona-Situation

„Die Nacht, in der das Fürchten wohnt, hat auch die Sterne und den Mond.“ (Mascha Kaléko)

Liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Studierende,

in diesen Tagen fand ich ein Zitat von Mascha Kaléko, das mir im Zusammenhang mit der Corona-Situation, der wir gerade ausgeliefert sind, sehr passend erscheint:

Die Nacht, in der das Fürchten wohnt, hat auch die Sterne und den Mond.

Ich finde, dieser Spruch passt sehr gut zu meiner momentanen Gefühlslage. Von einem gewissen Unbehagen, das zuweilen auch den Namen Angst verdient, kann ich mich nicht freisprechen. Es ist halt so vieles so neu, ungewiss, unbekannt.

Aber gleichzeitig erlebe ich eine staatlich verordnete Entschleunigung: Menschen reden miteinander, geben Wohnzimmerkonzerte über Facebook, organisieren Nachbarschaftshilfe. Die Natur bekommt eine Pause und scheint im Erwachen des Frühlings ihre Freude darüber zu zeigen, was ich wiederum mit meinen Kindern ganz bewusst wahrnehmen darf, da die Lämmchen auf der Weide gegenüber und die ersten Blüten nicht im Alltagstrubel untergehen. Gemeinsame Familienzeit, geschenkte Zeit – wir werden gerade reduziert auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben, auf die geliebten Menschen, auf das Miteinander, das Füreinander, das Zueinander.

Ich erlebe wenig Verzweiflung und viel Zuversicht, wenig Sorge und viel Heiterkeit, Kraft, Mut und Gelassenheit. Und, wenn es nicht total ungehörig ist, das ob einer solchen Krise so zu sagen, spüre ich manchmal sogar Freude über die Möglichkeit längere Zeit innezuhalten.

Ich wünsche uns Zuversicht, ich wünsche uns Bonhoeffers Gefühl von treuen Mächten wunderbar geborgen getrost erwarten zu dürfen, was kommen mag.

Vielleicht verändert uns Corona. Vielleicht führt uns social distancing zu neuer Nähe. Vielleicht können wir die Situation, die wir nicht ändern können, für uns nutzen, um uns endlich einmal Zeit für uns selbst zu nehmen und einmal Tempo aus unserem Leben zu nehmen. Und ich glaube, auch bei körperlicher Distanz, müssen wir nicht sozial vereinsamen, sondern können unsere gute mediale Vernetzung nutzen, um anderen beizustehen, denen eher ängstlich zumute ist und ihnen Mut zusprechen.

Und wenn Sie Lust haben, die Kommentarfunktion zu nutzen, um von Ihren schönen Erlebnissen mit der geschenkten Zeit zu berichten, machen Sie das sehr gerne.

Für das Team der Schulseelsorge

Barbara Roghmanns


Kommentare

  1. Julia sagt:

    Liebe Barbara,
    Das hast du wunderschön geschrieben !
    Vielen Dank dafür.
    Ich erlebe es ähnlich. Und auch bei meinen Kindern stelle ich fest, dass sie es genießen. Die gemeinsame Zeit, fast ohne Verpflichtungen.
    Machen wir das beste draus .
    Bleibt gesund !
    Julia

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