Insekten – Leckerbissen der Zukunft

Grillen und Grashüpfer könnten bei der Ernährung der Weltbevölkerung bald eine wichtige Rolle spielen. Schüler der Liebfrauenschule Geldern aus dem 13-er Leistungskurs Ernährungswissenschaften von Frau Vey haben schon mal vorgekostet.

Den folgenden Artikel verfasste die Journalistin Lynn Gandhi für die Rheinische Post (Erscheinungsdatum: 7. März 2020, Ausgabe Geldern)

GELDERN. Auf der Erde gibt es immer mehr Menschen, deshalb wird es eine immer größere Herausforderung, alle Menschen zu ernähren. Mit diesem Problem hat sich der Leistungskursus für Ernährungswissenschaften der Liebfrauenschule Geldern auseinandergesetzt und ist dabei immer wieder auf ein Nahrungsmittel gestoßen, das auf dem deutschen Lebensmittelmarkt noch nicht stark vertreten ist: Insekten.

Schülerin Eliane Hülk hat sich mit dem Thema befasst und darüber einen Vortrag in der Klasse gehalten: „In Insekten ist genau so viel Energie wie in Fleisch, aber es kostet viel weniger Energie, sie zu produzieren. Außerdem wird für die Herstellung weniger Platz und Wasser benötigt als zum Beispiel für Rinder. Darum ist es insgesamt viel nachhaltiger“, erklärt die 18-Jährige.

Damit war die Neugierde geweckt, und Lehrerin Ulrike Vey kam auf die Idee, die Insekten selbst mit den Schülern zu probieren. Grillen, Grashüpfer und Burgerpattys aus Buffalowürmern stehen heute auf dem Speiseplan.

„Die Optik ist gewöhnungsbedürftig“, meint die Lehrerin. Und auch Eliane kann sich noch nicht ganz mit dem Gedanken, in die Heuschrecke zu beißen, anfreunden. „Ich ekel mich nicht, aber es ist schon speziell. Die Augen, Fühler, Beine, das sieht man alles noch. Bei den Burgerpattys, in denen die Insekten schon verarbeitet sind, finde ich es nicht schlimm“, erklärt die Schülerin. Sowohl in den Grashüpfern als auch in den Grillen und Buffalowürmern stecken viele Proteine, Ballaststoffe und ungesättigte Fettsäuren, die gut für den Körper sind, so Lehrerin Vey.

Um den Anblick etwas appetitlicher zu machen, haben die Schüler die Grashüpfer mit Schokolade umhüllt. Die Burgerpattys sind fertig gebraten, und schon kann es los gehen mit dem Probieren.

An die Burgerpattys wagte sich fast jeder der 17 Schüler. „Schmeckt“, ist das erste, was die meisten nach dem Probieren sagen. Die Burger seien etwas trocken, aber ansonsten schmecken sie wie normale Gemüse-Burgerpattys. Dann geht es an die Grashüpfer. Dabei sind die Schüler wesentlich zurückhaltender, keiner greift so schnell freiwillig zu. Bis auf Ulrike Vey: Sie geht mit gutem Beispiel voran und greift sogar zu einem Insekt, das nicht mit Schokolade überzogen wurde. Ihre erste Reaktion: „Interessant. Nussig, es kracht, aber wenn man’s durchgebissen hat, dann ist es hohl.“ Dann wagen sich auch die Schüler an die Grashüpfer, es knuspert bei jedem Bissen. „Schmeckt nicht ekelig, die Schokolade schmeckt gut. Es ist nur etwas krümelig im Mund“, meint die Schülerin Linda Mannke.

„In vielen Ländern gibt es die Insekten ja schon ganz normal auf dem Markt, hier habe ich die noch nicht in Supermärkten gefunden“, sagt Eliane. „Aber wenn in ein paar Jahren auch hier in Europa mehr Insekten auf dem Markt sind und es als Lebensmittel präsenter wird, dann kann ich mir schon vorstellen, auch im Alltag Produkte aus Insekten zu verwenden.“ Die Chips in Zukunft durch Insekten zu ersetzen, können sich die meisten Schüler trotzdem noch nicht vorstellen, was auch am Preis liegt. Für 20 Gramm Grashüpfer mussten sie über 14 Euro zahlen. Aber auch das Aussehen der Grillen und Grashüpfer spielt da mit Sicherheit eine Rolle.

„Das ist das Schöne an dem Unterricht, dass man mit den Schülern auch mal was Außergewöhnliches und Neues ausprobieren kann“, sagt Ulrike Vey.

Text: Lynn Gandhi für die Rheinische Post, Ausgabe Geldern, Erscheinungsdatum: 7. März 2020
Fotos: Ewald Hülk


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