Einblick in die Theaterwerkstatt von Haus Freudenberg

Wie geht inklusive theaterpädagogische Arbeit? Die HEP/B zu Gast in der Theaterwerkstatt der Haus Freudenberg GmbH

Am 04.11.2019 war die HEP/B im Rahmen ihrer zweiten Blockwoche zu Gast in den Probenräumen der TheaterWerkstatt der Haus Freudenberg GmbH, die von Anna Zimmermann-Hacks ins Leben gerufen wurde und bis heute von ihr geleitet wird.

Nachdem sich Frau Zimmermann-Hacks als Heilerziehungspflegerin und studierte Theaterpädagogin vorgestellt hatte, was wir als Kombination schon sehr interessant fanden, wurde es für uns angehende Heilerziehungspfleger von Minute zu Minute noch interessanter. Unserer Klasse wurden zunächst vier Schauspieler der Theatergruppe vorgestellt. Einige von ihnen waren schon bei der ersten Aufführung der Theatergruppe der Haus Freudenberg GmbH, die sich bewusst TheaterWerkstatt nennt, dabei. Schnell wurde klar, was bei ihrer Arbeit im Fokus steht, nämlich dass jede und jeder, der zur Gruppe gehört, gleich wichtig ist und dass auch jede Nebenrolle genauso wichtig ist wie die Hauptrolle.

Wer sich jetzt dachte, die Theaterarbeit wäre nur eine Art Beschäftigungstherapie für die Beschäftigten der Werkstatt für Menschen mit Behinderungen, wurde schnell eines Besseren belehrt. Aus den Erzählungen aller Beteiligten wurde klar, dass alle ein anspruchsvolles Theaterstück auf die Beine stellen möchten, welches die Besucher anspricht und sie gut unterhält. Bis zu 50 Schauspieler wirken, wie wir erfuhren, an der Durchführung eines solchen Stückes mit, wie es jedes Jahr wieder das Publikum in Kleve, Geldern und Kevelaer begeistert, eine bunte Mischung aus Beschäftigen der Werkstätten für Menschen mit Behinderungen, Mitarbeiter/innen und externen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen , die einfach Freude daran haben, schauspielerisch tätig zu sein und Teil eines solch begeisternden inklusiven Projekts zu sein. Oftmals kommt es vor, dass es für den Zuschauer schwer wird zu erkennen, wer Beschäftigter und wer Externer ist. Frau Zimmermann-Hacks legte uns dringend ans Herz, es ihr gleich zu tun und in unsere eigenen Leidenschaften in die spätere Berufstätigkeit einfließen zu lassen.

Dann war die Schonphase für uns vorbei. Gemeinsam mit den anwesenden Schauspielern durchliefen wir das Aufwärmprogramm, das auch die Schauspieler bei jeder Probe durchlaufen. Nach dem Warm-Up, das für einige schon anstrengend genug war, ging es erst richtig los. Die Gruppe bekam die Aufgabe, verschiedene Standbilder darzustellen. Immer dabei zu berücksichtigen war eine gute Mischung aus Berufspraktikant/innen unserer Klasse und Schauspielern zu finden, denn wie im Theater gilt: alle gehören zum Team. Nach vielen interessanten Übungen, die den Beteiligten sichtlich Freude bereiteten, wurde es für uns Neulinge erstmals ernst. In Kleingruppen eingeteilt bekam jede Gruppe einen der erfahrenen Schauspieler an die Hand und sollte eine bestimmte Szene mit ihnen erarbeiten und aufführen. Die Aufführungen wurden durch Musik und das theatereigene Kostümlager unterstützt. Gemeinsam erarbeiten die Gruppen mit den ihnen zur Seite gestellten „Profis“ die Szene. Unter Beobachtung der anderen Gruppen wurden die erarbeiteten Szenen vorgestellt. Auch hier fiel schnell auf, dass es nicht immer leicht zu erkennen war, wer Schauspieler und wer Studierender war. Beide Seiten konnten an diesem Tag viel voneinander lernen. Der Tag verging für uns wie im Fluge.

So erfuhren wir auch ganz praktisch, was es gemäß Ziel der inklusiven Theaterpädagogik heißt, sich mit einem kontinuierlich wachsenden Selbstbewusstsein jeder und jedes Einzelnen und mit zunehmendem Selbstverständnis immer mehr aus der so genannten „Behinderten-Nische“ heraus zu entwickeln, hinein ins INKLUSIVE gesellschaftliche, kulturelle Leben. Wir durften dank Frau Zimmermann-Hacks eindrucksvoll erleben, wie Vielfalt und Zugehörigkeit im Anderssein durch theaterpädagogische Arbeit erreicht werden kann. Ein Ziel, an dessen Erreichung gerade auch wir HEPs an unseren Praxisstellen mitarbeiten. Jede/r soll das Recht auf eine individuelle Entwicklung und soziale Teilhabe haben, ungeachtet der persönlichen Unterstützungsbedürfnisse – und hierzu leistet die TheaterWerkstatt einen wichtigen Beitrag.

Die HEP/B bedankt sich bei Frau Zimmermann-Hacks und ihren Schauspielern für diesen interessanten und lehrreichen Tag in der TheaterWerkstatt. Wer sich selbst ein Bild von der Arbeit der TheaterWerkstatt machen will, dem empfehlen wir einen Besuch der Theateraufführungen, die im Februar und März stattfinden werden.

Fotos: Anna Zimmermann-Hacks
Text: Kevin Krispin (HEP/B)


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