Wasser marsch!

Vielfach besuchen Klassen unseres Berufskollegs, oft aus der SE, das Gelderner Wasserwerk. Im Mai waren Schülerinnen und Schüler aus der AH/12F dort, um sich über die Trinkwassergewinnung im Rahmen einer Unterrichtsreihe zum Ökosystem See zu informieren.

Montagmorgen, kurz vor 9, rund 2 km nördlich von Hartefeld. Bachstelzen, Blaumeisen und Buchfinken zwitschern unbekümmert zwischen Buchen, Birken und Brombeersträuchern. Mittendrin in dieser grünen Idylle steht Reiner Kallberg. Er ist nicht alleine, denn zwei Dutzend Schülerinnen und Schüler aus der AH/12F stehen mit interessiertem Blick im Kreis um ihn herum. Herr Kallberg ist Mitarbeiter der Stadtwerke Geldern, und an jenem Montagmorgen zeigt er den angehenden Abiturienten am Wasserwerk Geldern den langen Weg des aus den Tiefen geförderten Rohwassers bis hin zum hochwertigen Trinkwasser, das in Gelderns Haushalten frisch aus dem Kran sprudelt.

Fünf Brunnen fördern je nach Bedarf bis zu 700 Kubikmeter des kühlen Nasses pro Stunde aus einer Tiefe von bis zu 20 Metern. Eine große Menge davon geht an die Gelderner Privathaushalte von Hartefeld bis Walbeck und Lüllingen. Aber auch einige Großabnehmer gibt es, wie Herr Kalberg auf Nachfrage erläutert. Das Clemenshospital in Geldern gehört beispielsweise dazu, ebenso wie eine Großwäscherei und ein Schlachthof.

Das geförderte Wasser ist zwar trinkbar, aber ein Genuss ist es nicht. „Es ist eisen- und manganhaltig und besitzt zu viel Kohlensäure“, klärte der Wasserexperte auf. Die Kohlensäure, die man als Konsument zwar schätzt, muss entfernt werden, denn die, so Kalberg, schädige das 300 km lange Rohrsystem. In der großen Filterhalle befinden sich daher hochwertige Aufbereitungsanlagen für die Entsäuerung, die Entmanganisierung und die Enteisenung. Wie effektiv diese Filteranlagen arbeiten, konnten die Schülerinnen und Schüler bei der Verkostung von unterschiedlichen Proben vom Roh- bis zum aufbereiteten Trinkwasser feststellen.

In diesem Zusammenhang ging Herr Kallweit auch auf den Nitratgehalt des Wassers ein. Dieses war für die angehenden Abiturienten aus dem Leistungskurs Biologie insofern wichtig, weil bei ihnen im zweiten Schulhalbjahr das Ökosystem „See“ im Mittelpunkt steht. Gerade die Qualität eines Sees leidet unter einem zu starken Nährstoffeintrag, der zu einer Eutrophierung und schlimmstenfalls zum „Umkippen“ eines Sees führen kann. 15-20 mg Nitrat befinden sich in einem Liter Gelderner Wasser, ein Wert, der deutlich unter dem Grenzwert der Trinkwasserverordnung steht.

Warum dieser Wert für eine landwirtschaftlich genutzte Region, wie es der Niederrhein ist, dennoch gut sei, erläuterte Herr Kalberg. Eine Kooperation mit den ortsansässigen Landwirten mache das möglich. Diese würden weniger Gülle ausfahren. Zwar hätten sie dadurch weniger Erträge, aber die Stadtwerke würden sich finanziell an der dadurch entstehenden Ertragsdifferenz beteiligen.

Nicht fehlen durfte beim Rundgang durch die gesamten Außen- und Innenanlagen des Wasserwerkes ein Blick in einen der Trinkwasserbehälter, der ein Volumen von 3000 Kubikmetern hat. Glasklar befindet sich hier das Wasser, das angetrieben durch Förderpumpen in die Gelderner Ortschaften transportiert wird, um dort verbraucht zu werden.

Dass es schade ist, dass dieses hochwertig aufbereitete Wasser im Haushalt auch zur Toilettenspülung und andere Dinge genutzt wird, die nicht eine so hohe Trinkwasserqualität erfordern würden, äußerten die Schüler. Dem konnte Herr Kallweit nur zustimmen. Das Problem ist aber folgendes: Wenn vom Wasserwerk neben dem exquisiten Trinkwasser auch weniger hochwertiges Brauchwasser in die Haushalte geliefert werden würde, dann müssten auch doppelt Rohre verlegt werden und müssten letzten Endes auch innerhalb eines Hauses zwei Rohrsysteme, eines für Trinkwasser und eines für gewöhnliches Brauchwasser, bereitgestellt werden. Dass dieses mit immensen Kosten verbunden ist, die der Kunde nur ungern tragen würde, war für die Schülerinnen und Schüler gut nachvollziehbar.

3,1 Millionen Kubikmeter Wasser dürfen übrigens jährlich vom Wasserwerk Geldern gefördert werden – mehr nicht. Das ist auch gut so, denn ansonsten würde zu viel Wasser dem Erdreich entnommen, was den Pflanzen, die rund um das Einzugsgebiet leben, fehlen würde.

Die umfangreiche Technik mit allerlei Zählern verdeutlicht dabei, dass es immer Zeiten gibt, in denen der Wasserverbrauch ansteigt – morgens zum Beispiel, wenn die Menschen aufstehen und duschen bzw. sich waschen. Aber auch sonst gibt es besondere Stoßzeiten. Herr Kalberg: „In der Halbzeitpause von wichtigen Fußballspielen, die im Fernsehen übertragen werden oder sonntagabends direkt nach dem Tatort.“ Eine Frage wurde in diesem Zusammenhang übrigens nicht gestellt: Ob zu Schulpausenzeiten der Wasserkonsum ebenfalls ansteigt.

Text und Fotos: Ewald Hülk


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