Eine MS-Nurse zu Gast in der HEP/O

MS-Nurse zu Gast in der HEP/O: Wissenswertes rund um die Betreuung von Menschen mit Multiple Sklerose – der „Krankheit mit den 1000 Gesichtern“

Am Dienstag, den 26.02.2019, durften wir, die Oberstufe der Fachschule für Heilerziehungspflege, die Expertin Frau Grützner bei uns im Unterricht des Faches Pflege/Gesundheit begrüßen. Frau Grützner arbeitet seit vielen Jahren als Medizinische Fachangestellte mit Weiterbildung zur MS-Nurse im Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) Gelderland. Die Kooperation unserer Schule mit dem MVZ hat es möglich gemacht, dass sie während ihrer Arbeitszeit zu uns kommen und mit ihrem reichen Wissens- und Erfahrungsschatz zur Erweiterung unserer im Unterricht erworbenen Kenntnisse rund um die neurologische Krankheit Multiple Sklerose beitragen konnte.

Für Frau Grützner war dies der erste Besuch dieser Art. Nach anfänglicher, leichter Nervosität – von der sie uns offen erzählte -, blühte sie in ihrer Vorstellung voll auf und berichtete voller Eifer über ihre Zuständigkeitsbereiche, die vor allem aus der Betreuung der Patienten in psychischer Hinsicht und in der Beratung in Sachen Medikation bestehen.

Jeder Patient reagiert unterschiedlich auf die Diagnose MS, weswegen auch in jedem Fall ganz individuell auf die jeweilige Person eingegangen werden muss. Für die anfänglichen Fragen und die große Angst der Patienten, kein normales Leben mehr führen zu können, bietet die ausgebildete MS-Nurse viel Zeit und Raum für Gespräche und begleitet sie auf der Suche nach Antworten.

„Die Diagnose Multiple Sklerose bietet die Chance, noch bewusster zu leben, sich bewusster mit seiner Gesundheit und seinem Körper auseinanderzusetzen und manchmal auch mit sich ins Reine zu kommen“, so Frau Grützner. Das ließe sich immer wieder bei den Betroffenen beobachten, wobei sie damit natürlich nichts beschönigen wolle. Nur sei es halt auch nicht so, wie sie uns eindringlich mit auf den Weg gab, dass mit der Diagnose MS „alles aus sei“. Die Aufgabe der MS-Nurse und auch aller Pflegekräfte, die Menschen mit der Diagnose MS begleiten, sei es, die Betroffenen auf ihrem Weg zu begleiten, für Fragen und Nöte offen zu sein, Zuversicht zu vermitteln und nicht selten auch die für viele unverständliche Fachsprache von Medizinern zu übersetzen. Auch zu den Fragen rund um Familie, Schwangerschaft und Kinder berät Frau Grützner ausführlich. Vor allem auch hierfür hat sie positiven Zuspruch parat, denn trotz der Diagnose MS ist all dies möglich, und sogar noch mehr. Wie wir erstaunt erfuhren, verhindert eine Schwangerschaft das Auftreten von Schüben im schubförmigen Verlauf der Krankheit sogar.

Bei den Ausführungen der Expertin zur medikamentösen Behandlung, in der sie die Betroffenen von der Wahl der Medikamente bis zur Erklärung der Anwendung inklusive Anleitung zur Injektion berät, ging plötzlich ein geschocktes Raunen durch die Klasse. Der Grund hierfür war die Information, dass die Kosten der Injektionen in der Basistherapie 1.500 bis ca. 2.500 Euro in vier Wochen betragen. Bei den Kosten für die halbjährliche Infusion im Rahmen einer Eskalationstherapie waren wir dann vollends geschockt. Diese liegen nämlich bei ca. 10.000 Euro.

Frau Grützner berichtete uns darüber hinaus von Patientenveranstaltungen, zu denen sie regelmäßig einlädt. Zuletzt haben daran über 100 Patienten teilgenommen. Dort können sich Betroffene kennenlernen, sich über ihre Erfahrungen mit der Krankheit auszutauschen und werden über Neuigkeiten rund um das Thema informiert. Manche Patienten, bei denen die Erkrankung zum Teil schon weit fortgeschritten ist, aber auch langjährige Patienten, die günstigere Krankheitsverläufe haben, nehmen schon seit Jahrzehnten an diesen Treffen teil. Die Berichte über ihre unterschiedlichen Erfahrungen sind vor allem für die Neuerkrankten, bei denen es sich meist um jüngere Menschen handelt, von großer, vor allem psychologischer Bedeutung.

Wir sind Frau Grützner für ihren Besuch sehr dankbar und gehen mit neuem medizinisch-pflegerischen Wissen und im Bewusstsein um die große Bedeutung der psychologischen Betreuung gestärkt, in unsere heilerziehungspflegerische Arbeit. Vor allem wissen wir jetzt auch, wen wir in unserem nahen Umkreis ansprechen können, wenn wir demnächst mit MS-Betroffenen in unseren Einrichtungen konfrontiert sind und persönlichen Rat für die spezielle Betreuung von Menschen mit der Erkrankung Multiple Sklerose benötigen oder aber unseren Klienten dabei helfen wollen, sich mit anderen Betroffenen zu vernetzen.

Text: Lisa van der Linden (HEP/O)
Fotos: Andreas Mäteling
Abbildung: https://www.pflege-durch-angehoerige.de/multiple-sklerose-definition-ursache-behandlung/, Zugriff am 19.03.2019


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