„Die Schätze, wie wir handeln können, liegen in uns.“ – Wissenswertes zur Trauerarbeit

Im Rahmen des Religionsunterrichts zum Thema Trauerarbeit in Einrichtungen der Behindertenhilfe durften wir, die HEP/O, am 15.03. den Pastoralreferenten, Gestalttherapeuten und Supervisor Herrn Ueberfeld als Experten begrüßen. Herr Ueberfeld arbeitet in seiner Funktion als Pastoralreferent in der mit unserer Schule kooperierenden Pfarrgemeinde St. Maria Magdalena in Geldern. Für Herrn Ueberfeld war es der erste Besuch dieser Art in unserer Schule. Rasch zeigte sich aber, dass die Klasse und Herr Ueberfeld in der Zusammenarbeit gut harmonieren. Nachdem wir uns im Religionsunterricht schon mit dem Thema Trauer und den Trauerphasen allgemein beschäftigt hatten, waren wir gespannt, was Herr Ueberfeld nun vor dem Hintergrund seines Wissens- und Erfahrungsschatzes speziell zum Thema „Trauerarbeit“ an uns würde weitergeben.

Nach einer kurzen Einführung war sofort klar, dass Tod und Trauer ein entscheidendes Thema im Leben eines jeden Einzelnen ist und die so genannte Trauerarbeit keineswegs mit einem schnell gesagten „Mein Beileid“ beendet ist. Er machte dann auch rasch deutlich, dass sich Trauerarbeit nicht nur auf das Thema Tod beschränkt, sondern auf jegliche Verarbeitung von Verlusten, die häufig eine Trauerreaktion auslösen. Um zu verdeutlichen, dass diese für jeden allgegenwärtig sind, sollten wir in Einzelarbeit aufschreiben, welche Verluste wir im Leben schon erlebt hatten.

Bei der Auswertung zeigte sich, dass jeder von uns schon mit Verlusten umgehen musste. Diese reichten von kleinen bis hin zu schwerwiegenden Verlusten im Leben, wobei die Wahrnehmung der Bedeutung des Verlustes ja auch sehr individuell ist. Bei einem war es der Tod eines Haustieres, bei einem anderen der Tod der Großeltern oder sogar der Eltern. Zudem waren Verluste durch Trennungen der Eltern zu verarbeiten, oder aber die Trennung von einem Freund, einer Freundin.

Dass gerade auch die Bewältigung von kleineren Krisen wichtig ist, verdeutlichte Herr Ueberfeld damit, dass wir an kleinen Krisen wachsen und hier die Grundlage dafür erlernen, wie wir später mit größeren umgehen. In intensiven Gesprächen innerhalb der Gruppe, die hier aus Gründen der Diskretion nicht wiedergegeben werden, haben wir dann mit Herrn Ueberfeld darüber gesprochen, was uns persönlich bei der Bewältigung geholfen hat.

Im letzten Teil konfrontierte uns Herr Ueberfeld mit der alttestamentlichen Erzählung von Elija am Horeb. Anhand dieser Geschichte wurde die Rolle einer Trauerbegleitung verdeutlicht, die darin besteht, sich jemandem zuzuwenden, der trauert und der keine Perspektive sieht, und diesen zu stärken: in der Erzählung mit Wasser und Brot. Desweiteren hat er uns für die aus seiner Sicht wesentlichen fünf Bausteine in der Trauerarbeit sensibilisiert, die wir als angehende Heilerziehungspfleger/innen und somit als in zahlreichen Trauerprozessen begleitende Personen verinnerlichen sollten:

1. Bewusster Abschied- sich bewusst dem Abschied stellen, der Versuch ihn als unwiederbringlich, endgültig zu begreifen.
2. Ausdruck der Trauer – wie kann und will ich meiner Trauer Ausdruck verleihen?
3. Kontakte der trauernden Person – wer steht der trauernden Person zur Seite, wen will der Trauernde um sich haben und wodurch zeichnet sich der Kontakt aus?
4. Platz des Verstorbenen im Leben – welche Formen und Rituale werden erarbeitet, damit die verstorbenen Person im Leben der Hinterbliebenen einen Platz einnehmen kann, ohne erneut in tiefe Trauer auszubrechen?
5. Zukunftsperspektiven – wie kann das Leben mit und trotz des Verlustes gestaltet und gelebt werden.

Nach der sehr anschaulichen Auseinandersetzung mit der Geschichte (siehe Fotos), dürfte die Verinnerlichung sicher voll gelungen sein. Abschließend gab er uns noch den aus unserer Sicht zentralen Satz mit auf den Weg: „Die Schätze, wie wir handeln können, liegen in uns“. Grundgelegt unter anderem durch die Erfahrungen, die wir mit Verlusten in unserem Alltag alle schon gemacht haben. Mit dieser Erkenntnis wich bei vielen von uns auch die Angst davor, künftig mit Trauerbegleitungen konfrontiert zu werden. Noch dazu hat Herr Ueberfeld uns viele Kontaktadressen von Ansprechpartnern in unserer Region überreicht, bei denen wir uns auch in ganz speziellen Trauersituationen, zum Beispiel bei der Begleitung von Kindern und Jugendlichen, melden können.

Am Ende bedankten wir uns bei Herrn Ueberfeld für die sehr gefühlvolle Gestaltung der Doppelstunde und den Einblick in seine praktischen Erfahrungen zu einem so wichtigen und für unsere Arbeit und unser Leben bedeutsamen Thema. Weitere konkrete Informationen zur Trauerarbeit speziell im Umgang mit Menschen mit geistigen Behinderungen sollten sich im Religionsunterricht anschließen.

Text: Kevin Krispin (HEP/O)
Fotos: Andreas Mäteling


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